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Es wird ernst. Die Behörden haben Ermittlungen gegen den langjährigen Fifa-Chef Sepp Blatter (links) aufgenommen. Uefa-Präsident Michel Platini (rechts) wurde vernommen.

© AFP

Update

Fifa-Korruptionsaffäre: Verfahren gegen Sepp Blatter - auch Michel Platini im Fokus

Die Behörden in der Schweiz ermitteln in der Korruptionsaffäre des Fußball-Weltverbandes jetzt auch gegen Fifa-Chef Joseph Blatter und eröffnen ein Strafverfahren. Auch Michel Platini spielt dabei eine Rolle.

Mit viel Spannung war die Pressekonferenz des Fußball-Weltverbandes am Freitag erwartet worden. Zwei Tage lang hatte der Fifa-Vorstand getagt. Doch oft schon war die Enttäuschung groß nach den weichgespülten Statements des Dachverbandes der Fußballer. Auch in schlimmsten Krisenzeiten vertröstete die Fifa häufig mit aufgeschobenen Reformversprechungen oder der Einsetzung diverser Task-Force-Gruppen. Am Freitagnachmittag aber wurden jene, die auf Veränderungen im skandalumtosten Weltverband pochen, nicht enttäuscht – und das, obwohl die Pressekonferenz in Zürich gar nicht erst abgehalten wurde.

Nur kurz nachdem die Fifa den Medientermin abgesagt hatte, verschickte die schweizerische Bundesanwaltschaft eine Mitteilung, die nicht nur den Weltverband, sondern auch den europäischen Kontinentalverband Uefa in eine tiefe Krise stürzen könnte: Gegen Fifa-Präsident Joseph Blatter sei bereits am Donnerstag ein Strafverfahren eröffnet worden. Einen Tag später schon rückten demnach die Strafermittler in der Verbandszentrale in Zürich ein, durchforsteten das Büro von Blatter und stellten Datenmaterial sicher. Der 79-Jährige wolle mit den Behörden kooperieren, sagte sein Anwalt der „New York Times“.

Weitaus explosiver jedoch war der zweite Teil der Mitteilung

Die Vorwürfe wiegen schwer: Blatter soll am 12. September 2005 mit der Caribbean Football Union (CFU) einen für die Fifa „ungünstigen Vertrag“ abgeschlossen haben, heißt es in dem Statement der Bundesanwaltschaft. Ungünstig ist dabei eine niedliche juristische Formulierung angesichts des mutmaßlichen Vergehens. Denn es dürfte sich dabei um TV-Rechte an den WM-Turnieren 2010 und 2014 im Wert von rund 20 Millionen Dollar handeln, die Blatter dem damaligen Fifa-Vizepräsidenten und CFU-Präsidenten Jack Warner für einen Bruchteil dessen verkauft haben soll.

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Weitaus explosiver jedoch war der zweite Teil der Mitteilung. Demzufolge sieht sich Blatter dem Vorwurf ausgesetzt, „eine treuwidrige Zahlung von zwei Millionen Schweizer Franken“ im Februar 2011 an Michel Platini vorgenommen zu haben. Diese Zahlung sei für „die zwischen Januar 1999 und Juni 2002 geleisteten Dienste“ zu Lasten der Fifa gegangen. Der Uefa-Präsident wurde noch am Nachmittag als sogenannte Auskunftsperson von Vertretern der Bundesanwaltschaft vernommen. „Dieser Betrag steht in Bezug zu meiner Arbeit, die ich unter einem Vertrag mit der Fifa geleistet habe, und ich bin froh, dass ich diese Angelegenheit mit den Behörden klarstellen konnte“, teilte Platini am Abend mit.

Als möglicher Ersatzkandidat für Platini gilt Wolfgang Niersbach

Damit greift die Fifa-Affäre nun auch auf den Mann über, der sich am 26. Februar nächsten Jahres zum Nachfolger Blatters wählen lassen will. Der ehemalige Fifa-Chefreformer Mark Pieth glaubt, dass es für Platini jetzt heikel in Sachen Fifa-Präsidentschaft werden könnte. Pieth verweist auf die Ethikprüfung, die der Weltverband inzwischen für Fifa-Vorständler und das Amt des Präsidenten vorsieht. „Compliance-Chef Domenico Scala wird sich das alles sehr genau ansehen“, sagte der Schweizer Strafrechtsprofessor dem Tagesspiegel und merkte an, dass in der Schweiz unter dem Begriff Auskunftsperson durchaus auch ein verdächtiger Zeuge stecken könnte.

Als möglicher Ersatzkandidat für Platini fiel bereits der Name Wolfgang Niersbach. Der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes zeigte sich angesichts der Ereignisse „fassungslos“. In der Vorstandssitzung zuvor sei das Strafverfahren mit keiner Silbe erwähnt worden. „Ich habe das Fifa-Gebäude in dem Glauben verlassen, dass sich Sepp Blatter in der angesetzten Pressekonferenz zur aktuellen Lage äußern wird“, sagte Niersbach. Mark Pieth nahm die neuesten Entwicklungen positiver auf. „Das zeigt letztlich nur, dass die Behörden gut arbeiten.“

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