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Wo wir sind, da ist oben. Das Personal des FC Bayern, feiernd.

© Imago/Jan Huebner

FC Bayern München: Gefährliche Dominanz

Der FC Bayern München ist ungefährdet auf dem Weg zur vierten Meisterschaft in Folge – für das Produkt Bundesliga wird das langsam zum Problem.

Bei all dem Jubel, bei all den Toren, auch seinen beiden Toren, war die Freude von Thomas Müller vom FC Bayern München doch ein klein bisschen gedämpft. „Es könnte sicher für den neutralen Fan spannender sein aktuell“, sagte er mit Blick auf das Spiel und mit Blick auf die Tabelle. Bayern München ist der Liga, das hat dieser 5:1-Erfolg gegen den vermeintlich ärgsten Rivalen Borussia Dortmund deutlich gemacht, entwachsen wie selten zuvor. Diese Erkenntnis ist deshalb bemerkenswert, weil die laufende Saison gerade einmal acht Spieltage alt ist und Bayern München bereits sieben Punkte Vorsprung auf den gnadenlos unterlegenen Tabellenzweiten Dortmund aufweist, einen Vorsprung, wie es ihn zu diesem Zeitpunkt in der Bundesliga noch nicht gegeben hat.

Bei der Roland Berger GmbH haben sie den Sieg der Münchner vermutlich mit einem Grummeln aufgenommen. Die Unternehmensberatung wirbt auf ihrer Internetseite auch damit, Borussia Dortmund wieder auf den Weg gebracht zu haben. Vor zehn Jahren war der BVB mit 180 Millionen Euro verschuldet, der Verein stand vor dem Kollaps. Dann sprang die Bank Morgan Stanley ein und erarbeitete zusammen mit Roland Berger ein Restrukturierungs- und Refinanzierungsprojekt. Borussia Dortmund erholte sich geradezu wundersam und gewann zweimal hintereinander die Meisterschaft. Deutschland hatte wieder ein echtes Duell zweier gleichwertiger Mannschaften um die Meisterschaft, auch perspektivisch – dachte man.

Valerius Braun arbeitet bei Roland Berger und war zudem Co-Autor der angesehenen Studie „How exciting are the major European football leagues“, die untersucht, wie spannend die fünf großen europäischen Fußballligen (Deutschland, England, Spanien, Italien, Frankreich) sind. Die Studie erschien vor zweieinhalb Jahren und kam zu dem Ergebnis, dass die Fußballligen in Deutschland und Frankreich im Ländervergleich eine relativ hohe Wettbewerbsintensität zeigten. „Denn sie bestehen aus Vereinen mit ausgeglichener Spielstärke und Wirtschaftslage und bilden damit auch die spannendsten Ligen.“

Nun sind zweieinhalb Jahre vergangen und Braun ist plötzlich der Ansicht, dass es durch die „exorbitant hohen Champions-League-Prämien“ in der Liga eine zunehmende Ungleichheit gebe. „Es herrschen derzeit nicht einmal mehr spanische oder englische Verhältnisse, wo zwei bis drei beziehungsweise bis zu vier Teams um die Meisterschaft spielen. Es herrschen aktuell schottische Verhältnisse in der Bundesliga“, sagt er. „Der FC Bayern dominiert die Liga.“ Die Bayern haben also nicht lange gebraucht, um eine ausgeglichene Liga aus den Angeln zu heben und sich lediglich an sich selbst zu berauschen. Womöglich aber krankte die Studie in ihren Schlussfolgerungen daran, dass sie in eine Zeit fiel, in der Borussia Dortmund sportlich auf Augenhöhe mit Bayern München war. Strukturell und finanziell war der FC Bayern dem Rest damals schon entwachsen.

Der Umsatz der Bayern ist mehr als doppelt so hoch wie der Umsatz von Borussia Dortmund

In der vergangenen Saison betrug der Umsatz des FC Bayern München rund 530 Millionen Euro, es folgte Borussia Dortmund mit 228 Millionen Euro sowie der FC Schalke 04 und der VfL Wolfsburg mit rund 200 Millionen Euro. „Für das Produkt Bundesliga ist diese Dominanz der Bayern gefährlich“, sagt Sportwirtschaftsexperte Braun. Er ist der Ansicht, dass gutes Management, wie es Bayern München 30 Jahre betrieben habe, nicht bestraft werden dürfe. „Eine sozialistische Umverteilung ist sicherlich nicht die Lösung“, sagt er. Dennoch schlägt er eine solidarische Verteilung der überproportional hohen Champions-League-Einnahmen vor. „Auch wenn dies natürlich ein schmaler Grat ist.“

Es muss nicht lange gerätselt werden, wie die Verantwortlichen des FC Bayern wohl über solche Vorschläge denken. Auch ist nicht zu erwarten, dass die Mannschaft unter Trainer Pep Guardiola nachlassen wird. Verein und Spieler treten gewissermaßen in selbst konstruierten Wettbewerben an. Es geht nicht mehr um die Meisterschaft, es geht um Rekorde, etwa um den Gewinn von vier Meisterschaften in Folge oder um die Einstellung des Torrekords von Gerd Müller aus der Saison 1971/72.

Außerdem hat der Klub, um Motivationsproblemen seiner überlegenen Kicker vorzubeugen, Matthias Sammer als Sportvorstand angestellt. Der sagte nach dem Spiel gegen Dortmund: „Es muss erkennbar sein, dass man gegen Bayern München keine Chance hat. Da sind wir auf dem Weg, aber noch nicht richtig gut.“

Wie mag es wohl erst aussehen, wenn die Bayern auch noch diese Ansprüche erfüllen?

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