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Nur nach vorne schauen. Für Bayerns Franck Ribéry, hier gegen Matteo Brighi vom AS Rom, hat der Europapokal jetzt Priorität. Foto: AFP

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FC Bayern: Die Kampfansage nach der Kapitulation

Weil die Meisterschaft in weite Ferne gerückt ist, richtet der FC Bayern seine Saison ganz auf die Champions League aus.

Am Tag nach dem 0:2 auf Schalke lieferte Bayerns Sportdirektor Christian Nerlinger den vorläufigen Gipfel der Kapitulation. Der Tabellenführer aus Dortmund hatte den Vorsprung gerade auf 17 Punkte ausgebaut, die Bayern hingegen gegen Schalke 04 allerbeste Chancen vergeben und wieder mal verloren. Nerlinger sagte, er wette stolze 10 000 Euro darauf, dass sich der FC Bayern trotz Tabellenplatz sieben in dieser Saison noch für die Champions League qualifiziert. Öffentlichkeitswirksam war das natürlich, jedoch auch vielsagend: Die Verantwortlichen beim Rekordmeister müssen ihre Angestellten offenbar motivieren, damit diese überhaupt die Qualifikation für die Champions League erreichen. Wann hatte es das zuletzt gegeben?

Nerlinger hat natürlich noch mehr gesagt nach der Niederlage auf Schalke – einem Spiel, das nach überlegener erster Halbzeit niemals hätte verloren gehen dürfen. Die aktuelle Situation bezeichnete er als „absolut inakzeptabel und unbefriedigend. Ich mag schon gar nicht mehr auf die Tabelle schauen.“ Was soll der Klub mit dieser Saison überhaupt noch anfangen? Die Meisterschale ist bereits weg, das hat selbst Trainer Louis van Gaal unumwunden zugegeben. Eine ähnlich spektakuläre Aufholjagd wie im vergangenen Jahr, als der Klub erst mit einer Siegesserie von Januar bis März den Grundstein für die Meisterschaft legen konnte, trauen sich die Bayern in diesem Jahr selbst nicht mehr zu. Sogar die „Abendzeitung“, das gerne hoffnungsvolle Münchner Boulevardblatt, kapitulierte bereits: „Servus Schale, mach’s guat.“

Das letzte Gruppenspiel in der Champions League am Mittwoch gegen den FC Basel (20.45 Uhr, live bei Sat1 und Sky) ist damit für den bereits für das Achtelfinale qualifizierten Klub nicht nur in Sachen Moral wertvoll. Es geht um die Perspektive für die weitere Saison, die Aussicht, doch noch etwas zu gewinnen. Die Bayern müssen in der Champions League weit kommen, um die Saison noch irgendwie erfolgreich zu gestalten. Gegen den FC Basel soll deshalb ein Sieg her, bevor es im Achtelfinale gegen andere Kaliber geht, möglicherweise den AC Mailand oder den FC Arsenal. „Dadurch, dass wir jetzt wieder verloren haben, ist ein Sieg für uns ganz wichtig“, sagte Torhüter Thomas Kraft, der gegen Basel Stammtorhüter Jörg Butt vertritt: „Zwar nicht wichtig, um weiterzukommen, aber wichtig, um einfach ein gutes Gefühl für die nächsten Spiele zu haben.

Auf das Ziel Champions League wird in München künftig alles ausgerichtet: Nerlinger hat angekündigt, im Winter personell nachlegen zu wollen, auch wenn sich die Verpflichtung von Chelseas Rechtsverteidiger Jose Bosingwa erledigt haben dürfte. „Man kann nicht pausenlos die Weltmeisterschaft oder die Verletztenliste als Grund anführen“, sagte Nerlinger, „dann muss man auch überlegen, vielleicht den einen oder anderen neuen Impuls in der Mannschaft zu setzen.“ Ein Spieler, der nur in der Bundesliga einsetzbar wäre, käme ohnehin nicht in Frage. Und auch die Wiedereingliederung von Arjen Robben, der im Januar zurückkehren soll, muss mit Hinblick auf den Europapokal geschehen: gut dosiert, ohne Risiko, mit entsprechenden Auszeiten in der Bundesliga.

Die neuerliche Qualifikation für die Champions League muss dennoch über die Bundesliga gelingen. Präsident Uli Hoeneß hatte bereits auf der Jahreshauptversammlung gefordert: „Wir müssen die Qualifikation für die Champions League erreichen, egal wie. 2012 findet das Endspiel in München statt. Und da müssen wir dabei sein.“ Alles andere wäre eine Demütigung für den stolzen Klub – und für Hoeneß ganz persönlich.

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