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© dpa

Formel 1: Hat Vettel das Zeug zum Champion?

Sein Sieg in Silverstone könnte für Sebastian Vettel der Wendepunkt in der Jagd auf den Weltmeistertitel der Formel 1 sein. Er wäre der jüngste Champion aller Zeiten.

Als Sebastian Vettel den Rennkurs von Silverstone verließ, nahm er einen Pokal mit und hinterließ eine Frage: War das die Wende in der Formel-1-Weltmeisterschaft? Eigentlich schien diese zugunsten von Jenson Button und Brawn GP entschieden gewesen zu sein. Doch jetzt sind die Chancen wieder größer, dass Sebastian Vettel in diesem Jahr vielleicht doch der jüngste Weltmeister aller Zeiten werden könnte. Mit dann 22 Jahren.

Der dreimalige Weltmeister Niki Lauda ist jedenfalls davon überzeugt. „Wenn es so weitergeht, dann war dieser Sieg von Sebastian Vettel natürlich ein Wendepunkt“, sagte er. Die Überlegenheit von Vettels modifizierten Red-Bull- Boliden hatte ihn erstaunt. „Es war unglaublich, mit dem neuen Dreifachdiffusor am Heck, den sie jetzt haben“, sagte Niki Lauda, „das Auto ist aerodynamisch komplett überarbeitet und hat einen Riesensprung nach vorne gemacht.“ Die Brawn-Boliden hingegen seien stehen geblieben. „Sie haben zu wenig Anpressdruck, um bei so kühlen Temperaturen die Reifen auf Temperatur zu bekommen.“ Alexander Wurz, Berater von Brawn GP, sieht das ähnlich: „Sicher wurde das Ergebnis hier durch das Reifenproblem von Brawn verstärkt.“

Weshalb sich die Frage stellt: War das Red-Bull-Team in Silverstone aus eigener Kraft so überlegen, so dass man davon ausgehen kann, dass dieser Vorsprung auch für die nächsten Rennen reicht – oder hat es doch nur von einer vorübergehenden Schwäche bei Brawn profitiert? Der Nürburgring wird die Antwort geben. Dort und im ebenfalls kühleren Spa wird sich zeigen, ob Brawn ein dauerhaftes Problem hat. Die Verantwortlichen sind optimistisch. „Jenson kann am Nürburgring mit Sicherheit wieder gewinnen“, sagte Geschäftsführer Nick Fry.

In der WM-Fahrerwertung führt Jenson Button nach dem achten von 17 Rennen mit 64 Punkten vor Rubens Barrichello mit 41 Punkten und Sebastian Vettel mit 39 Punkten. „Button hat nach Punkten noch einen großen Vorsprung, aber unter Druck, wenn du nicht mehr vorne das Tempo machen kannst, kann schnell einmal etwas passieren“, warnt Wurz, „dann kann sich die WM durchaus drehen.“ Red-Bull-Teamchef Christian Horner sieht es ähnlich. „Wenn wir diese Performance und Pace aufrechterhalten können, können wir Brawn GP auch einholen und schlagen“, sagte er, „uns steht eine sehr spannende zweite Saisonhälfte bevor.“ Im Red-Bull-Racing-Werk in Milton Keynes gehen die Lichter kaum noch aus. Das Update, das jetzt den deutlichen Sprung gebracht hat, soll nicht das letzte gewesen sein. Chefdesigner Adrian Newey, der in Silverstone auch den Pokal für das beste Team entgegennehmen durfte, hat noch einige Ideen. Schon am Nürburgring, bei Vettels Heimrennen, sollen wieder einige zu sehen sein, allerdings nicht so entscheidende wie in Silverstone, sagt Horner. „Wir wollen bei jedem Rennen mehr aus dem Auto herausholen.“

Dass Sebastian Vettel trotz seiner Jugend das Zeug dazu hat, die Härte eines WM-Titelkampfes aufzunehmen, davon sind diejenigen, die ihn besser kennen, überzeugt. „Sebastian muss man auf der Rechnung haben“, sagt BMW-Motorsport-Direktor Mario Theissen. Er habe in dieser Saison schon tolle Rennen abgeliefert und lerne in jedem Rennen dazu. Den einen oder anderen Ausrutscher sieht er als nicht so dramatisch an. „Sicher hat er Fehler begangen, wie in Melbourne, wo er lieber auf zwei Punkte hätte verzichten sollen“, sagt Theissen. Dort beförderte er mit einem gewagten Verteidigungmanöver kurz vor Schluss nicht nur sich selbst, sondern auch den BMW-Piloten Robert Kubica aus dem Rennen. „Aber das ändert nichts daran, dass sowohl sein Auto als auch er selbst absolutes Champion-Material sind.“

Seine Erfolgsgeheimnisse sind die perfekte Zusammenarbeit mit dem Team und die Beliebtheit, die sich Vettel innerhalb kürzester Zeit geschaffen hat. „Er ist sehr beliebt, weil er auch britischen Humor versteht“, lobt Horner. „Besonders beliebt ist, wenn er andere nachmacht.“ Den Teamchef selbst hat er noch nicht imitiert – zumindest hat Horner das noch nicht gesehen. Diesen Gag kann sich Vettel ja für die Weltmeisterfeier aufheben.

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