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Sport: Finales Ende

Im letzten Spiel ihrer Karriere kann die deutsche Fußballerin Maren Meinert ein glanzvolles Turnier mit dem WM-Titel krönen

New York . Manchmal fühlt sich Maren Meinert zurückversetzt in das Jahr 2001. Auch damals standen die deutschen Fußball-Frauen in einem großen Finale, auch damals rückten sie plötzlich für wenige Tage aus dem Schatten der Anonymität. Vor zwei Jahren ging es um die Europameisterschaft im eigenen Land, dieses Mal steht am Sonntag gegen Schweden (19 Uhr, live in der ARD) die Weltmeisterschaft auf dem Spiel – allerdings 12 000 Kilometer von zu Hause entfernt in Kalifornien. Deshalb erscheint die Welt bisweilen wie in Watte gepackt. „Wir kriegen viel über Faxe und Telefonate mit“, sagt die offensive Mittelfeldspielerin, „aber es lässt sich nicht so richtig vergleichen. Man hört doch nicht alles, was über uns in Deutschland gesagt wird.“ Nicht alles, aber einiges.

Zum Beispiel den Versuch der „Bild“-Zeitung, die Kickerinnen dem heimischen Publikum schmackhaft zu machen. Torfrau Silke Rottenberg mutierte so zu „die Kahn“, Mittelstürmerin Birgit Prinz zu „die Klose“ und Mittelfeld-Spielerin Sandra Minnert zu „die Ballack“. Meinert hatten sie irgendwie vergessen, obwohl die 30-Jährige, die zuletzt in der mittlerweile eingestellten US-Profiliga bei den Boston Breakers spielte, beim WM-Turnier allenthalben als die mit Abstand beste Offensiv-Spielerin gelobt wird. Bundestrainerin Tina Theune-Meyer nennt die flinke 1,67-Meter-Frau wegen ihrer Ballfertigkeiten schlicht „meine Brasilianerin“. Victoria Svensson vom Finalgegner Schweden sagt: „Prinz, Meinert und Bettina Wiegmann sind alles großartige Spielerinnen. Aber Meinert ist einfach die beste der Welt.“

Während die Angesprochene das Lob gelassen zur Kenntnis nimmt, ärgert sie der ewige Vergleich mit den Männern: „Das machen die Leute immer wieder, damit müssen wir leben – aber eigentlich reicht es auch, wenn nur über das Sportliche berichtet wird.“ Meinert betrachtet das Ganze mit Distanz. Beinahe hätte sie sich schon von ihrem Sport verabschiedet. Nur von der Bundestrainerin ließ sie sich noch einmal überreden, für Deutschland aufzulaufen. Sie wollte ihren Kolleginnen helfen. Wichtigstes Ziel war dabei die Qualifikation für die Olympischen Spiele im kommenden Jahr in Athen. Das ist bereits vollbracht.

Doch selbst nach der besten Saison ihres Lebens, die ihr unter anderem den Titel der wertvollsten Spielerin der US-Profiliga Wusa eintrug, dem glanzvollen Turnierauftritt und der Aussicht auf Athen zweifelt Meinert keine Sekunde an ihrer Lebensplanung: „Ich bin jetzt 30, und ich sollte einen neuen Abschnitt beginnen.“ In Deutschland erwartet sie eine Stelle als Diplomsportlehrerin in Essen. Davon trennen sie jetzt nur noch der Atlantik – und die finalen 90 Minuten ihres Fußballerinnen-Daseins.

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