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Sport: Formel 1: Big Brothers

"Ein Glück, dass es von denen nicht drei gibt, sonst hätten wir wirklich ein Problem." Mika Häkkinen, früherer Formel-1-Weltmeister, über die Familie Schumacher.

"Ein Glück, dass es von denen nicht drei gibt, sonst hätten wir wirklich ein Problem." Mika Häkkinen, früherer Formel-1-Weltmeister, über die Familie Schumacher.

Zurückhaltung ist ein Begriff, der italienischen Zeitungen fremd ist. Auch in der Formel 1. Nach dem Großen Preis von Kanada in Montreal überschlugen sich die Gazzettas und Corrieres mal wieder mit Lobeshymnen - auch wenn gar kein Italiener gewonnen hatte, ja nicht einmal das italienische Auto, der geheiligte Ferrari, auf Platz eins gefahren war. Aber wenn der Sieger Schumacher heißt, dann ist ohnehin alles egal. Selbst der Vorname. Die "Gazzetta dello Sport" schwärmte vom "sensationellsten und schönsten Überholmanöver der Formel 1", nachdem Ralf Schumacher im BMW-Williams vor seinem Bruder Michael im Ferrari gesiegt hatte. "Tuttosport" krönte die Brüder zu den "Königen in Montreal", und für den "Corriere dello Sport" war der kleine Bruder der "Big Brother der Formel 1".

Ein Brüderpaar auf den beiden ersten Plätzen in einem Grand Prix, das ist ein Novum in der Geschichte der Formel 1 - und die Souveränität, mit der die Herren Schumacher in Kanada das Rennen beherrschten, lässt für die Konkurrenz Schlimmes befürchten. Das Besondere dabei: Das interne Duell führt nicht etwa zum Familienkrach, im Gegenteil: Man freut sich füreinander - und mit Niederlagen gegen "den Kleinen", der den zweiten Grand Prix seiner Karriere gewann, kann "der Große" noch am besten leben: "Gegen niemanden verliere ich lieber als gegen Ralf", sagt Michael Schumacher.

Im direkten Zweikampf haben die beiden absolutes Vertrauen zueinander. "Als er so lange so knapp hinter mir war, hatte ich keine Bedenken", sagt Michael Schumacher. "Ich weiß ja, dass er genügend Erfahrung hat, um keine Fehler zu machen. Und bei seinen Überholversuchen habe ich gemerkt, dass er offensichtlich nicht das maximale Risiko für uns beide gesucht hat."

Ein bisschen mehr Rücksicht als sonst, weil man gegen seinen Bruder fährt? Das streitet Ralf Schumacher entschieden ab: "Das war nur logische Überlegung. Ich wusste ja die ganze Zeit, dass ich wahrscheinlich bis zum Boxenstopp länger draußen bleiben könnte als er. Mein Auto war so toll, da wollte ich wirklich nichts Überflüssiges riskieren und vielleicht alles verlieren." Sein Bruder kam ihm sogar relativ langsam vor: "Erst dachte ich, er schont seine Bremsen oder die Reifen, aber als er nicht schneller wurde, wusste ich, dass ich einen Vorteil habe. Dann konnte ich locker hinterherfahren und die Boxenstopps abwarten."

Auch Ralf Schumachers Teamchef Frank Williams ist überzeugt davon, dass die Formel 1 der Zukunft von der rasenden Familie aus Kerpen dominiert werden könnte: "Ralf ist wie Michael auch ein geborener Siegfahrer." Der kleine der beiden schnellen Brüder freut sich über das Kompliment, mag aber öffentlich noch nicht an ein Eingreifen in den WM-Titelkampf denken: "Jeder sollte doch gesehen haben, was nach Imola passiert ist. Wir sind zwar gut, aber das Gesamt-Paket ist noch zu neu, um wirklich um den Titel mitzuspielen. Aber vielleicht können wir ja die Schwäche anderer Teams ausnutzen und am Ende Zweiter in der Konstrukteurs-WM werden."

Kleiner Seitenhieb auf die Konkurrenz von McLaren-Mercedes, die zurzeit mehr mit Pannen denn mit Erfolgen auf sich aufmerksam macht.

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