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Erkauft? Fifa-Präsident Joseph Blatter gibt im Jahr 2000 bekannt, das Deutschland die WM 2006 ausrichten wird.

© dpa

Kommentar: Fifa ermittelt zu spät zur WM 2006

Die Ethikkommission des Weltverbandes ermittelt nun zur WM-Vergabe 2006. An echter Aufklärung, ob Deutschland den Zuschlag erkauft hat, scheint aber auch die Fifa nicht interessiert, findet unser Autor.

Von Johannes Nedo

Es klingt nach einem großen Meilenstein: Jetzt schaltet sich die Fifa ein! Jetzt übernimmt sogar die Ethikkommission des Weltverbands in der Affäre um die Vergabe der WM 2006! Jetzt muss sich der Deutsche Fußball-Bund (DFB) aber warm anziehen!

Auf den ersten Blick scheint es auch, als würde die Fifa weiter aufräumen. Als hätte sie keine Angst mehr vor der Fußballprominenz. Zuerst wurden Joseph Blatter und Michel Platini wegen mysteriöser Beraterhonorare jeweils sechs Jahre von allen Fußballämtern suspendiert – und nun kommt der DFB dran, der größte nationale Einzelsportverband der Welt.

Dieser Ansatz ist löblich, allerdings gibt es doch viele Anzeichen, die darauf hindeuten: An einer echten Aufklärung ist auch die Fifa nicht interessiert. Warum nimmt die Ethikkommission erst jetzt die Ermittlungen auf und hat das nicht schon im Herbst getan, als die Affäre um eine möglicherweise gekaufte WM in Deutschland ins Rollen kam? Warum werden erst die internen DFB-Ermittlungen der Kanzlei Freshfields abgewartet?

Es bleibt der Eindruck, dass die Fifa dem DFB erst einmal Zeit einräumt, sich selbst neu zu ordnen, anstatt die Verfehlungen zu betonen. Nach dem Freshfields-Bericht, bei dem die Ermittler keine Beweise für Bestechung feststellen konnten (aber auch keine, die dies ausschließen), kann der DFB sich weiter von den damaligen Entscheidungsträgern Franz Beckenbauer, Theo Zwanziger und Wolfgang Niersbach distanzieren. Die Pläne des designierten DFB-Präsidetnten Reinhard Grindel für eine eigene Ethikkommission unterstreichen dies ja nur.

Echte Aufklärung in der Affäre um die WM 2006 können nur noch die Ermittlungsbehörden bringen: in Frankfurt am Main, in der Schweiz und in den USA. Und selbst dabei ist fraglich, ob die Beamten mehr als Teilaspekte der Affäre angehen können. Eine umfassende Aufklärung, ob Deutschland die WM gekauft hat, ist jedenfalls noch in weiter Ferne – wenn es überhaupt je dazu kommt.

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