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Macht Neuzugang Darin Olver die Eisbären noch stärker?

© picture alliance / ZB

Fertige statt junge Spieler: Das Netzwerk der Eisbären

Die Berliner holen diesmal fertige statt junge Spieler: Fünf neue Profis sind im Sommer gekommen, für die Kontinuität liebenden Eisbären sind die personellen Veränderungen gigantisch.

Kontinuität ist die große Stärke der Eisbären. Die Berliner haben ihre fünf Meistertitel in den vergangenen sieben Jahren mit einer Mannschaft gewonnen, die jede Saison nun nur um Nuancen verändert wurde. Viele Stammspieler sind mitgewachsen – zum Beispiel André Rankel, Frank Hördler, Jens Baxmann oder Florian Busch. Sie alle hatten ihren Durchbruch in der Saison 2003/2004. Die heute gestandenen deutschen Profis waren damals 18 Jahre alt.

In der neuen Saison, die für die Eisbären am Freitag mit dem Heimspiel gegen die Nürnberg Ice Tigers (19.05 Uhr, Arena am Ostbahnhof) beginnt, ist es undenkbar, dass etliche Junioren durchspielen. Es liegt am Erfolg und am Erfolgsdruck, dass die Berliner nun wie alle Klubs in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) auf Einkaufstour gehen und nach gestandenen Profis suchen. Fünf neue Profis sind nach Berlin gekommen, für die kontinuitätsliebenden Eisbären sind die personellen Veränderungen gigantisch. Manager Peter John Lee sagt, er stehe dafür gerne gerade. Denn: „Wir haben uns sehr gut verstärkt, unser Kader ist nun breiter denn je.“

Von den Zugängen ist Julian Talbot der große Unbekannte. Im Gegensatz zu Darin Olver, Barry Tallackson und Nick Angell, den anderen Neuen, hat der 26-jährigen Kanadier noch nie außerhalb Nordamerikas gespielt. Fünf Jahre spielte der Center in der AHL, der zweitstärksten nordamerikanischen Liga – so gut, dass sich mehrere deutsche Klubs um Talbot bemühten. „Die Eisbären waren aber erste Wahl“, sagt er. Das lag an Eisbären-Kotrainer Vince Malette. Der hatte Talbot bereits als Junior in Ottawa trainiert und konnte ihn von einem Wechsel nach Berlin überzeugen.

Vince Malette sagt: „Man muss den Spielern aus Nordamerika klar machen, dass es kein Abstieg ist, nach Europa zu kommen.“ Der Kanadier ist ein informeller Botschafter der Eisbären in Nordamerika, Teil eines kleinen Netzwerks, das sich der Klub aufgebaut hat. Die Berliner nutzen die Kontakte, die sie durch ihre ehemaligen nordamerikanischen Spieler haben. Viele von denen sind heute Trainer in unteren Ligen und empfehlen Lee talentierte Spieler. Zudem sind die Eisbären eine gute Adresse geworden – so kam Jeff Friesen vor zwei Jahren auf Empfehlung von Marco Sturm zu den Eisbären. Beide hatten zusammen bei den San José Sharks in der NHL gespielt.

Doch auch die europäische Szene ist interessant für die Berliner. Nick Angell spielte vergangene Saison in der russischen Profiliga KHL. Der 31-jährige Verteidiger aus dem US-Bundestaat Minnesota verfügt im Gegensatz zu Talbot über internationale Erfahrung und spielte in der Saison 2009/10 für Frankfurt in der DEL. Nun endlich klappte es mit den Eisbären: Die hatten nach dem Abgang von Derrick Walser eine Position in der Verteidigung zu besetzen. Mit Angell und Talbot, der den verletzten Dennis Pederson ersetzen kann, füllte der Verein gezielt Lücken, die sich im bewährten Kader aufgetan hatten. Die Verpflichtung von Olver und Tallackson von den Augsburger Panthern ist hingegen ein Eingriff in die Struktur des Teams. Mittelstürmer Olver, mit 70 Punkten der Topscorer der vergangenen DEL-Hauptrunde, und sein kongenialer Partner Tallackson werden als eingespieltes Duo mit Florian Busch die zweite Sturmreihe bilden.

Der fünfte neue Spieler ist der einzige junge Deutsche, den die Berliner geholt haben – und Toni Ritter ist schon 21 Jahre alt. Platz ist für ihn im Kader vorerst nicht, der Angreifer wurde für acht Spiele an Ligakonkurrent Krefeld ausgeliehen. So ist das eben: Wer oben ist und oben bleiben will, ist nicht mehr die Adresse für junge Spieler. Die gehen inzwischen zum Beispiel lieber nach Köln. Dort soll ja etwas aufgebaut werden, was es in Berlin längst schon gibt.

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