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Sport: FC Bayern München: Anleitung zum Unlustigsein

Es war seine Woche und doch irgendwie nicht. Fünf Tore in fünf Tagen bewahrten Giovane Elber nicht vor ausschweifenden Rechtfertigungen zu einem ganz anderen Thema.

Es war seine Woche und doch irgendwie nicht. Fünf Tore in fünf Tagen bewahrten Giovane Elber nicht vor ausschweifenden Rechtfertigungen zu einem ganz anderen Thema. Schmerzlich musste der Stürmer des FC Bayern München feststellen, wie wichtig halbseidener Klatsch und wilder Tratsch im Showgeschäft Fußball geworden sind. Die Pressestelle der Bayern ist an seltsame Fragen gewöhnt, wenn aus der ganzen Welt Anfragen kommen wie die neue Freundin von Mehmet Scholl heißt oder ein Journalist den Namen des Kanarienvogels von Sepp Maier erfahren muss, bevor es um die Aufstellung fürs nächste Spiel geht.

Zum Thema Bundesliga aktuell: Ergebnisse und Tabellen Bundesliga-Tippspiel: Das interaktive Fußball-Toto von meinberlin.de Dementis als Dutzendware in einer bunten Welt. Unschuldig sind sie nicht immer daran. Als vor einiger Zeit Franz Beckenbauers Seitensprung bekannt wurde, dementierte der Kaiser persönlich - um am nächsten Tag in "Bild" ein umfassendes Geständnis abzulegen. Diesmal blieben Beteuerungen des Klubs und Elbers Versicherung im Vorfeld des Spiels, es sei an der Sache nichts dran, ohne Auswirkung. Am Sonntag stand die Meldung in einer großen Sonntagszeitung.

"Nein" sagte Elber nun demonstrativ nach dem 4:0-Sieg über den VfB Stuttgart und seinen drei Toren, "Giovane wohnt nicht im Hotel. Giovane wohnt daheim bei seiner Ehefrau." Neben dem 31 Jahre alten Brasilianer stand seine fünf Jahre alte Tochter Camilla im Fernsehstudio von Premiere und schaute verwirrt. Beweis des Familienglücks vor einem Millionenpublikum. Auf der Tribüne saß Elbers Frau Cintia wie immer.

"Da hat einer was gedacht, weil ich in dieser Woche im Training nicht der Spaßvogel war wie sonst." Vielleicht ist es schwer zu verstehen, wenn einer wie Elber nicht dauernd grinst und Späße macht. Wo er doch solchen Erfolg hat. "Elber ist einer der besten Stürmer, es ist beeindruckend wie er spielt", sagte sein Kollege, Torwart Oliver Kahn. Und Trainer Ottmar Hitzfeld ("Er war nicht bei der Sache") stellte Elber gar einen Freibrief für "schlechte Laune" aus: "Wenn einer so viele Tore schießt, dann darf er auch im Training nicht die beste Laune haben. Giovane hat heute viel mehr gezeigt als im Training". Bei Hitzfeld schwang auch Erleichterung darüber mit, dass die Bayern ohne ihre Stars Stefan Effenberg und Mehmet Scholl "so leicht zum Sieg" (Franz Beckenbauer) kamen. "Es ist schon erstaunlich, dass es so gut läuft, bei den vielen Verletzten", meinte Kahn. Neben Effenberg und Scholl fehlen Nico Kovac und Jens Jeremies.

So gesehen ist Giovane Elber in München doch noch zur Stimmungskanone geworden. Die "neue gute Laune" wird er jetzt nach Brasilien tragen. Dort ist ein Fünkchen Hoffnung genauso nötig wie im deutschen Fußball. "Ich hoffe, ich kann auch für mein Heimatland Tore schießen", sagte Elber. Die Zeitungen in Südamerika werden vor dem entscheidenden WM-Qualifikationsspiel gegen Chile voll sein "von meinen fünf Toren", hofft Elber. "Fünf Tore, das macht gelassen. Mich und andere. Da gehst du ganz anders an die Sache ran".

So einen wie Elber können auch die Bayern in diesen Tagen gut vertragen. Die Erfolge von Champions League und Meisterschaft im Hinterkopf, ist neue Motivation nötig. Dazu kommt die Angst vor der Abstimmung über den Stadionneubau. Franz Beckenbauer droht sogar mit der Umbenennung des Klubs in "FC Bayern" ohne den Zusatz "München", sollten die Pläne für die 400 Millionen Mark teure Arena scheitern. Solche Pläne verwies Manager Uli Hoeneß allerdings gestern ins Reich der Fabel.

Wie auch immer, kein Tag vergeht, an dem der Kaiser nicht flammende Appelle ans Münchner Wahlvolk auf allen Kanälen hält. "Wir haben alle viel zu tun", sagte Elber mit ernstem Gesicht. "Für die ganze Mannschaft ist es schwer nach Meisterschaft und Champions League. Aber wir müssen weiter arbeiten. Mit guter oder schlechter Laune", sagte er und grinste jetzt verschmitzt. Sein Lächeln färbte in dem Moment ab. Neben ihm lächelte seine Tochter Camilla, sie drückte aber auch die Hand ihres Papas noch ein bisschen fester als zuvor.

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