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Erst am letzten Spieltag wird geschunkelt. Hertha BSC will mit der großen Aufstiegsparty bis zum Schluss warten. Foto: dpa

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Sport: Feiern wie die Großen

Hertha BSC will sich wie die Münchner dezent freuen, falls man am Sonntag vorzeitig aufsteigen sollte.

Berlin - Das Vorbild für Hertha BSC ist derzeit der FC Bayern München. Gut, die Münchner spielen mindestens eine Liga über den Berlinern und bei den vielen Rekorden, die der FC Bayern in dieser Saison aufstellt, wird Hertha kaum nachlegen können. Den Punktebestwert (75 Zähler erreichte Hannover 2001/02) in den letzten fünf Spielen zu überbieten, dürfte zumindest anspruchsvoll werden für den Zweitligatabellenführer mit derzeit 63 Punkten. Den Torrekord zu verbessern, den Hertha selbst 1980/81 mit 123 erzielten Treffern aufstellte, ist bei bisher 55 Toren, vorsichtig ausgedrückt, unmöglich.

Aber es gibt auch andere Dinge, in denen man nacheifern kann, im Partywesen zum Beispiel. „Wie bescheiden die Bayern ihren Meistertitel gefeiert haben, das war gut gelungen“, lobt Vereinssprecher Peter Bohmbach. Als die Münchner vor anderthalb Wochen den Titel gewannen, gab es keine Bierduschen und Meister-T-Shirts, mit Verweis auf die kommenden Ziele.

Auch die Berliner wollen laut eigenen Aussagen auf große Feierlichkeiten verzichten, falls sie am Sonntag gegen Sandhausen die Bundesliga-Rückkehr vollziehen. „Gefeiert wird bei uns definitiv erst nach dem letzten Heimspiel gegen Energie Cottbus“, sagt Hertha-Trainer Jos Luhukay und erteilte allen Partyplänen eine Absage. Hertha und speziell Luhukay nerven Berichte über mögliche Jubelszenarien nach Schlusspfiff. „Das ist viel zu viel Ablenkung.“

Die Mannschaft wird, falls sie siegt und dadurch aufsteigt, ausgiebig in der Ostkurve feiern, vermutlich wird es auch Aufstiegsshirts geben. Sonst aber, versichert der Verein, sei nichts Besonderes geplant. Auch wenn man anders als Bayern beim Titelgewinn nicht auswärts spielt und statt der Champions League nur die Zweitligameisterfelge gewinnen will. Hertha möchte den Eindruck vermeiden, einen Sieg gegen Sandhausen als selbstverständlich vorauszusetzen. Es wäre ja auch peinlich, wenn eine groß angekündigte Party abgesagt werden muss, weil man den Tabellenvorletzten nicht schlägt.

„Die nächsten Tage kommt noch genug Dynamik rein. Bei jedem steigt die Anspannung, je mehr darüber gesprochen wird“, sagt Luhukay, der auch deshalb beim Training am Dienstag um eine lockere Atmosphäre bemüht war. Nur Pierre-Michel Lasogga, Sandro Wagner und Felix Bastians fehlten bei der Einheit, sie spielen heute für die U 23 gegen Optik Rathenow. Beim Torschusstraining schickte Luhukay den Schützen meist einen lockeren Spruch hinterher. Sami Allagui etwa bekam zu hören: „Sami, draußen steht dein Nationaltrainer. Der hat das gesehen.“ Oder zum Tschechen Roman Hubnik: „So was hat man in Tschechien noch nicht gesehen.“ Das kam an, die Stimmung war gelöst. „Wir dürfen auch gute Laune haben nach gestern Abend. Jetzt können und wollen wir Sonntag aufsteigen“, sagte Luhukay.

Dann wird es zwar Hüpfburgen, Schminkbuden und vergünstigte Tickets geben, aber das ist dem länger geplanten Familientag geschuldet, beteuert der Club. Nach dem letzten Heimspiel am 19. Mai ist eine große Feier geplant, aber auf den Rasen dürfen die Fans, wie zuletzt gemunkelt wurde, nicht. Er muss für das Pokalfinale geschont werden.

Auch die Mannschaft hält sich zurück. Das Spiel von Kaiserslautern in Aue schauten die Spieler nicht zusammen, weil es eben nicht aufstiegsentscheidend war. Auch für Sonntag „planen wir nichts“, sagt Verteidiger Maik Franz. Aber natürlich werde all der Druck abfallen und sich in spontaner Freude entladen. „Und der Verein wird sich bestimmt etwas einfallen lassen.“ Man darf es eben vorher nur nicht so laut sagen. Dominik Bardow

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