zum Hauptinhalt

Sport: Football als Therapie

Warum Keith Davis bei Thunder groß aufspielt

Berlin - Keith Davis freut sich besonders auf den Sonntag im Olympiastadion. Kein Wunder, schließlich glänzt der 25-jährige Verteidiger aus Dallas seit Wochen bei seinem Arbeitgeber, dem Football-Klub Berlin Thunder, mit spektakulären Aktionen. Davis ist bei seinem Engagement beim europäischen Ableger der nordamerikanischen Profiliga NFL besonders motiviert. „Als Spieler von einem unterklassigen College-Team hast du in der NFL schlechtere Chancen und oft mit Vorurteilen bezüglich des Könnens zu kämpfen“, sagt er.

Im Fußball würde man die morgige Partie von Berlin Thunder gegen Rhein Fire in der NFL Europe (Olympiastadion, 16 Uhr) als Sechs-Punkte-Spiel bezeichnen. In der Sprache der Footballer gibt es zumindest dieses Stereotyp noch nicht. Und trotzdem, Thunder steht vor dem bislang wohl wichtigsten Saisonspiel, das sagt auch Keith Davis. Gewinnen die Berliner, dann hätten sie vor den letzten drei Spieltagen drei Siege Vorsprung vor Fire und dem Sieger der Partie Amsterdam Admirals gegen Cologne Centurions und wären vorzeitig für den World Bowl, das Finale der NFL Europe, am 12. Juni qualifiziert.

Keith Davis hätte dann ein Ziel erreicht, an das er vor einem Jahr nicht im Traum gedacht hätte. Im Juni 2003 wurde er in Dallas als zufälliges Opfer einer Schießerei schwer verletzt. Als er und seine Verlobte einen Freund von einem Nachtklub abholten, eskalierte auf dem Parkplatz ein Streit mehrerer anderer Personen. Davis wurde von mehreren Kugeln in der rechten Hüfte und im linken Gelenk des Ellenbogens getroffen. Dieses Erlebnis hat seine Lebenseinstellung verändert. „Wenn du da liegst und erst mal nicht weißt, ob du weiterleben oder sterben wirst, dann gehen dir viele Dinge durch den Kopf. Man ist jung, hält sich für unverwundbar, nimmt vieles als selbstverständlich hin. Ich danke Gott, dass ich eine zweite Chance bekommen habe, und genieße jetzt jede Sekunde“, sagt Davis. „Heute denke ich, wenn ich das überstehen konnte, dann kann ich alles meistern. Verglichen damit ist Footballspielen einfach, ist Spaß.“ Und wenn er damit Thunder hilft, ist es umso besser.

Dieter Hoch

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false