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Fifa: Korruption, was ist das?

Die Fifa untersucht ihren Skandal lieber selbst. Beim Weltfußballverband, der sich immer mal wieder mit Korruptionsvorwürfen konfrontiert sieht, ist man sich immerhin bewusst, dass der neue Skandal "ein schlechtes Licht auf den Fußball" wirft.

Berlin - Am Montag ging alles seinen gewohnten Gang bei der Fifa in Zürich – zumindest äußerlich. Joseph Blatter, der Präsident des Fußball-Weltverbandes, kam früh in sein Büro, das an der Spitze eines Glas- und Marmorpalastes in der Fifa-Straße thront und dessen Tür sich nur durch seinen Fingerabdruck öffnen lässt. In den von Kronleuchtern erhellten Tagungsräumen tagten die Kommissionen, um die Zukunft des Fußballs zu besprechen – auch Franz Beckenbauer leitete eine Sitzung. Schließlich ist er Mitglied im 24-köpfigen Fifa-Exekutivkomitee, das die Geschicke des wichtigsten Sports der Welt bestimmt. Nur eines war anders: Blatter hatte am frühen Morgen seinen Kollegen einen Brief zugestellt, um sie „über eine unerfreuliche Situation zu unterrichten“. Diese unerfreuliche Situation ist zumindest für die meisten der hohen, grauhaarigen Herren nicht ganz neu: Die Fifa ist wieder einmal mit Korruptionsvorwürfen konfrontiert.

Nachdem am Wochenende die britische Zeitung „Sunday Times“ über zwei Fifa-Funktionäre berichtet hatte, die als Geschäftsleute getarnten Journalisten ihre Stimmen bei einer WM-Vergabe gegen Geld angeboten hatten, rumort es nicht nur in Zürich. Einer der Beschuldigten, Reynald Temarii aus Tahiti, ging am Montag mit einer interessanten Entschuldigung an die Öffentlichkeit. „Ich habe einen Fehler gemacht, als ich auf diese Art und Weise gesprochen habe“, sagte er. Interessant an dieser Entschuldigung ist allerdings, dass Temarii vor allem seine Wortwahl bereut, nicht aber die grundsätzliche Absicht, seine Stimme für die WM 2018 und 2022 für drei Millionen neuseeländische Dollar anzubieten. Der Nigerianer Amos Adamu, der sich ebenfalls zu einem ähnlichen Angebot hinreißen ließ, wollte sich bislang nicht weitergehend äußern.

In der Fifa, die sich immer mal wieder mit Korruptionsvorwürfen konfrontiert sieht, ist man sich immerhin bewusst, dass der neue Skandal „ein schlechtes Licht auf den Fußball“ wirft, wie es der neuseeländische Funktionär Fred de Jong ausdrückt. Verbandspräsident Blatter, selbst schon öfter mit Mauscheleien in Verbindung gebracht, gibt deshalb sogleich den Aufklärer. Mit seinem Brief hat er die Affäre zur Chefsache erklärt; in den nächsten Tagen will er in Zürich bleiben und den Fortgang überwachen. Zudem wurde die Ethikkommission der Fifa beauftragt, den Fall „gründlich zu untersuchen“. Wie lange das dauern soll, war aus dem Verbandsquartier in Zürich am Montag nicht zu erfahren. „Die Untersuchung beginnt am Mittwoch“, hieß es aus der Kommunikationsabteilung. „Mehr wissen wir auch nicht.“

Eine unabhängige Untersuchung einer Fifa-Kommission über Verfehlungen an der Fifa-Spitze dürfte sowieso ein schwieriges Unterfangen darstellen. Zumal Finanzzusagen – oft als Entwicklungshilfe deklariert – schon seit vielen Jahrzehnten Bewerbungen um sportliche Großereignisse begleiten. „Sicherlich ist da immer auch eine Beeinflussung dabei“, gibt ein hoher Funktionär zu, der lieber anonym bleiben möchte. „Aber niemand hat dabei unbedingt das Gefühl, dass damit Korruption verbunden ist.“

Für die Aufklärung in eigener Sache bleibt nun nicht mehr viel Zeit. An der Vergabe der Weltmeisterschaften 2018 (Favorit ist England) und 2022 (hier spricht vieles für die USA) am 2. Dezember will die Fifa nicht rütteln. Bis dahin soll der Eindruck wieder verflogen sein, dass die 24 Entscheider käuflich sind.

Porträt Joseph Blatter: Meinungsseite

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