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Magath

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Felix Magath: Alles tanzt nach seiner Pfeife

In kürzester Zeit hat Felix Magath aus dem VfL Wolfsburg ein starkes Team geformt - nun winkt das Pokalfinale.

Nach dem Sieg am Sonntag in Bremen machte sich unter den Beobachtern des VfL Wolfsburg ein ganz bestimmtes Gefühl breit. Es war imponierend, wie entschlossen die Wolfsburger ihre Chance bei den müden und glücklosen Bremern suchten. In Worte gefasst ließ sich das Gefühl folgendermaßen ausdrücken: Dieser VfL hat auch im heutigen Spiel gegen Bayern München im Viertelfinale des DFB-Pokals eine gute Chance (20.30Uhr, ARD).

Dass dem so ist, verdanken die Wolfsburger zuallererst ihrem Trainer: Felix Magath. Er baute die Mannschaft komplett um und schaffte es auf beeindruckende Weise, die 17 neuen Spieler ins Team zu integrieren. In München werden neun Profis der von Magath favorisierten Startaufstellung Neueinkäufe sein. Die bisherige Bilanz nach der Winterpause gibt dem Trainer Recht: In den neun Spielen des Jahres 2008 hat der VfL sieben Mal gewonnen, einmal unentschieden gespielt und nur ein einziges Mal verloren. Die Niederlage gab es beim gescheiterten Rotationsversuch in Karlsruhe, als Magath in alter Bayern-Gewohnheit (wo er von 2004 bis Anfang 2007 Trainer war) zwei der stärksten Kräfte eine Halbzeit lang schonte. Doch ohne Grafite und vor allem Josué geht es nicht; der VfL verlor. Magath übernahm die Verantwortung.

Ein bisschen hin- und hertauschen, das wagt der Trainer und Geschäftsführer immer noch, sein Kader ist schließlich groß genug. Doch die beeindruckende Stabilität erzielt Magaths Mannschaft, weil sie auf sechs Stammspieler vertrauen kann, die allesamt in bester Form spielen: Torwart Diego Benaglio, die Innenverteidiger Ricardo Costa und Alexander Madlung, Josué als Mann vor der Abwehr, vorn der so wichtige Impulsgeber Marcelinho und Stürmer Grafite, der in der Liga schon neun Mal getroffen hat. Diese Sechs tragen den VfL. Zum Glück für Magath, denn Benaglio, Ricardo Costa, Josué und Grafite haben den Vfl zusammen 16 Millionen Euro gekostet. Von den tragenden Figuren der Mannschaft sind nur Marcelinho und Madlung schon etwas länger in Wolfsburg. „Uns hilft insbesondere das sehr stabile Abwehrzentrum mit Madlung, Ricardo Costa und Josué davor. Diese Sicherheit strahlt auf die ganze Mannschaft ab“, sagt Magath selbst. Allen voran Josué: Nahezu perfekt vereitelt der 28 Jahre alte brasilianische Nationalspieler gegnerischer Angriffe – und kommt dabei meist ohne Fouls aus.

Magath freut sich besonders auf die Aufgabe im DFB-Pokal, und zwar nicht nur, weil es zum Aufeinandertreffen mit seinem früheren Arbeitgeber kommt. Der 54-Jährige sieht seine Mannschaft formstark genug für eine Auseinandersetzung auf gleichem Niveau: „Die ganze Situation trägt uns. In der Hinrunde war jeder mit sich selbst beschäftigt, jetzt spielen wir homogener und geschlossener.“ Die Stimmung in der Mannschaft sei sehr gut. „So ein Start bringt Sicherheit und Selbstvertrauen“, sagt er.

Man hat Magath für seine freundliche Übernahme des VfL im Sommer 2007 gescholten und gefragt, wer ihn kontrolliere. Bei solchen Einkäufen (und Finanzsspritzen der Wolfsburger Autobauer) muss ihn niemand überwachen. Längst fragt man sich in anderen Stadien, woher Magath Spieler wie Josué, Grafite, Benaglio oder den Japaner Hasebe eigentlich kennt. Nach dreizehn Jahren als Coach in der Bundesliga besitzt Magath ein ausgedehntes Netz an Kontakten, das auch bis nach Japan und Brasilien reicht.

Sicherlich wird die neue Wolfsburger Mannschaft auch mal ins Schlingern geraten, zumal Magath – wie bereits angekündigt – weiter am Kader arbeiten wird. Eine endgültige Stammelf ist erst für die kommende Saison avisiert. Das in Wolfsburg aufgrund der fehlenden Tradition oft schwache Selbstbewusstsein aber ist schon jetzt gewachsen. Im Verein merkt man, dass viele von Magaths Veränderungen wohl wirklich nötig waren, um aus dem bequem gewordenen Abstiegskämpfer einen Klub zu machen, der nur noch einen Schritt vom Pokalfinale entfernt ist.

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