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Bloß nicht nach hinten schauen. Während Sebastian Vettel auf und davon zieht, fliegt Witali Petrow im Renault nach einer Berührung mit Nico Hülkenberg in die Mauer.

© dpa

Formel 1: Vettel gewinnt in Suzuka

Sebastian Vettel gewinnt den Grand Prix von Japan und hat nun wieder beste Chancen auf den Formel-1-Titel. Japan und Sebastian Vettel, das entwickelt sich zu einer ganz besonderen Beziehung.

Nachdem er 300 Kilometer lang mit Vollgas durch die Welt gejagt war, stieg Sebastian Vettel fast in Zeitlupe aus seinem Cockpit und kletterte auf sein Auto. Da stand er, ein, zwei Sekunden lang, dann beugte er sich vor und zelebrierte mit den japanischen Zuschauern Laola, die Welle. Seinen Sieg beim Großen Preis von Japan in Suzuka genoss der deutsche Formel-1-Pilot auch auf dem Siegerpodest, wo er erst die Nationalhymne lauthals mitsang und sich dann selbst den Champagner ins Gesicht spritzte. Es war ein Tag wie ein Traum gewesen für den Heppenheimer, der nach seinem souveränen Start-Ziel-Sieg vor seinem Red-Bull-Teamkollegen Mark Webber und dem Ferrari-Fahrer Fernando Alonso nun wieder sehr aussichtsreich im WM-Titelkampf liegt. „Das war ein unglaublicher Tag“, sagte Vettel. Seinen Champagner getränkten Rennanzug wollte er gar nicht mehr ausziehen: „Das fühlt sich gut an. So gehe ich heute Abend ins Bett.“

Japan und Sebastian Vettel, das entwickelt sich zu einer ganz besonderen Beziehung. Schon am Samstag, als die Qualifikation abgesagt wurde, hatte Vettel die Herzen der japanischen Zuschauer erobert, als er trotz des miserablen Wetters aus der Garage in die Boxengasse kam und sich vor den Fans verbeugten. „Ich mag das Land und die Menschen“, sagt der 23-Jährige.

Seine besondere Liebe aber gilt der Strecke von Suzuka. „Der erste Kurs, auf dem ich jetzt zweimal gewonnen habe – in so eine Strecke muss man sich dann doch einfach verlieben.“ Am Sonntag zeigte der Heppenheimer auf der ultraschnellen Acht eine von der ersten bis zur letzten Minute souveräne Leistung. Früh um zehn war er hellwach, als die Qualifikation nachgeholt wurde, die er um elf Uhr auf der Poleposition beendete. Bis zur Zieldurchfahrt um 16.30 Uhr Ortszeit erlaubte er sich keinen einzigen Fehler. Vettel behielt das Rennen immer sicher unter Kontrolle, nachdem er am Start die Führung übernommen hatte: „Mark hat zwar immer gepusht, aber ich konnte auch immer entsprechend reagieren.“ Will heißen: Vettel fuhr nur ganz genau so schnell wie er musste, um Webber klarzumachen, dass er an diesem Tag keine Siegchance haben würde. „Und in den letzten zwei Runden habe ich dann gezielt Tempo rausgenommen, um ganz auf Nummer sicher zu gehen, ja nichts mehr zu riskieren.“

Der WM-Führende Webber musste Vettels Überlegenheit in Suzuka anerkennen. „Gratulation an Seb, er verdient den Sieg, weil er einen sehr guten Job gemacht hat“, sagte der Australier. Unzufrieden war Webber, der in der WM jetzt mit 14 Punkten Vorsprung vor den punktgleichen Alonso und Vettel führt, aber nicht. „Auch für mich war das kein schlechter Tag, ich bin ja immer noch absolut mit im Spiel. Sicher, ich muss in Zukunft wieder gewinnen – aber ich bin auch sehr zuversichtlich, dass ich das kann“, erklärte er. Dann verschwand er schnell aus dem Fahrerlager – das einzige Mal, das er an diesem Wochenende schneller war als Vettel. Er hatte es eilig, sein Flugzeug nach Australien zu erwischen, während Vettel bis zum Grand Prix von Südkorea in zwei Wochen in Asien bleibt und eine Art aktiven Regenerationsurlaub macht.

Selbst Fernando Alonso war bester Dinge, auch wenn er dem Tempo der beiden Red Bull nicht ganz folgen konnte. „Ich glaube immer noch, dass es reicht, in jedem der letzten Rennen aufs Podest zu fahren, um den Titel zu holen“, sagte der Spanier. Betretene Mienen gab es dagegen bei McLaren. Jenson Button und Lewis Hamilton verloren auf den Rängen vier und fünf wichtige Punkte. Drei Rennen vor Schluss – wenn der Kurs in Südkorea rechtzeitig fertig wird – sieht es so aus, als hätte sich der Titel-Fünfkampf auf einen Dreikampf reduziert.

Ein verhältnismäßig gutes Wochenende erlebte auch Michael Schumacher. Der Mercedes-Pilot landete auf Rang sechs, nachdem sein Teamkollege Nico Rosberg, der lange Zeit knapp vor ihm gelegen hatte, sechs Runden vor Schluss mit einem technischen Defekt am linken Hinterrad ausfiel. „Ich war auf den neuen Reifen schneller, aber Nico hat gut verteidigt“, erklärte Schumacher. Seitens des Teams griff man nicht ein. „Ich habe gefragt, ob es mehr Sinn macht, mich durchzulassen. Aber man hat entschieden, es so zu lassen, und das war im Endeffekt okay.“ Jetzt blickt er optimistisch auf die kommenden Rennen. „Das Auto hat sehr gut funktioniert und das war dieses Jahr leider nicht bei allen Rennen der Fall. Ich hoffe, dass es nicht nur Suzuka-spezifisch war.“

Am frühen Abend des Traumtages erfuhr die Liebesbeziehung zwischen Sebastian Vettel und Japan übrigens noch eine weitere Stärkung. Da erfuhr der Deutsche, dass er überhaupt erst der dritte Pilot ist, der zweimal hintereinander in Suzuka gewinnen konnte. Nur Mika Häkkinen und Michael Schumacher schafften das vor ihm, und die wurden dann auch jeweils Weltmeister. Der abergläubische Vettel vernahm es mit einem Lächeln: „Ich hätte nichts dagegen, wenn das ein gutes Omen darstellen sollte und das bei mir auch so laufen würde.“

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