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Sport: Feiern verboten

Warum Frankfurt das Pokalfinale nicht genießen darf

Wenn Friedhelm Funkel in seiner typischen Pose daherkommt – die Arme verschränkt, die Augen zu Schlitzen verengt, der Blick mürrisch –, dann sieht er verbittert aus. Doch das ist der Trainer des Fußball-Bundesligisten Eintracht Frankfurt nicht, zum Interview-Marathon vor dem morgigen DFB-Pokalfinale (20 Uhr, live im ZDF) gegen den FC Bayern erschien er sogar mit Badelatschen und wirkte sehr entspannt. „Das Endspiel in Berlin ist eigentlich geil“, sagte er.

Und doch ist der Fußball-Lehrer, der gegen den FC Bayern München ein Pokalfinale als Spieler gewann (1985 mit Bayer Uerdingen) und eines als Trainer verlor (1998 mit dem MSV Duisburg), im Inneren gespalten. Einerseits preist er das Highlight am Samstag permanent als „einzigartiges Erlebnis“, als „Traum für jeden Fußballer“, andererseits sagt er: „Es ist schade, dass wir das nicht genießen können.“

Wann immer Funkel in den vergangenen Tagen über das Finale – das erste für die Eintracht seit 18 Jahren – sprach, kamen auch Sätze des Missfallens aus seinem Mund. „Der Termin ist völlig daneben. Dadurch hat der Pokal an Stellenwert verloren. Für uns ist das Spiel gegen Kaiserslautern dreimal wichtiger.“ Denn bereits am kommenden Mittwoch spielt die Eintracht in der Bundesliga das „Abstiegs-Endspiel“ gegen die Pfälzer – geht das Spiel verloren, droht den Frankfurtern noch der Abstieg in die zweite Liga. Da wird der vermeintliche Saisonhöhepunkt eher zur Last. Pokalendspiel und Ligaverbleib müsse man „als Gesamtpaket“ sehen, insistiert Funkel, „deshalb wird nach dem Spiel jeder verantwortungsvoll sein“. Praktisch heißt das: Bereits beim Bankett im Berliner Steigenberger-Hotel ist Zurückhaltung gefordert, so wie der gestrenge Coach seine junge Mannschaft auch nach dem gewonnenen Halbfinale persönlich in einem Frankfurter Hotel beaufsichtigte und früh ins Bett schickte. „Wenn wir den Klassenerhalt sicher haben, können wir alle Feierlichkeiten gerne drei, vier Tage am Stück nachholen“, sagt Funkel. „Der DFB muss sich überlegen, was er will: Das Endspiel sollte gefälligst als Abschluss am Saisonende gespielt werden.“

Auf Intervention des Eintracht-Vorstandes hat die Stadt Frankfurt den eigentlich geplanten Empfang auf dem Römer abgeblasen. So erleben die Eintracht-Profis derzeit zwei verkehrte Welten: Um die Spieler herum herrscht ein riesiger Hype, das DFB-Pokal-Finale ist genau das, worauf die große Anhängerschaft im Rhein-Main-Gebiet gewartet hat. Nun leben all die Reminiszenzen wieder auf, die lokalen Medien blicken zurück auf alle vier Pokal-Triumphe zwischen 1974 und 1988. Wer nicht in Berlin ist, sitzt in Frankfurt vor dem Fernseher: Selbst bei der traditionsreichen Nacht der Museen stehen allerorten Leinwände und Bildschirme.

Der Enthusiasmus am Main kennt keine Grenzen, weil durch den Einzug in das Finale bereits die Qualifikation für den Uefa-Cup gesichert ist - der Finalgegner aus München startet in der Champions League. Doch dieser Hype soll nicht zu den Protagonisten durchdringen. Eintracht-Kapitän Alexander Schur stört dieses Dilemma gewaltig: „Bei der Terminierung hat der DFB blauäugig entschieden und die Brisanz nicht bedacht“, sagt er. Schur ist indes sicher, dass der Partyverzicht den Mitspielern nicht schwer fällt: „Was das Feiern betrifft, ist die aktuelle Mannschaft eine sehr biedere Truppe.“

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