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Sport: Formel 1: Michael Schumacher wieder schnell Zuschauer

Michael Schumacher hat sich beim chaotischen und verrückten Großen Preis von Deutschland selbst aus dem Rennen "geschossen" - und dennoch strahlte er am Ende wie ein Sieger. In die Rolle des Ferrari-Stars schlüpfte sein brasilianischer Teamkollege Rubens Barrichello.

Michael Schumacher hat sich beim chaotischen und verrückten Großen Preis von Deutschland selbst aus dem Rennen "geschossen" - und dennoch strahlte er am Ende wie ein Sieger. In die Rolle des Ferrari-Stars schlüpfte sein brasilianischer Teamkollege Rubens Barrichello. Der fuhr nach einem grandiosen Rennen vom 18. auf den ersten Platz vor, wechselte trotz einsetzenden Regens nicht die Reifen und rettete Schumacher mit seinem Poker den ersten Platz in der Gesamtwertung. "Es ist ein Wunder für uns", bekannte Ferrari- Strategiechef Ross Brown.

Schmacher schied nach einer weitgehend selbst verschuldeten Karambolage mit dem Italiener Giancarlo Fisichella schon rund 250 Meter oder acht Sekunden nach dem Start zum Großen Preis von Deutschland aus. Der Trainingsschnellste David Coulthard hatte mit seinem wilden Schlenker nach links die Kollision indirekt mit verursacht. Ein auf die Strecke stürmender Zuschauer, ein schwerer Unfall und einsetzender Platzregen sorgten für weitere Aufregung bei dem überaus dramatischen elften Lauf zur Formel-1-WM.

Barrichello feierte unter Tränen in dem Regen-Roulette auf dem Hockenheimring seinen ersten Grand-Prix-Erfolg vor dem McLaren-Mercedes-Duo Mika Häkkinen und David Coulthard und den ersten Erfolg eines Brasilianers nach dem Tod des berühmten Ayrton Senna 1993. Der Südamerikaner gewann in 1:25:34,418 Stunden, der finnische Titelverteidiger Häkkinen lag 7,4 Sekunden zurück.

Schumacher musste wie schon zuletzt vor zwei Wochen in Österreich tatenlos mit ansehen, wie die anderen den Sieg unter sich ausmachten. "Der Unfall hat nichts mit David Coulthard zu tun", nahm er seinen Kontrahenten in Schutz. "Fisichella ist mir reingefahren. Alles andere interessiert mich im Moment recht wenig", sagte der Kerpener frustriert. "Ich hatte schon wieder nicht die Möglichkeit, ins Renngeschehen einzugreifen." Fisichella habe sich entschuldigt, aber das helfe ihm jetzt auch nicht weiter. "Vielleicht bin ja ich wieder der Schuldige", sagte Schumacher sarkastisch. "Das bürgert sich langsam ein." Der Italiener bestritt, die Karambolage ausgelöst zu haben.

Der zweimalige Weltmeister aus Kerpen musste vor etwa 100 000 Zuschauern nicht nur seinen Traum vom ersten Sieg mit Ferrari auf dem badischen Hochgeschwindigkeitskurs begraben, sondern auch seinen vierten Ausfall im fünften Rennen verkraften. Immerhin verteidigte er knapp seinen Vorsprung in der WM-Wertung: Mit 56 Punkten liegt er noch zwei Zähler vor den nun punktgleichen Coulthard und Häkkinen (beide 54). Barrichello hat als Vierter (46) nun auch Titelchancen.

Schumacher stapfte mit gesenktem Kopf und enttäuschter Miene frustriert in die Box zurück. Vom hinter ihm gestarteten Häkkinen bereits überholt, war der 31 Jahre alte Rheinländer vor der Nordkurve zu weit nach rechts gezogen. Der heranbrausende Fisichella hatte keine Chance mehr auszuweichen und drehte sich wie Schumacher durchs Kiesbett in die Reifenbarriere. Zehntausende von Ferrari-Fans rollten nach dem Desaster wie gelähmt ihre roten Fahnen ein.

Für helle Aufregung und äußerste Gefahr sorgte ein Zuschauer Mitte des 45 Runden langen Rennens: Minutenlang lief der Mann am Grünstreifen der ersten Waldgeraden entlang und überquerte dabei sogar einmal die Fahrbahn. Das Safety Car rückte in der 26. Runde aus, um einen schweren Unfall zu verhindern. Dadurch büßten die McLaren-Mercedes ihren Großen Vorsprung ein, und das Feld rückte auf.

Ein schwerer Unfall zwischen Jean Alesi und Pedro Diniz erhitzte die Gemüter wenig später. Bei dem Zusammenprall des Peugeot und des Sauber flog ein Reifen über die Strecke. Beide Piloten blieben unverletzt, die Autos hatten nur noch Schrottwert. Und wieder wurde das Rennen neutralisiert.

Vom verbliebenen deutschen Trio fuhr Frentzen ein beherztes Rennen. Der von Platz 17 gestartete Mönchengladbacher "pflügte" mit seinem neuen Jordan EJ 10B regelrecht durchs Feld und kämpfte sich bis zu seinem ersten Boxenstopp in der 19. Runde bis auf Rang sechs vor. In der 40. Runde schied Frentzen an dritter Stelle liegend aus. Nick Heidfeld (Mönchengladbach) traf es einen Umlauf später. Ralf Schumacher (Kerpen) wurde Siebenter.

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