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Sport: Fehler statt Fortschritte

Beim VfB Stuttgart wächst der Druck auf Trainer Giovanni Trapattoni

Wenn Erwin Staudt über Marketing und Sponsoring referiert, gleicht sein Vortrag derzeit einer flammenden Rede. Wenn Erwin Staudt über die sportliche Situation des Fußball-Bundesligisten VfB Stuttgart redet, klingt er überaus ernüchtert. Er ist der Präsident des VfB, für ihn liegen derzeit erfolgversprechende und negative Nachrichten eng beieinander. Der VfB hat nach der Winterpause gegen den MSV Duisburg 0:1 verloren und danach gerade mal ein trostloses 0:0 gegen den Abstiegskandidaten 1. FC Köln erreicht.

Über den sportlichen Bereich reden sie momentan nicht so gern beim VfB. Noch kein Tor hat der Klub in der Rückrunde erzielt. Ein Punkt in den letzten beiden Partien gegen Teams aus den hinteren Rängen der Bundesliga-Tabelle, damit ist Ernüchterung eingekehrt. Deshalb wird nun wieder über die Arbeit von Trainer Giovanni Trapattoni heftig diskutiert, und keiner der VfB-Verantwortlichen mag ohne Weiteres noch den 66 Jahre alten Italiener schützen. Trapattoni muss im Falle einer Niederlage gegen Werder Bremen und eines Misserfolges bei Arminia Bielefeld die vorzeitige Beurlaubung fürchten.

Was nach der holprigen Hinserie ein Neustart werden sollte, ist bei mittlerweile elf Unentschieden zu einem Rückschlag verkommen, der nach dem Stimmungshoch in der Winterpause umso schmerzlicher ausfällt. Und aus der Mannschaft dringen immer mehr negative Nachrichten und Urteile über den Trainer in die Führungsetage des Vereins. Nicht nur die Dänen Jon Dahl Tomasson und Jesper Grönkjaer klagen über mangelnden Spielfluss. Die „Stuttgarter Zeitung“ konstatierte, dass ein Großteil des Teams den defensiven Stil Trapattonis offen ablehne. Nicht weniger als sieben Akteure der Stammformation hatte das Blatt ausgemacht, die ein kaum noch kontrollierbares Konfliktpotential darstellten.

Die Bilder vor den Spielen gegen Duisburg und Köln glichen sich. Trapattoni lobte fast überschwänglich den Fortschritt seiner Mannschaft. Die mache nicht mehr jene Fehler, die ihr in der Vorrunde unterlaufen seien. Doch nach dem Spiel gegen Köln kann Trapattoni die triste Wirklichkeit nicht mehr ignorieren. Der Italiener gesteht nun ein, dass er mehr Rückfälle gesehen habe, als ihm lieb sei.

Es ist also alles wieder so wie vor ein paar Monaten schon. Die Kritik an dem Italiener ist groß, der erfahrene Coach wird wieder in Frage gestellt. Nachdem er zum VfB gekommen war, hatte er erst mal alle Beobachter überrascht, in dem er wild rotieren ließ. Bewährte Stammkräfte fanden sich überraschend auf der Bank wieder, eine eingespielte Formation war lange nicht erkennbar, stattdessen stümperte sich der VfB durch den Bundesliga-Alltag. Andererseits wundert sich Trapattoni immer wieder, dass sich andere über ihn wundern. Als Verfechter entfesselten Offensivfußballs hatte er sich schließlich nie gesehen. Er hat auch nie begeisternd offensiv spielen lassen, als er mit seinen Teams 19 Titel gewonnen hat.

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