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Premieren-Sieger: Lewis Hamilton gewinnt er beim ersten Großen Preis von Russland.

© Reuters

Update

Formel 1 in Sotschi: Lewis Hamilton erneut schneller als Nico Rosberg

Kurz nach dem Start kann Nico Rosberg an Lewis Hamilton vorbeiziehen - geht dabei aber zu viel Risiko ein und ruiniert sich die Reifen. Durch den Mercedes-Doppelsieg steht aber der erste Konstrukteurstitel für den Rennstall endgültig fest.

Die Weltmeister-T-Shirts waren da, die Sektflaschen und Gläser auch. Man lag sich in den Armen, auf dem traditionellen Siegerfoto wurde auch gestrahlt – trotzdem war die Stimmung bei vielen in der Mercedes-Box nicht ganz so überschwänglich, wie sie nach dem Gewinn des ersten Konstrukteurs-WM-Titels eigentlich sein sollte. Vor allem Teamchef Toto Wolff betonte in jedem Siegerinterview nach dem Doppelsieg von Lewis Hamilton und Nico Rosberg als erstes immer wieder: „So schön das alles ist, aber unsere Gedanken sind natürlich trotzdem auch jetzt in erster Linie bei Jules.“

Der Unfall von Jules Bianchi am vergangenen Formel-1-Wochenende in Japan hatte schon vor dem Start in Sotschi für eine merkwürdige Stimmung gesorgt. Die Fahrer hatten sich zunächst während des Absingens der russischen Nationalhymne durch einen Kosakenchor an der Start- und Ziellinie aufgestellt, formten anschließend einen Kreis und hielten sich an den Händen, „um an Jules zu denken“. Für alle, die die Formel 1 und ihre Symbolsprache ein bisschen kennen, war es ein bedrückend eindeutiges Zeichen dafür, wie schlecht es um den Franzosen offenbar wirklich steht.

Formel 1: Nico Rosberg konnte nicht mit dem Tempo von Lewis Hamilton mithalten

Rein sportlich war dann bereits in der ersten Kurve nach dem Start fast alles entschieden. Nico Rosberg, der das ganze Wochenende nicht ganz mit dem Tempo seines Teamkollegen Hamilton mithalten konnte, wusste schon vorher: „Meine beste Chance gegen Lewis von Startplatz zwei habe ich am Start, danach wird das Überholen sehr schwierig.“ Also versuchte er es ein bisschen mit Gewalt beim Anbremsen der ersten Kurve – doch das Manöver ging schief. Rosberg kam zwar vorbei, bremste aber so spät, dass seine Vorderräder blockierten. Dabei fing er sich einen sogenannten Bremsplatten ein. „Ich habe starke Vibrationen, ich muss an die Box kommen“, funkte er sofort.

Nach dem Rennen war Rosberg entsprechend sauer. „Es hätte gehen können, ich war ja schon fast vorbei, ich habe es selbst vermasselt“, ärgerte er sich. „Ich habe einfach zu hart gebremst und auch nicht rechtzeitig gemerkt, dass die Bremsen so blockiert haben, so dass die Reifen nachher viereckig waren.“ Natürlich sei ihm schon als erstes durch den Kopf gegangen, dass das vielleicht der entscheidende Fehler im WM-Titelkampf gewesen sein könne, „denn anfangs habe ich gedacht, dass ich jetzt wahrscheinlich nicht mal mehr in die Punkte komme“.

Nico Rosberg: Aufholjagd nach Reifenwechsel bis auf Platz zwei

Der frühe Stopp warf ihn fast bis ans Ende des Feldes zurück – und erforderte dann eine sehr eigenwillige und gewagte Strategie. „Ich glaube, wir müssen mit diesen Reifen jetzt bis zum Ende durchfahren“, sagte ihm sein Renningenieur. Und das klappte tatsächlich, sogar besser als erwartet, weil auf dem speziellen Asphalt der neuen Strecke der Reifenverschleiß minimal war. So konnte sich der Deutsche recht flott durchs Feld kämpfen, nach 15 Runden lag er bereits wieder auf Platz 11, am Ende reichte es sogar für Platz zwei hinter dem souveränen Sieger Hamilton. Rosbergs Glück: Der zunächst Zweitplatzierte Valtteri Bottas im Williams konnte im Laufe des Rennens das Tempo doch nicht so hochhalten wie zu Beginn. Der Finne kam zwar nach seinem Boxenstopp noch vor Rosberg wieder auf die Strecke, doch trotz älterer Reifen konnte der Mercedes-Pilot relativ mühelos vorbeigehen und dann auch vorne bleiben. Trotz der Schadensbegrenzung war Rosberg alles andere als zufrieden. „Ich ärgere mich trotzdem immer noch maßlos“, gab Rosberg zu, der jetzt 17 WM-Punkte Rückstand auf Hamilton hat. Aufgegeben hat er dennoch nicht. „In den letzten drei Rennen kann noch alles passieren – und die letzten drei Strecke sind von nun an meine absoluten Lieblingsstrecken“, erklärte er in einer Mischung aus Durchhalteparole und Humor.

Sebastian Vettel fährt auf Platz acht

Symptomatisch für das nicht besonders aufregende Rennen war der Nachmittag von Sebastian Vettel, der am Ende auf Platz acht landete. „Mein Start war sehr gut, aber dann hat mein Teamkollege ein bisschen sehr hart gegen gehalten, so dass ich doch wieder etwas an Boden verloren habe“, sagte der viermalige Weltmeister. „Dann hatten wir wieder die gleichen Probleme mit dem Auto wie schon im Qualifying und die Strategie mit dem späten Boxenstopp war wohl im Nachhinein auch nicht die Allerbeste.“ Jedenfalls sei das Rennen nach dem Stopp „dann ziemlich langweilig“ gewesen, „da bin ich eigentlich nur noch allein rumgefahren“.

Angesichts der mangelnden Action auf der Strecke wurde für viele Beobachter in Sotschi dann zur spannendsten Frage, wann denn nun Wladimir Putin endlich an der Strecke auftauchen würde. Der russische Präsident kam erst, als das Rennen schon über eine Stunde gelaufen war. Dafür bekam er dann das standesgemäße Vip-Paket geboten: Er wurde von Formel-1-Geschäftsführer Bernie Ecclestone persönlich begrüßt, durfte dem Rennsieger Hamilton als Erster gratulieren und auch den Pokal überreichen.

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