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Sport: Flache Boote, guter Geist

Deutschland hat eine große Mannschaft nach Peking geschickt – sie hat einige Vorteile

Mit der viertgrößten Mannschaft aller Länder sind die Deutschen nach Peking gereist – und mindestens die sechstbeste Nation im Medaillenspiegel wie vor vier Jahren in Athen wollen sie werden. Wenn die deutschen Athleten bei den Spielen in Peking Erfolg haben, dann könnte es auch an diesen Stärken liegen.

Gute China-Kenntnisse. Peking ist weit weg und doch gerade einigen Medaillenkandidaten sehr vertraut. Die deutschen Fußballerinnen sind im vergangenen Jahr in China Weltmeister geworden. Fechterin Britta Heidemann studiert chinesische Regionalwissenschaften und hat schon einen dreimonatigen Aufenthalt in Peking hinter sich, Tischtennisspieler Timo Boll bringt es auf 30 bis 40 sportliche Reisen nach China. Jeder andere in der deutschen Tischtennismannschaft hat ebenfalls schon viele Dienstfahrten ins Reich der Mitte unternommen, weil ihr Sport dort eine nationale Angelegenheit ist, genauso wie Wasserspringen und auch Basketball.

Erhebliche Erfolge. In vielen Disziplinen brauchen die Deutschen gar nicht klein anfangen, denn sie gehen mit Erfolg im Rücken in die olympischen Wettbewerbe. Bei den jüngsten Welt- und Europameisterschaften haben viele von ihnen Titel gewonnen, die Kanuten im vergangenen Jahr in Duisburg allein fünf in den olympischen Bootsklassen, aber auch die Reiter, Fechter, Schwimmer, Tischtennisspieler und andere. Selbst in der Leichtathletik ist mit Hammerwerferin Betty Heidler eine Weltmeisterin dabei. In Athen hatten die deutschen Leichtathleten nur zwei Silbermedaillen gewonnen.

Teams mit Geist. Schon vor vier Jahren in Athen waren die vielleicht schönsten olympischen Momente der Deutschen ein Mannschaftserlebnis: das Gold der Hockeyspielerinnen, der Sieg der Handballer im Viertelfinale gegen Spanien nach Siebenmeterwerfen, die Bronzemedaille der Fußballerinnen. Oder die Erfolge der Ruderer und Kanuten, wenn gleich mehrere im Boot saßen. Diesmal haben sich acht Mannschaften in den Spielsportarten qualifiziert, das sind sogar zwei mehr, als in Athen dabei waren. Die Basketballer haben sich vor ihrem ersten Spiel die olympischen Ringe in ihre Frisuren rasiert. „Jetzt sind wir eine Einheit“, sagt ihr Bester, Dirk Nowitzki. Bei den Hockeyspielerinnen war auch die Vorbereitung ganz auf Zusammenhalt ausgerichtet. „Wir haben eine Tour zu einer Berghütte gemacht und dort alle in einem Raum geschlafen“, berichtet Natascha Keller, „da musste jeder durch, auch wenn manche geschnarcht haben.“

Technische Vorteile. Wissenschaftler und Techniker haben wieder viel investiert, um den deutschen Sportlern einen Materialvorteil zu verschaffen. Das aus Bundesmitteln finanzierte Institut für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten (FES) hat etwa Ruderer, Segler und Radfahrer versorgt. Im Kanurennsport stellt es eine komplett neue Flotte zur Verfügung. Die Boote sind nun flacher. „In der Strömungssimulation waren diese Boote von der Aerodynamik und von der Hydrodynamik besser“, sagt FES-Direktor Harald Schaale. Und auch den Praxistest im Bundesleitungszentrum Kienbaum haben sie bestanden, wie Schaale berichtet. „Als die Kanuten vom See kamen und grinsten, wussten wir, dass wir auf dem richtigen Weg sind.“

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