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Sebastian Vettel.

© dpa

Formel 1: Spitzenstimmung bei Vettel auch ohne Karaoke

Sebastian Vettel hat trotz seines Tiefs nie den Glauben an sich selbst verloren. Nun scheint er seine Souveränität wiedergefunden zu haben.

Die Karaoke-Hütten am Streckenhotel in Suzuka gibt es nicht mehr. Hier feierten früher die Sieger des Großen Preises von Japan ihre Triumphe. Michael Schumacher sang bis in die frühen Morgenstunden – jetzt geht das nicht mehr. Die Hütten wurden im Zuge des Hotelumbaus abgerissen. Also zogen sich Formel-1-Pilot Sebastian Vettel, sein Red-Bull-Teamchef Christian Horner und Stardesigner Adrian Newey in eines der Restaurants der Edel-Herberge zurück, um Vettels dritten Saisonsieg und seine damit wieder voll intakten WM-Chancen ein bisschen zu begießen. Auch Mercedes-Sportchef Norbert Haug gesellte sich dann zu der fröhlichen Runde – Erfolg macht eben attraktiv. Vettel war der große Sieger des Tages, er hatte klargemacht, dass der Weg zum WM-Titel bei nur noch 14 Punkten Rückstand auf den noch führenden Mark Webber nur über ihn führen wird.

Im Sommer hatte der Heppenheimer ein mittelgroßes Tief und war in der WM zurückgefallen. Nun ist er wieder zurück. „Eine von Sebastians Charakterstärken ist sein Glauben an sich selbst“, sagt Teamchef Horner. „Und ich denke, dass er nicht auch nur für einen Moment daran gedacht hat, raus aus der Meisterschaft zu sein.“ In den letzten drei Rennen holte Vettel deutlich mehr heraus als sein immer angespannter wirkender Teamkollege Webber, dem man den Druck des Titelkampfes inzwischen deutlich anmerkt. Der 34-Jährige weiß das auch: „Ich müsste mal wieder gewinnen“, gibt der Australier zu.

Aus dem Fünfkampf um den Titel ist nun ein Dreikampf geworden. Die McLaren-Piloten Lewis Hamilton und Jenson Button haben abreißen lassen müssen. Button tippt sogar schon: „Jetzt holt Vettel den Titel.“ In der Tat kann der Deutsche, der auch in den dunkelsten Stunden nicht den Glauben an sich verloren hat, nun entspannt feststellen: „Wenn ich die nächsten drei Rennen gewinne, ist alles in Ordnung.“ Sollte das Rennen in Südkorea in zwei Wochen doch noch abgesagt werden müssen, weil der frisch aufgebrachte Asphalt nicht hält, dann würden ihm auch zwei Siege in Brasilien und beim Finale in Abu Dhabi reichen, um der jüngste Weltmeister der Formel-1-Geschichte zu werden.

Nicht vergessen werden darf allerdings Fernando Alonso, der Fuchs im Ferrari. Der Spanier liegt nach seinem dritten Platz in Suzuka in Lauerposition und zeigt sich überzeugt davon, dass es reichen wird, „jedes Mal aufs Podest zu kommen, um Weltmeister zu werden. Denn die Red Bulls werden nicht immer ankommen.“ Mit der technischen Zuverlässigkeit sah es bei den Bullen immerhin deutlich besser aus als noch zu Saisonbeginn. Das größere Risiko besteht eher darin, dass das Duell zwischen Vettel und Webber noch einmal so eskaliert wie bei ihrem Crash in Istanbul. „Freunde werden die beiden sicher nicht mehr“, sagt Christian Horner. Wohl wissend, dass es auch für ihn als Teamchef ein Fiasko wäre, den WM-Titel für Red Bull zu verlieren, weil er die Situation zwischen seinen beiden Fahrern nicht im Griff hat.

Im Moment zeichnet sich dabei eher bei Webber eine Tendenz zum Verzweiflungsakt ab. Vettel scheint seine Souveränität wiedergefunden zu haben. Und wenn er weiterhin so auftrumpft wie in Suzuka, dann stellt sich das Problem vielleicht gar nicht erst. Dann kommt Webber nämlich gar nicht nahe genug an ihn heran, um eine Gewaltaktion zu versuchen.

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