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Sport: Formel-1-Chef Bernie Ecclestone gerät wegen seiner Parteinahme für Ferrari in die Kritik

Ferrari muss länger als erwartet zittern, doch das Eingreifen von Formel-1-Chef Bernie Ecclestone hat die Italiener in der "Windabweiser-Affäre" wieder siegessicher gemacht. Erst am Sonnabend, einen Tag nach der morgigen Verhandlung vor dem Berufungsgericht des Internationalen Automobilverbandes (Fia), werden das Team von Michael Schumacher sowie die anderen Prozessbeteiligten das Urteil erfahren.

Ferrari muss länger als erwartet zittern, doch das Eingreifen von Formel-1-Chef Bernie Ecclestone hat die Italiener in der "Windabweiser-Affäre" wieder siegessicher gemacht. Erst am Sonnabend, einen Tag nach der morgigen Verhandlung vor dem Berufungsgericht des Internationalen Automobilverbandes (Fia), werden das Team von Michael Schumacher sowie die anderen Prozessbeteiligten das Urteil erfahren. Fia-Sprecher Francesco Longanesi begründete das Vorgehen mit der Kompliziertheit des Themas.

Nach Ansicht der Ferraristi hat sich der Fall jedoch durch die Parteinahme des mächtigsten Mannes des Motorsports stark vereinfacht. "Die Tage der Disqualifikation beider Autos, die das Meisterwerk von Sepang annulliert hat, sind gezählt", kommentierte die "Gazzetta dello Sport" optimistisch. Ferrari hält zudem durch neue Tests im Windkanal für bewiesen, dass die beanstandeten Windabweiser in Malaysia keinen Vorteil brachten. Man habe "in Anwesenheit von unabhängigen Experten" im Windkanal gearbeitet. Das Team sei "zuversichtlich, dass es dies auch vor dem Berufungsgericht schlüssig nachweisen kann", hieß es in einer Mitteilung der "Scuderia". Mit dieser Strategie und dem Zuspruch Ecclestones sei eine - auf Grund früherer Berufungsentscheidungen eigentlich unwahrscheinliche - Abmilderung des Urteils möglich, sind sich die Tifosi sicher. "Es ist auszuschließen, dass die Strafe in vollem Umfang bestätigt wird", meinte die "Gazzetta" gar.

In seiner Heimat jedoch erntete Ecclestone, der aus geschäftlichen Gründen nichts so sehr fürchtet wie eine WM-Entscheidung am grünen Tisch, harte Kritik. "Bernie Ecclestone, der gnomenhafte Koloss des Motorsports, der Don King verblassen lässt, scheint immer noch wie ein Kind in der Küche mit Modellautos zu spielen", fand die Zeitung "The Guardian": "Jede Andeutung, dass das Urteil am Freitag so ausfallen soll, damit Japan ein Erfolg an den Kassen wird, ist übel." Ecclestone hatte die Disqualifikation von Schumacher und Eddie Irvine als "Unsinn" bezeichnet. Die "Times" schrieb: "Ein Sport, der seine Entscheidung auf Grund von Marketing-Überlegungen trifft, hat verloren, und die Formel 1 ist auf dem Weg, ein Non-Sport wie Wrestling, Gladiators oder Boxen zu werden."

Vor Gericht bekommt Mika Häkkinens Team McLaren nun Unterstützung von Stewart, das sich ebenfalls für die Verhandlung angemeldet hat. Alle Teams, die von der Entscheidung der Rennkommissare vor Ort betroffen sind, können sich äußern, so Longanesi. Stewart, dessen Fahrer Herbert und Barrichello durch den Ferrari-Ausschluss Zweiter und Dritter wurden, argumentiert: "Wenn Ferrari gegen Regeln verstoßen hat, muss die Disqualifikation bleiben."

Unter normalen Umständen hat Bernie Ecclestone keinen Einfluss auf die fünf Richter, aus denen sich das Gremium morgen zusammensetzt. Diese sind unabhängige Juristen, deren Namen bis nach dem Urteil geheim gehalten werden. Am Freitag ab 9.30 Uhr werden die Parteien angehört und die Beweise geprüft, anschließend zieht sich das Gericht zurück. Frühestens am Sonnabendnachmittag werden Teams und Öffentlichkeit nach Fia-Angaben informiert. Sollte die Disqualifikation bestätigt werden, ist Titelverteidiger Häkkinen schon vor dem letzten Rennen in Suzuka erneut Champion. Der Finne führt in der Gesamtwertung derzeit mit 72 Punkten vor Irvine (60) und wäre in Japan nicht mehr einzuholen.

A. Wimmer, B. Krieger

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