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Formel 1: "Es ist fast ein Wunder"

Formel-1-Rekordweltmeister Michael Schumacher hat den achten Titel zum Abschluss seiner Laufbahn weiter fest im Visier. Der Ferrari-Pilot gewann am Sonntagmorgen in einem dramatischen Rennen den Großen Preis von China.

Schanghai - Der Kerpener gewann die Reifenlotterie in Schanghai gegen den zweitplatzierten Fernando Alonso und hat in der Gesamtwertung nach Punkten mit dem Renault-Piloten aus Spanien gleichgezogen. Aufgrund der insgesamt besseren Platzierungen hat Schumacher damit erstmals die Führung im Klassement übernommen. Dritter wurde Alonsos Teamkollege Giancarlo Fisichella, wodurch Renault wegen des Ausfalls von Felipe Massa in der Konstrukteurswertung um einen Zähler an Ferrari vorbeizog.

"Was für ein aufregendes, extremes Wochenende. Im Qualifying hatte ich durch den Regen Glück, überhaupt von sechs aus starten zu können", resümierte Schumacher auf der anschließenden Pressekonferenz. War der Wettergott am Samstag noch auf Seiten der mit den bei Regen wesentlich besser greifenden Reifen von Michelin, wendete sich im Rennen das Blatt. Zwar war die Rennstrecke in den ersten Runden noch regennass und Schumacher hatte Mühe, seinen sechsten Rang beim Start zu behaupten, Runde für Runde trocknete der Shanghai International Circuit aber ab und Schumacher nahm die Verfolgung Alonsos auf.

Dieser hatte einen glänzenden Start erwischt und zu Beginn des Rennens sah es so aus, als ob den permanent Rundenbestzeiten fahrenden Titelverteidiger nur ein Defekt wie in Monza würde stoppen können. "15 bis 20 Runden lief alles perfekt. Dann haben wir gesagt, wir wechseln die Vorderreifen. Das war sicher keine glückliche Entscheidung", konstatierte der frustrierte Spanier. Hinter ihm hatte sich Schumacher derweil an beiden Honda vorbeigeschoben und konnte rasch auf den drittplatzierten Fisichella aufschließen. Dem Zweikampf Renault/Ferrari kam zugute, dass der bis zur 20. Runde sehr schnelle Kimi Räikkönen seinen McLaren Mercedes auf Rang zwei liegend einmal mehr mit einem Defekt abstellen musste.

An der Spitze wurde Alonso mit komfortablem Vorsprung aufgrund des Reifenproblems langsamer. "Michael und Giancarlo blieben bei ihren Reifen und schlossen schnell auf. Wir mussten unter den Bedingungen gucken, dass wir die Reifen schnell wieder abfahren, sonst hast du bei den Intermediates keinen Grip", beschrieb Alonso die für ihn frustrierende Phase. Renault taktierte nun, doch in der 31. Runde musste der Spanier erst seinen Teamkollegen und dann unter dem Jubel der Ferrari-Anhänger auch Schumacher ziehen lassen.

"Natürlich haben wir auch von gewissen Fehlern oder Veränderungen bei Fernando profitiert", gab Schumacher zu. Den zweiten folgenschweren Patzer leistete sich Renault beim nächsten Boxenstopp Alonsos. Es klemmte beim Reifenwechsel, was weitere zehn Sekunden Zeitverlust zur Folge hatte. Die Hoffnungen von Renault lagen nun auf Fisichella, der Schumacher direkt hinter sich im Rückspiegel hatte.

"Es war ein Lotteriespiel"

Mit dem Wechsel auf Trockenreifen folgte in der 40. Runde der nächste gelungene Schachzug von Ferrari. "Wir haben den richtigen Moment gefunden, auf Trockenreifen umzuschalten. Es war ein Lotteriespiel", blickte Schumacher zurück. Fisichella stand nun mächtig unter Druck, seinen hauchdünnen Vorsprung vor dem eigenen anstehenden Stopp auszubauen. "Es war klar, dass die Kurve eins problematisch werden würde für ihn. Ich wusste, dass er nach der Boxenausfahrt Probleme haben würde und habe ihn da überholt", berichtete Schumacher.

Unterdessen hatte sich Alonso auf neuen Reifen gefangen und kämpfte sich auf Rang drei vor. Rasch verkürzte der nun entfesselt fahrende 25-Jährige den Rückstand auf Fisichella und es war absehbar, dass dieser seinen Teamkollegen würde passieren lassen. Acht Runden vor der Zielflagge verbesserte sich dann wie erwartet Alonso auf Rang zwei und lag 13,7 Sekunden hinter Schumacher. "Der dritte Platz ist sicherlich gut, jetzt bin ich auch Dritter in der Fahrerwertung", gab sich Fisichella mit seinem Abschneiden zufrieden.

Den Vorsprung gerettet

Alonso gab sich aber nicht geschlagen und verkürzte konsequent den Rückstand auf Schumacher. "Wenn man soviel Vorsprung hat fährt man sicher vorsichtig", begründete Schumacher seine verhaltene Fahrweise, zumal es wieder leicht zu regnen begann. Am Ende rettete der 37-Jährige seinen Vorsprung aber souverän über die Ziellinie und streckte die Faust in den regenverhangenen Himmel über Schanghai.

"Ich bin natürlich komplett aus dem Häuschen", sagte Schumacher nach seinem siebten Saisonsieg. "Es ist fast ein Wunder, dass wir hier stehen - wenn man zurückblickt, wie groß der Rückstand war. Wir müssen bis zum letzten Rennen warten und ich freue mich diebisch." (tso/ddp)

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