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Heidfeld Rosberg

© dpa

Formel 1: 6:1 für Deutschland

Nie gab es so viele deutsche Piloten in der Formel 1 wie in der ersten Saison nach dem Rücktritt von Michael Schumacher. Für die meisten war es ein gutes bis sehr gutes Jahr, mit einer einzigen Ausnahme - und die heißt Schumacher.

NICK HEIDFELD

Der Mönchengladbacher ist der größte Gewinner. Er etablierte sich als WM-Fünfter eindeutig als „Best of the Rest“ hinter den überlegenen McLaren und Ferrari, die er aber ab und zu zumindest ein bisschen ärgern konnte. Vor allem seine Duelle mit dem zweifachen Weltmeister Fernando Alonso in Bahrain und Ungarn machten Schlagzeilen. Schnell, konstant und technisch gut setzte der 30-Jährige sich auch gegen seinen hochgelobten Teamkollegen Robert Kubica durch, auch wenn sein Rammstoß gegen den Polen auf dem Nürburgring sicher den Tiefpunkt seiner Saison bildete. Der lange unterschätzte Heidfeld bewies, dass er zu den besten Piloten in der Formel 1 gehört. Wenn BMW in diesem Winter noch einmal einen Leistungssprung schafft wie im vergangenen, dann sollte 2008 mindestens der erste Sieg fällig sein. Ein Jahr später will Heidfeld dann um den Titel mitfahren. Unrealistisch ist das nicht.

NICO ROSBERG

Der 22-Jährige überzeugte im Williams mit sehr starken Qualifying-Leistungen und scheuchte sein Auto öfter auch dann in die Top Ten, wenn es dafür eigentlich gar nicht gut genug war. Dass er in der WM-Wertung nur Neunter wurde, lag vor allem an technischen Problemen, die ihn in einigen Rennen viele Punkte kosteten. Mit dem vierten Platz in Brasilien bewies er zum Abschluss noch einmal, dass er eigentlich längst in ein Spitzenteam gehört. Dass das allerdings schon 2008 passieren wird, ist eher unsicher. Nicht nur viele deutsche Rennfans wünschen sich seinen Wechsel zu McLaren als Ersatz für Fernando Alonso, wahrscheinlicher ist aber, dass der gebürtige Wiesbadener noch ein Jahr bei Williams bleibt und erst danach den nächsten Schritt in Richtung Spitze macht. Langfristig ist er eine der größten deutschen Titelhoffnungen.

RALF SCHUMACHER

Endlich konnte er aus dem Schatten seines überlebensgroßen Bruders treten. Doch die erste Saison ohne die II hinter dem Schumi wurde eine sehr schwierige. Trotz des größten Budgets passte bei Toyota nicht viel zusammen, technische und taktische Probleme – vor allem im Qualifying – waren an der Tagesordnung. So oft wie er wurde wohl kein anderer Fahrer von seinem Team zum falschen Zeitpunkt auf die Strecke geschickt. Im Rennen machte er dann zwar sehr oft eine bessere Figur als Teamkollege Jarno Trulli, aber viel war dann nicht mehr zu holen. Schumacher wählte selbst den Abschied von Toyota und ist sich sicher, dass es kein Abschied aus der Formel 1 ist. Aber es könnte einer auf Raten sein: Außer einem Platz im Hinterherfahrerteam Spyker bieten sich ihm kaum Möglichkeiten.

SEBASTIAN VETTEL

Er kam nach dem schweren Unfall von Robert Kubica zu seinem Formel-1-Debüt. Mit Platz acht holte der 20-Jährige zwar als jüngster Fahrer überhaupt einen WM-Punkt, angesichts der Stärke des BMW-Sauber riss das Experten aber nicht gerade zu Begeisterungsstürmen hin. Lobeshymnen erhielt Vettel erst nach seinem Wechsel zu Toro Rosso, vor allem nach seinen starken Auftritten in den Regenrennen in Japan und China. In Fuji warf Vettel einen möglichen Podestplatz noch durch den unnötigen Unfall hinter dem Safety-Car weg, doch mit dem vierten Platz in Schanghai überholte er in der WM-Wertung sogar Ralf Schumacher. Ein großes Talent, das in seiner ersten kompletten Saison beweisen muss, dass sein Chef Gerhard Berger ihn zu Recht mit dem großen Ayrton Senna verglichen hat.

ADRIAN SUTIL

Trotz eines unterlegenen Autos erregte Sutil in seiner Debütsaison einige Aufmerksamkeit. Dass er schnell ist, steht außer Frage: Seine Teamkollegen hatte er alle souverän im Griff, er holte eine Bestzeit im nassen Freien Training in Monaco und einem Punkt im Regen von Fuji standen allerdings auch einige unnötige Fehler und Unfälle gegenüber. Der Musikersohn und Hobbypianist spricht zwar immer wieder davon, auch bei sehr guten Teams im Gespräch zu sein, wahrscheinlicher ist allerdings, dass seine Zukunft zumindest für ein Jahr noch bei Spyker liegt.

MARKUS WINKELHOCK

Der Aushilfspilot sprang für ein Rennen am Nürburgring ein und führte im Regenchaos der ersten Runden durch einen cleveren Strategiecoup sogar für sechs Runden. Trotz des Highlights liegt seine Zukunft auch mangels finanzkräftiger Sponsoren aber eher in der Tourenwagenklasse DTM als in der Formel 1.

TIMO GLOCK

Der 25-Jährige kam in dieser Saison zwar nur zu Testfahrten, überzeugte dabei im BMW-Team aber immer wieder. Mit seinem Meistertitel in der Nachwuchsserie GP2 trat er dort die Nachfolge von Nico Rosberg und Lewis Hamilton an. Und es sieht so aus, als würde genau wie bei seinen Vorgängern jetzt auch ein Renncockpit in der Formel 1 die Belohnung sein. Die Bestätigung von Toyota wird in den nächsten Tagen erwartet.  

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