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Sport: Fifa: Blatter in Bedrängnis

Der Konkurs des Schweizer Sportvermarkters ISMM/ISL bringt den Weltfußballverband Fifa und dessen Präsidenten Joseph Blatter in Schwierigkeiten. ISL-Manager hatten gedroht, "unliebsame Informationen" über das Geschäftsgebaren Blatters zu veröffentlichen, falls dieser ihre Firma fallen lasse.

Der Konkurs des Schweizer Sportvermarkters ISMM/ISL bringt den Weltfußballverband Fifa und dessen Präsidenten Joseph Blatter in Schwierigkeiten. ISL-Manager hatten gedroht, "unliebsame Informationen" über das Geschäftsgebaren Blatters zu veröffentlichen, falls dieser ihre Firma fallen lasse. Der 65-jährige Blatter hatte sich bei der Besetzung des Fifa-Spitzenjobs im Juni 1998 überraschend gegen seinen schwedischen Gegenkandidaten Lennart Johansson durchgesetzt. Bis heute halten sich Gerüchte, im Vorfeld der Wahl seien Umschläge mit 50 000 Dollar an Delegierte verteilt worden, auch wenn Blatter mit Gegendarstellungen reagiert hat. Neue Nahrung erhalten die Gerüchte durch Berichte, nach denen ISMM/ISL über eine Stiftung in Liechtenstein Funktionäre des Weltsports bestochen haben soll.

Blatters Verbindungen zu dem Schweizer Sportvermarkter beruhen auf einer alten Männerfreundschaft mit dem 1987 verstorbenen Adidas-Chef und ISL-Gründer Horst Dassler. Dieser soll entscheidenden Anteil daran gehabt haben, dass Blatter 1981 zunächst Fifa-Generalsekretär wurde. Zusammen mit dem damaligen Fifa-Präsidenten Joao Havelange sorgte Blatter dann 1996 in einer Handstreich-Aktion dafür, dass die ISL-Holding Sporis für 2,8 Milliarden Mark die außereuropäischen TV-Rechte (außer den USA) und die Marketing-Rechte an den Fußball-Weltmeisterschaften 2002 und 2006 erhielt. Wettbewerber, die damals den Kürzeren zogen, wunderten sich über die Vergabepraxis: "Es fällt mir schwer zu glauben, dass die Fifa aufrichtig versucht hat, unser Angebot in einem fairen Wettbewerb zu behandeln", erklärte der Vize-Chef des unterlegenen Vermarktungskonzerns IMG.

Heute dürfte sich Blatter ärgern, damals die Schweizer als Vermarktungspartner durchgeboxt zu haben, denn die Fifa ist nun der größte Gläubiger der Sportrechte-Agentur. Dem Weltverband drohen Millionenverluste, ein erheblicher Imageschaden und eine Reihe organisatorischer Probleme hinsichtlich der Weltmeisterschaften 2002 und 2006. Weil sich der ISMM/ISL-Konkurs schon lange abgezeichnet hatte, gründete die Fifa bereits im April eine eigene Marketing AG. Diese soll jetzt mit ISL-Mitarbeitern zum Leben erweckt werden, um die 46 Millionen Mark Verlust, die allein für die WM 2002 im Sponsoringbereich drohen, möglichst zu minimieren. Dass die Fifa die für den 28. Juli bis 12. August in Spanien vorgesehene Klub-WM auf 2003 verschoben hat, zeigt den Ernst der Lage. Blatter hatte zuvor mehrfach versichert, der ISMM/ISL-Konkurs werde keine großen Auswirkungen haben.

Während der Fifa-Chef zu den Verlierern der Vermarkter-Pleite gehört, dürfte die Kirch-Gruppe zu den Gewinnern zählen. Die Münchener haben einen Monat lang die Option, die außereuropäischen WM-Fernsehrechte für 1,8 Milliarden Mark von ISL zu übernehmen. Die ursprünglich ins Auge gefasste Übernahme des Schweizer Pleitiers hat Kirch jedoch ad acta gelegt. Dem Medienkonzern, der neben den europäischen auch die US-Fernsehrechte hält, gehe es derzeit lediglich darum, weitere Fernsehlizenzen zu kaufen, erklärte ein Sprecher.

Allerdings hat der Konzern offenbar Schwierigkeiten, Sender für den Erwerb der TV-Rechte zu begeistern. Bisher wurde die Rechte lediglich in Spanien, Deutschland, Polen, Skandinavien, Irland und anderen kleinen Ländern verkauft. "Wir gehen davon, dass wir alle Rechte mit Ausnahme Großbritannien bis zum Herbst veräußert haben. Das entspricht unseren Vorstellungen", erklärte ein Kirch-Sprecher. Damit fehlen immer noch so wichtige TV-Märkte wie Frankreich und Spanien.

fsp, jck, hps

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