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Zu früh gefreut. Der FC Bayern verspielte in Turin einen 2:0-Vorsprung, den Arjen Robben in dieser Szene erzielt.

© dpa

Nach dem 2:2 bei Juventus: FC Bayern: Annähernd perfekt, bis auf das Ergebnis

Die Bayern können in der Champions League um den Titel mitspielen - oder in zwei Wochen, bevor es richtig losgeht, draußen sein. Das ist die Erkenntnis aus dem 2:2 bei Juventus Turin. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Sven Goldmann

War das wirklich erst das Achtelfinale? Lange bevor es richtig ernst wird in der Champions League, dem größten und wichtigsten und besten Fußball-Wettbewerb der Welt? Beim FC Bayern München haben sie nicht so recht gewusst, wo sie denn wirklich stehen vor diesem ersten K.o.-Spiel auf der europäischen Bühne im noch jungen Jahr 2016.

Jetzt wissen sie, dass sie ganz oben spielen können. Und dass es in zwei Wochen vielleicht schon vorbei ist mit dem Traum vom Finale in Mailand. So einfach und widersprüchlich lautet die Botschaft nach dem 2:2 am Dienstagabend bei Juventus Turin.

Eine Stunde lang haben die Bayern auf annähernd perfektem Niveau gespielt. Mit überragendem Pressing und einer Verteidigung, die so hoch stand, dass der Gegner sich schwer provoziert fühlen musste. Wann ist eine auswärtige Mannschaft zuletzt auf knapp 80 Prozent Ballbesitz in Turin gekommen?

Wer es gut mit Juventus meinte, der wird die paralysiert wirkende Passivität in der ersten Stunde in den Rang eines taktischen Konzepts erheben, als Gegenstück zum Münchner Ballbesitzfußball. Aber spätestens, als Arjen Robben zu Beginn der zweiten Halbzeit das Tor zum 2:0 erzielte, ging auch dieser theoretische Ansatz ins Leere.

Juve ist 2015 nicht zufällig ins Endspiel eingezogen

Doch der Fußball bezieht seine Faszination aus der ständigen Unwägbarkeit. Anders als im Kino oder Theater weiß bis zum Schluss niemand, wie es ausgeht, und die Dinge ändern sich auf dem Rasen oft schneller als die Freundinnen von Lothar Matthäus. Großartig waren am Dienstag in Turin nicht nur die Bayern.

Großartig war auch, wie Juventus in der letzten halben Stunde zurückkam. Mit zwei Toren, einem überragenden Paul Pogba und einer offensiven Leidenschaft, wie sie so überhaupt nicht dem Klischee vom technokratisch kühlen Ergebnisfußball der italienischsten aller Fußballmannschaften entspricht. Die Serie A mag an Renommee und Qualität verloren haben, ihr Meister aber ist im vergangenen Jahr eben nicht nur zufällig in das Champions-League-Finale eingezogen.

Auch die neue Juve verfügt nach dem Weggang der prägenden Figuren Alessandro Pirlo, Carlos Tevez und Arturo Vidal über eine Offensivkraft, die den Bayern jederzeit gefährlich werden kann. Es genügen dafür ein paar Minuten, um das Gebäude einer turmhohen Überlegenheit des Gegners zum Einsturz zu bringen.

Für die Bayern ist das, neben allem Positiven, die alarmierende Botschaft dieses Abends von Turin: Sie können das Spiel einen gefühlten Abend lang kontrollieren. Am Ende des realen Abends aber könnte doch noch ein Tor für Juve stehen und damit das Aus.  Im Achtelfinale, lange  bevor es richtig ernst wird in der Champions League.

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