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Formel 1: Rosenkrieg mit den Roten

Im Formel-1-Budgetstreit bleibt die Fia hart und lässt es auf ein Gerichtsduell mit Ferrari ankommen.

Berlin - Nun ist er da, der große Rosenkrieg in der Formel 1. Jahrelang waren der Automobil-Weltverband Fia und sein Lieblingsteam Ferrari ein Herz und eine Seele. Jetzt sehen sich die beiden vor Gericht wieder, um den Streit um die Einführung einer Budgetobergrenze ab der kommenden Saison auszufechten. Das ist das Ergebnis des Treffens zwischen den Formel-1-Rennställen, Fia-Präsident Max Mosley und Formel-1-Chef Bernie Ecclestone am Freitag.

Mit der Budgetgrenze von 45 Millionen Euro pro Team will die Fia das ruinöse Wettrüsten der Automobilkonzerne unterbinden und neue, unabhängige Teams in die Formel 1 locken. Grundsätzlich waren sich die meisten Rennställe darüber einig, die Kosten von derzeit um die 250 Millionen Euro pro Saison zu senken. Auf totalen Konfrontationskurs ging neben Ferrari nur noch Toyotas Motorsportpräsident John Howett, der seine Kollegen erfolglos zum Abbruch der Verhandlungen aufforderte. Das ist besonders verwunderlich, da die Japaner wie auch Renault aufgrund großen Erfolgs- und Spardrucks aus der Konzernzentrale unmittelbar vor dem Ausstieg aus der Formel 1 stehen. Howetts Provokation kann daher nur als Versuch verstanden werden, politische Gründe als Vorwand für einen Abgang anführen zu können.

Während Ferrari und Toyota herumpoltern, lehnt der Rest der Teams lediglich ein zweigleisiges Reglement ab. Dazu würde es nach derzeitigem Stand kommen, weil die Teams, die sich der Budgetobergrenze unterwerfen, große technische Vorteile erhalten sollen, die bis zu zwei Sekunden pro Runde einbringen. Dabei will Mosley das eigentlich selbst nicht: „Es wäre wünschenswert, dass alle unter den gleichen Regeln fahren.“

Der Brite aber war aufgrund seiner eigenen Fehler gezwungen, diesen Weg zu wählen. Hintergrund ist eine Vereinbarung aus dem Jahr 2005, mit der er Ferrari mit der Zusicherung finanzieller und anderer Sonderrechte wie der eines Vetos bei Regeländerungen an die Fia band, um seine Macht zu stärken. Nun musste Mosley das alte Reglement neben dem neuen bestehen lassen, weil dies nur mit Ferraris Zustimmung zu ändern gewesen wäre.

Dass sich die Roten so vehement der Budgetobergrenze widersetzen, hat den gleichen Ursprung. Aufgrund ihrer jahrzehntelangen Sonderstellung erhalten sie neben dem Geld der Fia auch die höchste Sponsorenmitgift – allein der Hauptsponsor soll 60 Millionen Euro pro Saison überweisen. Dieser Wettbewerbsvorteil würde dann weitgehend verpuffen.

Und so droht Ferrari, wie immer in solchen Fällen, mit dem Ausstieg – wie ein bockiges Kind, das mit dem Fuß aufstampft und die Luft anhält, um seinen Willen durchzusetzen. Doch diesmal lässt sich Mosley davon nicht mehr beeindrucken, selbst die Ankündigung einer Gegenrennserie nimmt er gelassen auf: „Das kann durchaus passieren. Ich glaube aber nicht, dass sie damit Erfolg haben würden.“ In der Tat erscheint es reichlich unrealistisch, dass Ferrari überhaupt genügend Mitstreiter für eine eigene Serie findet.

Die anderen Teams haben immerhin einen Kompromissvorschlag in Aussicht gestellt, den Mosley innerhalb von sieben Tagen verlangt: „Wir sind bereit zu hören, was sie uns zu sagen haben.“ Der Grund für die Eile ist klar: Am 29. Mai endet die Einschreibefrist für die kommende Saison. Und weil Mosley sich nicht darauf verlassen kann, dass die Hersteller nicht dem Beispiel Hondas folgen und trotz Unterschrift das Weite suchen, muss er auf die kleinen Teams setzen. Eine ganze Reihe von ihnen zeigt Interesse an einem Einstieg in die Formel 1. Doch dazu brauchen sie auch die Sicherheit, dass die Obergrenze bleibt, denn das derzeitige Theater verunsichert ihre potenziellen Sponsoren.

Dass es im Rosenkrieg am Ende wirklich zu einer Scheidung kommt, ist dennoch unwahrscheinlich. Am Dienstag wird Ferraris Klage gegen die Regeländerungen in Paris verhandelt. Mosley kündigte zwar bereits an, dass die Fia im Falle einer Niederlage vor Gericht in Berufung gehen wird: „Sonst könnten wir gleich die Sporthoheit an Ferrari abgeben.“ Allerdings ist er sich „zu 95 Prozent“ sicher, dass es zu einer Lösung kommen wird. „Ob wir sie schnell finden werden, ist eine andere Frage.“ Vermutlich wird man, wie in einer guten Partnerschaft üblich, aufeinander zugehen – und eine noch mal erhöhte Budgetgrenze einführen.

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