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Wer setzt sich durch im defensiven Mittelfeld? Kramer (r.) oder Schweinsteiger?

© Reuters

WM 2014 - Deutschland vor dem Achtelfinale: FAQ zu Deutschland gegen USA

Die Spielweise der USA, die wahre Stärke der Deutschen und das Wetter in Recife – wir beantworten die wichtigen Fragen zum Spiel.

Müssen die Deutschen sich vor den USA fürchten?

Lässt man die günstige Konstellation außer Acht, dass die Nationalmannschaft sich vielleicht sogar eine knappe Niederlage erlauben darf: im Prinzip ja. Vor einem Jahr haben die Deutschen zuletzt gegen die Klinsmannschaft gespielt und in Washington 3:4 verloren. Von den damals eingesetzten siebzehn Spielern haben es allerdings nur sechs in den aktuellen WM-Kader von Bundestrainer Joachim Löw geschafft. Bei Weltmeisterschaften ist die Bilanz der Deutschen sogar noch porentief rein: zwei Spiele (1998, 2002), zwei Siege, 3:0 Tore. Trotzdem werden „die Amerikaner“ (DFB-Jargon) als extrem unangenehm eingeschätzt. Das hat natürlich auch etwas mit ihrem Trainer Jürgen Klinsmann zu tun. „Amerika lebt in starker Weise von der Aggressivität“, sagt Löw. „Wir haben unseren Spielern deutlich gemacht, in welchem Maße sie attackieren. Da müssen wir in der Lage sein, uns zu hundert Prozent zu wehren.“ Ein junges und aggressives Team hat sich der frühere Bundestrainer Klinsmann geschaffen, das aber auch taktisch und spielerisch Fortschritte gemacht hat. „Man hat gesehen, wie sie marschieren“, sagt Teammanager Oliver Bierhoff. „Und der Jürgen wird sie schon heiß machen.“ Davon ist auszugehen.

Wie gut sind die Deutschen wirklich?

Mats Hummels hat das wahre Leistungsvermögen der Nationalmannschaft „irgendwo zwischen dem Portugal- und dem Ghana-Spiel“ verortet. An dieser Einschätzung ist wenig auszusetzen, weil die Spanne zwischen den beiden Auftritten so groß ist, dass sich irgendwo dazwischen in der Tat ein schönes Plätzchen finden lassen sollte. Es gehört zum Wesen einer Weltmeisterschaft, dass die öffentliche Meinung sehr stark vom Moment geprägt wird. Nach dem 4:0 zum Auftakt waren die Deutschen auf dem besten Weg, die interplanetarische WM locker für sich zu entscheiden; seit dem 2:2 gegen Ghana sind sie wieder ein potenzieller Achtelfinalausscheider. „Ich bin guter Dinge, dass wir den für uns perfekten Weg finden“, sagt Hummels.

Möglicherweise hilft ihnen sogar das mühselige Spiel gegen die Ghanaer. Die Geschichte großer Turniere zeigt, dass Mannschaften, die regelrecht durch die Vorrunde rauschen, beim ersten Zeichen echten Widerstands nichts zuzusetzen haben. Siehe: EM 2012, Deutschland gegen Italien. Die Geschichte großer Turniere zeigt aber auch das Gegenteil: Wer sich einmal richtig schwergetan hat, findet gar nicht mehr zur nötigen Leichtigkeit. Im deutschen Lager ist man geneigt, die Angelegenheit eher positiv zu betrachten. Co-Trainer Flick sagt: „Die Mannschaft hat erfahren, dass sie auch beißen muss, wenn alles nicht so rund läuft.“ Die spannende Frage wird sein, ob auch das Trainerteam beißen kann, wenn es nicht so rund läuft.

Muss es personelle Veränderungen geben?

Wenn man die Signale aus der Heimat richtig deutet, bildet sich in Deutschland gerade ein Flashmob, der Philipp Lahm aus dem Mittelfeld mobben will. Die Mühe kann man sich sparen. Der Kapitän wird sich auch heute wieder vor der Viererkette einordnen. Veränderungen wird es allenfalls um ihn herum geben. Muss es nach den Erfahrungen aus dem Ghana-Spiel auch. Hans-Dieter Flick hat sich im Blick zurück einen verräterischen Versprecher geleistet: Es war „nicht so schlecht, wie das sein sollte“. Entscheidend ist, dass es besser wird, gerade im Mittelfeld. Die Frage ist nur: mit wem? Sami Khedira hatte gegen Ghana mehr mit seinem eigenen Körper zu kämpfen als mit seinen Gegenspielern. Für Bastian Schweinsteiger, der für Khedira eingewechselt wurde, gilt im Grunde das Gleiche. Zwanzig Minuten stand er auf dem Platz. Anschließend sah er so aus, als hätten es auch nicht sehr viele Minuten mehr werden dürfen. Einen Rekonvaleszenten durch einen anderen Rekonvaleszenten zu ersetzen, ist gegen ein physisches Team wie die USA ganz sicher nicht das schlüssigste Konzept. Schlüssig wäre es, den jungen Gladbacher Christoph Kramer in die Startelf zu befördern – einen Spieler, der körperliche Erschöpfung nur vom Hörensagen kennt.

Wie wird das Wetter?

Per Mertesacker blickte aus dünnen Schlitzen in die Welt, die Worte kullerten eher aus seinem Mund, als dass er sie bewusst aussprach. Anderthalb Stunden nach dem Spiel gegen Ghana wirkte der deutsche Innenverteidiger nur noch müde, sehr, seeeehr müüüüüüüüde. Und er war definitiv nicht der Einzige. Die schlechte Nachricht für die Deutschen: Die Bedingungen in Recife werden noch ein bisschen schärfer sein als am Wochenende in Fortaleza. Das Spiel wird drei Stunden früher, also zur Mittagszeit, angepfiffen. Immerhin sind neben sonnigen Abschnitten auch Wolken und Schauer angesagt – bei 29 Grad und 70 Prozent Luftfeuchtigkeit.

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