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Abwesend und doch präsent. Die Dortmunder Fans beschäftigten sich auf ihre Weise mit Uli Hoeneß (unten rechts).

© dpa

FC Bayern: Hoeneß: Abschied auf Zeit?

Am Montag tagt der Aufsichtsrat des FC Bayern – und dürfte sich wohl damit zufriedengeben, wenn Uli Hoeneß in ein paar Wochen zurücktritt.

Uli Hoeneß wusste nicht genau, was ihn in Dortmund, in der Arena des auch auf europäischer Ebene größten Konkurrenten, erwartet hätte. Schmährufe vielleicht, Pfiffe ganz sicher, und das gehässige Transparent, das seinen Millionen-Transfer in die JVA Stadelheim ankündigte, hätte ihm wahrscheinlich auch nicht gefallen. Aber es gab einen guten Grund für den Präsidenten des FC Bayern München, das nicht herausfinden zu müssen. Hoeneß verzichtete am Samstag auf die Reise zum Auswärtsspiel der Fußball-Profis bei Borussia Dortmund, um die Basketballer in ihrem ersten Meisterschafts-Play-off-Spiel gegen Alba Berlin anzufeuern. Der Bayern-Präsident saß eine Reihe hinter Arjen Robben und Bastian Schweinsteiger, die wegen kleinerer Blessuren von Trainer Jupp Heynckes frei bekommen hatten, und beim Jubel über den Münchner Sieg wirkte er fast gelöst.

Die Aufsichtsratssitzung am heutigen Montag wird für Hoeneß wohl nicht so entspannt. Es geht auch um ihn, um seine Steueraffäre und um seine Zukunft in dem Gremium und im Verein. Als Präsident des eingetragenen Vereins (e. V.) ist er der Vorsitzende des neunköpfigen Aufsichtsrats. Seine Stellvertreter sind die Vorstandsvorsitzenden der beiden strategischen Partner des Klubs, Herbert Hainer von Adidas und Rupert Stadler von Audi. Außerdem sitzen in dem Gremium der ehemalige Vorstand Finanzen, Karl Hopfner, der frühere bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber, Martin Winterkorn (Vorstandsvorsitzender der Volkswagen AG), Helmut Markwort (Herausgeber des „Focus“), Timotheus Höttges (Vorstand Finanzen und Controlling der Deutschen Telekom), Dieter Rampl (Verwaltungsratsvorsitzender der Unicredit Group) und Fritz Scherer (Vizepräsident FC Bayern München e. V.).

Vor allem den Wirtschaftsbossen im Aufsichtsrat ist daran gelegen, die Angelegenheit zu klären, um ihre Unternehmen vor einem möglichen Imageschaden zu bewahren. Die Duldung von Hoeneß, der nur gegen Hinterlegung einer hohen Kaution auf freiem Fuß ist, könnte ein schlechtes Licht auf sie werfen und damit auch auf die Unternehmen, die sie leiten. Ihnen wäre es wohl am liebsten, wenn Hoeneß sofort zurücktreten oder seine Ämter zumindest bis zur Klärung der Steueraffäre ruhen lassen würde.

Der 61-Jährige schloss im Interview mit der „Zeit“ diesen Schritt allerdings vor dem Champions-League-Finale am 25. Mai im Londoner Wembleystadion gegen Borussia Dortmund aus. Der FC Bayern ist sein Lebenswerk. Nach zwei verlorenen Champions-League-Endspielen in den vergangenen drei Jahren sehnt Hoeneß sich nach dem Triumph. Er würde gerne dabei sein, wenn die Mannschaft es schaffen sollte, Dortmund zu besiegen. Er will dann auf der Tribüne sitzen im Wembleystadion, und zwar als Aufsichtsratschef, als Präsident im Kreise der Bayern-Bosse und nicht als geduldeter Ex-Funktionär.

Vielleicht hatte Hoeneß vor einer Woche beim Treffen im kleinen Kreis schon angedeutet, sich Ende Mai zurückzuziehen. Es sieht jedenfalls danach aus, als ob er heute nicht zum Rücktritt gedrängt werden würde. Adidas-Chef Hainer scheint zuletzt wieder etwas näher an den Bayern-Präsidenten herangerückt zu sein. „Die Medien und die Öffentlichkeit sollten nicht den Fehler machen, Uli Hoeneß vorzuverurteilen. Ich zumindest tue es nicht“, verkündete er am Ende der vergangenen Woche. Man tue gut daran, abzuwarten, „was dabei herauskommt“. Wenn nicht neue Details auftauchen, könnte der Aufsichtsrat vermutlich mit dem Kompromiss leben, Hoeneß noch drei oder vielleicht auch vier Wochen Zeit zu geben.

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