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FC Bayern - Schalke 04: Ein Punkt und keine Philosophie

Die Bayern kritisieren sich gegenseitig in aller Öffentlichkeit und kommen nur zu einem 1:1 gegen Schalke.

Bis Weihnachten ist es noch eine Weile hin, aber die Bescherung haben die Bayern jetzt schon. Bis Weihnachten wollte Manager Uli Hoeneß mit dem FC Bayern München an der Tabellenspitze stehen, doch daraus wird definitiv nichts mehr. Das 1:1 (1:1) gegen den FC Schalke 04, ein weiteres enttäuschendes Ergebnis nach einem weiteren enttäuschenden Spiel, ist da nur ein Teil der aktuellen Bayern-Krise. Denn am Samstag passierte in München noch viel Schlimmeres: die Diskussionen um Trainer Louis van Gaal führten zu Protesten im Stadion, ein ausgewechselter Torjäger verließ in der Halbzeit die Arena – und dann war da noch das Interview von Philipp Lahm.

Vor dem Spiel musste der scheidende Manager Uli Hoeneß in der „Süddeutschen Zeitung“ lesen, wie Lahm, der zweite Bayern-Kapitän, die gesamte Führungsspitze des Vereins öffentlich angriff. „Ich glaube, in der Vergangenheit lief das mit den Transfers nicht immer glücklich“, sagte Lahm da. Und weil das noch ein bisschen allgemein klang, ging Lahm ins Detail: „Auch Barcelona hat sehr viel Ballbesitz – aber sie haben eben auch die Spieler, die sagen: ,Okay, jetzt geht''s nach vorne.’ Das ist das, was uns fehlt. Ich sehe unsere Spiele die letzten Wochen und frage mich: Wer soll das denn machen bei uns?“ Tja, wer? Und wer verhindert, dass es jemand macht? „Das liegt nicht an den Spielern, sondern an der fehlenden Philosophie über die letzten Jahre.“ Über Christian Nerlinger, der Nachfolger von Hoeneß werden soll, ließ Lahm noch wissen: „Wenn er wirklich diese klassische Sportdirektorenstelle ausfüllen würde, wäre das gut. Die Frage wird sein, wie seine Position vom Vorstand gesehen wird.“

Nerlinger kann noch warten, erstmal machte Heoneß klar, wie er Lahms Position ganz aktuell sieht. „Sie können sich sicher sein, dass er dieses Interview noch bedauern wird. Das war nicht klug“, verkündete Hoeneß vor einem Wald von Mikrofonen. Freilich: Wer Hoeneß zuhörte, sollte den Verdacht bekommen, der Verteidiger Lahm habe bei seinem Interview am Verein vorbei bloß einen Zettel abgelesen, auf dem ihm sein Berater Roman Grill ein paar Frechheiten aufgeschrieben hatte. „Das Interview hätte auch heißen müssen: Ein Mann, der beim HSV nicht Sportdirektor wurde, äußert sich“, schäumte Hoeneß. „Das war kein guter Nachmittag für Roman Grill. Ich dachte, der will mal wieder Spieler an uns verkaufen. Das wird den beiden nicht gut bekommen.“ Auch Lahm habe „eindeutig gegen die Regeln verstoßen“. Und dessen Selbsteinschätzung kommentierte sein leitender Angestellter mit beißender Ironie. „Die Meinung, dass er ein besserer rechter als ein linker Verteidiger ist, hat er ziemlich exklusiv.“ So zerlegen sich die Bayern vor aller Ohren.

Als Hoeneß redete, war Luca Toni vermutlich schon zu Hause. Ganz sicher jedenfalls war er nicht im Stadion. Das hatte er um 16.44 Uhr verlassen, mit viel Wut und in seinem Auto. Louis van Gaal hatte die Frechheit besessen, ihn auszuwechseln. Für den Italiener durfte nach der Pause Arjen Robben aufs Feld. Mit Luca Toni wird Hoeneß auch noch reden. Es wird ziemlich kommunikativ zugehen müssen bei den Bayern in den nächsten Tagen.

Ach ja, Fußball wurde auch noch gespielt. Wie zuletzt oft beim FC Bayern: drückend überlegen, aber mit schwachem Ergebnis. Diesmal sprang nur ein Punkt dabei heraus. Ein scharf in den Strafraum getretener Freistoß von Badstuber landete im Getümmel auf dem Kopf von Klose, prallte von dort wie eine Flipperkugel gegen Kuranyis Stirn und von da vor die Füße von Daniel van Buyten: es war die 1:0-Führung nach einer halben Stunde. Die Freude der Bayern währte allerdings lediglich zehn Minuten: Als ein ähnlicher Freistoß in Bayerns Strafraum segelte, sprang ein gewisser Joel Matip am höchsten und traf per Kopf zum Ausgleich. Ein 18-Jähriger, der sein erstes Bundesligaspiel absolvierte – Schalkes Trainer Felix Magath hatte ihn klug eingesetzt. Eine bemerkenswerte Sache. Aber die ging natürlich unter.

Die wirklich spannenden Nachrichten produzierten gestern andere. Fortsetzung folgt. Mindestens bis Weihnachten.

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