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Ein Graffiti gegen die Formel-1 in Bahrain.

© dpa

Formel-1: Das Politikum Bahrain

Das Formel-1-Rennen in Bahrain ist ein Politikum. Immer wieder kommt es in dem Königreich zu gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei. Amnesty International erneuert seine Kritik an der Menschenrechtslage.

Der Weg in die Geröllwüste von Bahrain führt die Formel 1 erneut auf ein hochbrisantes politisches Gelände. Seit mehr als drei Jahren kommt es in dem Königreich immer wieder zu Unruhen.

Gewaltsame Zusammenstöße zwischen Demonstranten und der Polizei sind keine Seltenheit. Märchenhafte Kulissen im Nahen Osten sehen anders aus. Vor dem Grand Prix an diesem Sonntag in Sakhir können auch Sebastian Vettel und seine Fahrerkollegen die prekäre Lage in dem Land kaum ausblenden. Aber wie verhält sich die Königsklasse des Motorsports zu der angespannten Situation? Die Position des Automobil-Weltverbandes ist eindeutig. „Die Realität sieht so aus, dass kein internationaler Sportverband die Befugnis besitzt, in jeglichen politischen Konflikt einbezogen zu werden“, sagte der französische FIA-Chef Jean Todt vor kurzem. „Die Entscheidung, einen Wettbewerb in einem Land auszutragen, beruht auf dem Wunsch, die Entwicklung des Motorsports auf der ganzen Welt zu fördern.“ Sport könne eine positive Kraft sein und dazu beitragen, Probleme zu lindern, lautet eine gängige Formel der FIA.

Für Amnesty International ist die Menschenrechtslage in Bahrain immer noch besorgniserregend. „Um die Rechte auf Meinungs-, Vereinigungs- und Versammlungsfreiheit ist es sehr schlecht bestellt“, erklärte die Koordinatorin für Saudi-Arabien und die Golfstaaten, Regina Spöttl, der Nachrichtenagentur dpa am Dienstag.

„Die Lage der Menschenrechte ist äußerst prekär.“ Kritiker würden inhaftiert, während der Haft sogar gefoltert und in unfairen Verfahren zu hohen Haftstrafen verurteilt. Auch Kinder seien nicht gegen Inhaftierung gefeit, sagte Spöttl weiter. In Bahrain verlangt die schiitische Bevölkerungsmehrheit mehr Mitsprache und Reformen vom sunnitischen Herrscherhaus.

Formel-1-Chefvermarkter Bernie Ecclestone verteidigt hingegen auch umstrittene Rennen. „Ich denke, jeder, der wirklich über Menschenrechte reden möchte, sollte vielleicht mal nach Syrien gehen“, meinte der knallharte Geschäftsmann im vergangenen Jahr. In der Formel 1 soll schließlich das Geld fließen. Marketingdesaster wie 2011, als der Grand Prix abgesagt werden musste, oder 2012, als der Lauf nur unter heftiger Kritik ausgetragen wurde, haben das Image der berühmestesten Rennserie der Welt ohnehin schon genug ramponiert.

Die Formel 1 muss sich allerdings hüten. „Jedes sportliche Großereignis hat natürlich eine starke politische Komponente und wird von den Regierungen genutzt, um das jeweilige Land und die eigene Politik ins rechte Licht zu setzen“, sagte Spöttl. Ein Teil der Opposition fordert sogar, die Formel-1-Rennen in Bahrain sollten abgesagt werden, weil sie aus ihrer Sicht ein falsches Bild der Normalität vermitteln.

Kritische Aussagen aus dem Fahrerlager sind auch vor der zehnten Auflage in Bahrain äußerst heikel. Teams und Piloten sind an Sponsorenverträge gebunden. Die Fahrer wissen allerdings sehr wohl, was für Zustände in dem jeweiligen Land herrschen. „Was drumherum passiert, ist natürlich nicht schön“, sagte Vettel im vergangenen Jahr in Sakhir. „Das kriegt man natürlich mit.“ Amnesty International will auch in Bahrain die durch das Formel 1-Rennen sensibilisierte Öffentlichkeit nutzen, „um auf die anhaltenden Missstände im Land aufmerksam zu machen“, erklärte Spöttl weiter. „Wir hätten uns natürlich gewünscht, dass der Formel-1-Zirkus in die gleiche Richtung argumentiert und Stellung bezieht zur schlechten Lage der Menschenrechte im Land.“ (dpa)

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