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© dpa

FC Bayern: Christian Nerlinger soll bei den Bayern vermitteln

Es kommt bisweilen vor, dass ein Praktikant befördert und als Festangestellter in eine Firma eingegliedert wird. Dass aber ein Praktikant in spe schon einen Vertrag als Angestellter unterzeichnet, noch bevor er sein Praktikum angetreten hat, das ist neu.

Wenn der Arbeitgeber aber FC Bayern München heißt und sein künftiger Trainer Jürgen Klinsmann, dann, so scheint es, ist vieles möglich. Deshalb ist es fast eine logische Konsequenz der neuen Münchner Personalpolitik, dass Christian Nerlinger, 34, der sich kürzlich für ein Praktikum bei Uli Hoeneß bewarb, ab 1. Juli Teammanager bei den Bayern ist. Womit Klinsmann erneut die Erwartungen erfüllte: Nach der Verpflichtung des Assistenztrainers Martin Vasquez holte er wieder einen Mann, mit dem niemand gerechnet hatte.

Im Gegensatz zu Vasquez aber ist Nerlinger in München bekannt: Der gebürtige Dortmunder kickte als Jugendlicher zunächst beim kleinen Münchner Vorstadtklub TSV Forstenried, ehe er zum großen FCB wechselte, wo er von 1986 bis 1998 einige Titel holte – zwei Jahre zusammen mit Jürgen Klinsmann. Er, der Westfale, wurde zu einem Inbegriff des Münchner Fußballers. Daran änderten auch seine späteren Karrierestationen Borussia Dortmund und Glasgow Rangers nichts. Seit seinem verletzungsbedingten Karriereende beim 1. FC Kaiserslautern 2005 aber wurde es ruhig um Nerlinger, und das passte ja auch: Schon als aktiver Fußballer galt er stets als ruhig, zurückhaltend, bodenständig. Intelligenz und Loyalität werden ihm außerdem zugeschrieben – und genau deshalb könnte Nerlinger eine gute Wahl sein für den FC Bayern. Nerlinger studiert im vierten Semester an der privaten Munich Business School internationale Betriebswirtschaftslehre, derzeit verbringt er ein Auslandssemester in Bozen, um Italienisch zu lernen.

„Das ist für mich eine gewaltige Geschichte, ich bin in diesem Verein groß geworden. Dass ich nun zurückkehren darf, ist ein Glücksfall“, sagt Nerlinger. Bayern-Manager Uli Hoeneß hatte sich in dieser Woche mit Nerlinger auf eine Zusammenarbeit ab Juli verständigt. „Er passt perfekt ins Gesamtkonzept“, sagt Hoeneß. Ehemalige Spieler an den Verein binden, das macht Hoeneß mit Vorliebe, und für Nerlinger wurde nun eine neue Stelle geschaffen: Als Teammanager soll er als „Bindeglied zwischen Trainerstab, Mannschaft und Vorstand“ fungieren, wie Nerlinger selbst beschreibt. Für die Ruhe im Verein kann das nur gut sein: Mit seiner besonnenen Art könnte Nerlinger auch eine Art Dämpfer zwischen den emotionalen Hoeneß und Klinsmann sein.

Spekulationen, Nerlinger sei auch geholt worden, um Hoeneß zu beerben, wenn der 2009 ins Präsidium wechselt, wies Hoeneß zurück. „Das eine hat mit dem anderen überhaupt nichts zu tun. Das ist eine ganz andere Position“, sagte Hoeneß der Münchner „tz“. Zumindest an einer Stelle aber könnte Nerlinger Hoeneß tatsächlich schon bald beerben: auf der Reservebank am Spielfeld. Hoeneß hatte erst vor kurzem angedeutet, seinen Platz dort zu verlassen – Teammanager Nerlinger könnte übernehmen. Und dann wäre er wieder beinahe da, wo er immer am liebsten war: auf dem Rasen, mit seinem FC Bayern.

Michael Neudekcer[München]

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