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Ein Mann sieht Rot. St. Paulis Torhüter Thomas Kessler (l.) foult Thomas Müller – Platzverweis und Elfmeter sind die Folge.

© Reuters

FC Bayern - FC St. Pauli: Zu Hause ist’s für die Bayern am schönsten

Der FC Bayern München schlägt den FC St. Pauli souverän mit 3:0 – danach verkündet Bastian Schweinsteiger seine Vertragsverlängerung.

Das Stadion war abgedunkelt, die Spieler des FC Bayern standen in einer Reihe und trugen ein Transparent mit Dankesbotschaft an die Fans über das Spielfeld. Es war die routiniert inszenierte Festlichkeit wie immer nach dem letzten Heimspiel des Jahres. Doch dann ergriff Bastian Schweinsteiger das Mikrofon. Die Fans des FC St. Pauli machten sich nun einen Spaß draus, mächtig laut zu pfeifen. Man musste schon genau hinhören, um zu verstehen, was Schweinsteiger zu sagen hatte. „Ich bin seit zwölf Jahren beim FC Bayern, und ich wollte es euch als Erstes sagen: Ich habe meinen Vertrag um fünf Jahre verlängert.“ Die Gästefans verstummten plötzlich und überließen die Arena dem Jubel der Bayernanhänger. Es rückte in den Hintergrund, dass der deutsche Rekordmeister die Partie zuvor 3:0 (1:0) gewonnen hatte – dank Toren von Hamit Altintop, Philipp Lahm per Foulelfmeter und Franck Ribéry – und damit zumindest den Anschluss an die für die Champions-League-Qualifikation relevanten Plätze zwei und drei gewahrt blieb. Selbst der Coach der Gäste, Holger Stanislawski, gab sich erfreut: „Das ist auch eine gute Nachricht für den Rest Deutschlands, dass dieser Spieler uns erhalten bleibt.“

Diese Personalie ist von kaum zu überschätzender strategischer Bedeutung für den Klub. Nachdem in diesem Jahr bereits Philipp Lahm vorzeitig verlängert hat, sind nun die beiden entscheidenden Integrationsfiguren des Vereins bis 2016 gebunden. Dieser Coup erfüllt auch die Verantwortlichen des FC Bayern mit Genugtuung. „Es ist ein wichtiges Zeichen zu zeigen, dass der FC Bayern kein Abgeberverein ist“, sagte Präsident Uli Hoeneß. Sportdirektor Christian Nerlinger ergänzte: „Alle großen Vereine Europas haben Bastian den roten Teppich ausgerollt.“ Real Madrids Trainer José Mourinho hatte seinen unbedingten Willen, den Mittelfeldspieler aus dem alten Vertrag bis 2012 herauszukaufen, mehrmals öffentlich gemacht. Wie intensiv er sich mit anderen Angeboten beschäftigt habe, wurde Schweinsteiger gefragt: „Darüber muss man nicht sprechen. Es gibt Dinge, die soll man besser für sich behalten.“

Noch vor ein paar Wochen hatte der 26-Jährige gesagt, erst im kommenden Jahr verhandeln zu wollen. Aber das war nur Teil des Pokerspiels – eines Spiels, in dem Schweinsteiger nach seiner enormen Leistungssteigerung im vergangenen Jahr ein verdammt gutes Blatt auf der Hand hatte. „Natürlich hat das Finanzielle eine gewisse Rolle gespielt“, sagte er und fügte breit grinsend hinzu: „Und der Verein hat sich sehr gestreckt, glauben Sie mir. Er hat nichts gegenüber den anderen verloren, ganz im Gegenteil.“ Schweinsteiger ist nun wohl der am besten bezahlte deutsche Fußballer, mit einem Bruttojahresgehalt, das nicht weit weg von zehn Millionen Euro liegen dürfte. „Die Verhandlungen waren nicht einfach“, sagte daher auch Uli Hoeneß. „Man muss sich von dem Glauben verabschieden, dass ein Spieler dieser Klasse sagt: Ich liebe diesen Verein und mache deshalb erhebliche Abstriche.“

Immerhin hinterließ Schweinsteiger an diesem Abend auch noch ein paar schöne Bekenntnisse. „An der Säbener Straße kenne ich die Angestellten von A bis Z, und ich weiß, wo die Toiletten sind. Das ist schon ein Vorteil gegenüber anderen Vereinen.“ Außerdem habe er sich gefragt: „Was ist schöner: mit Real Madrid oder Inter Mailand die Champions League zu gewinnen oder mit dem FC Bayern? Diese Frage habe ich jetzt beantwortet. Ich glaube, dass das möglich ist in den nächsten fünf Jahren.“ Schon 2012 findet das Finale dieses Wettbewerbs in München statt. Doch für die nächste Champions League müssen sich die Bayern erst einmal qualifizieren.

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