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Finanzkrise im Fussball: Stadien in Staatshand?

Angeschlagene Banken werden von Bund und Ländern gerettet, trotzdem steigen sie nicht aus der Sportförderung aus. Die Spielstätten von HSV und Eintracht Frankfurt behalten ihre Namensgeber.

Der Hamburger SV kann sich heute gegen den VfL Wolfsburg wieder an die Tabellenspitze der Fußball-Bundesliga setzen – im eigenen Stadion. Dieses Stadion allerdings, genauer gesagt dessen Namensgeber, bereitet momentan aber ganz andere Sorgen. Die HSH Nordbank ist im Zuge der Finanzkrise in Not geraten und wird von den Ländern Hamburg und Schleswig-Holstein mit insgesamt 13 Milliarden Euro gestützt. Ähnlich ergeht es der Commerzbank, Namensgeberin der Arena in Frankfurt am Main, der Heimspielstätte der Eintracht: 18,2 Milliarden Euro direkte Kapitalhilfe erhält sie aus dem Rettungspaket des Bundes und wird im Gegenzug als erste Privatbank teilverstaatlicht. Geld vom Staat für die Banken – heißt das, die Stadien in Hamburg und Frankfurt werden von nun an aus Steuergeldern finanziert?

Geld ist nicht gleich Geld

Ganz so einfach ist die Sache nicht. Denn das Geld, das die angeschlagenen Banken von Bund und Ländern bekommen, können sie nicht einfach ausgeben. „Man muss klar unterscheiden zwischen den Einlagen, die lediglich zur Stabilisierung dienen und bei der Bank verbleiben, und dem Geld, das im täglichen Geschäft ausgegeben wird“, sagt Stephan Schröder vom Institut „Sport und Markt“. Zum täglichen Geschäft der Bank gehört auch das Sponsoring, das aus den Umsätzen der Banken finanziert wird, für die die Einlagen lediglich Sicherheiten bieten.

In anderen Sportarten steigen reihenweise Banken aus

Geschätzte vier Millionen Euro ist der HSH Nordbank die Hamburger Arena jährlich wert, bei der Commerzbank sollen es drei Millionen sein. Doch weder Eintracht Frankfurt noch der HSV müssen sich Sorgen um den Sponsor ihres Stadions machen. „Der Vertrag läuft noch bis 2015“, sagt Patrik Meyer, Geschäftsführer der Betreibergesellschaft der Commerzbank-Arena. „Es gibt keine Bemühungen der Bank, diesen Vertrag vorzeitig zu beenden.“ In anderen Sportarten haben sich einige Finanzinstitute aufgrund der wirtschaftlichen Krise bereits aus dem Sponsoring zurückgezogen – vor allem in der Formel 1, wo zuletzt die Royal Bank of Scotland ausstieg.

Ganz bewusst werden Namensrechte im Sport meist für längere Zeiträume vergeben, um eine gewisse Identifikation bei den Fans zu sichern. Auch der Kontrakt der HSH Nordbank in Hamburg läuft noch bis 2013, auch wenn es die Option einer Kündigung zum Ende der Saison 2010 gibt. „Ob diese Option gezogen wird, darüber wird man sich im Sommer verständigen“, sagt Gesine Dähn, Sprecherin der HSH Nordbank. „Alle Sponsoring-Aktivitäten werden regelmäßig überprüft, das wird auch jetzt im Zuge der Neuausrichtung der Bank geschehen.“

Bund und Länder wollen sich nicht einmischen

Die Entscheidung, ob Marketingaktivitäten eingeschränkt werden oder nicht, liegt aber weiterhin bei den Banken. Weder die Länder Hamburg und Schleswig-Holstein noch der Bund wollen hier Einfluss nehmen. „Das Sportsponsoring ist Teil des operativen Geschäftes der Commerzbank, in das sich die Bundesregierung nicht einmischen will und wird“, sagt Stefan Olbermann, Sprecher des Finanzministeriums.

Stephan Schröder glaubt dagegen, dass der Bund im Zweifel in dieser Frage Einfluss nehmen würde. „Wenn die Verträge zur Verhandlung stünden, dann müsste die Commerzbank über einen Ausstieg sicherlich nachdenken. Einfach um der Öffentlichkeit zu zeigen, dass sie etwas tut“, sagt er. „Insofern können alle Beteiligten derzeit froh sein, dass die Verträge langfristig geschlossen wurden und nun panische Entscheidungen ausgeschlossen sind.“ Denn sinnvoll wäre eine Einschränkung der Marketingaktivitäten der Banken trotz der Krise nicht, glaubt Schröder. Auch nicht aus der Sicht der Steuerzahler: „Werbung ist auch wichtig, um die Banken zu stabilisieren.“

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