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Bedingt gesprächsbereit. Nico Hülkenberg hatte einige Probleme mit Sauber, könne seinen Vertrag nun aber doch verlängern.

© dpa

Formel 1: Bleibt Hülkenberg doch bei Sauber?

Hinter den Kulissen der Formel 1 geht es nach der vorzeitigen WM-Entscheidung längst spannender zu als auf der Strecke. Nico Hülkenberg fährt beim Großen Preis der USA auch um seine Zukunft.

Die Formel 1 gastiert zum Großen Preis der USA am Sonntag (20.00 Uhr, live bei RTL und Sky) in Austin, aber um sportliche Dinge geht es nur am Rande. Sebastian Vettel hat die Saison längst entschieden, und wer nun Platz zwei hinter ihm belegt, ist so interessant nicht. Wohl aber, was hinter den Kulissen passiert. Es geht mal wieder um Lotus. Das geheimnisumwitterte Team muss den plötzlichen Ausfall von Kimi Räikkönen kompensieren und hat auf der Suche nach Ersatz sogar bei Michael Schumacher angefragt – aber das war wohl mehr ein PR-Gag. Schumacher lehnte denn auch sofort dankend ab und Lotus präsentierte als neuen Fahrer eine etwas kleinere Nummer: Räikkönens finnischen Landsmann Heikki Kovalainen.

Das große Wirrwarr um Lotus begann mit der Absage des ursprünglichen Wunschkandidaten Nico Hülkenberg und es zeigt im Endeffekt nur eines: die katastrophale Finanzlage der Formel 1 und das verzweifelte Bemühen eines Fahrers wie Hülkenberg darin, den Überblick zu behalten und die eigene Zukunftsperspektive nicht zu gefährden.

An der Spitze von Lotus steht der Teambesitzer Gerard Lopez. Ein Mann, der einst bei seinem Einstieg den Teamchefs angekündigt hatte, er werde ihnen jetzt mal zeigen, wie man in der Formel 1 Geld verdienen könne. Lopez hatte auch einmal Ambitionen, die Nachfolge von Formel-1-Chef Bernie Ecclestone zu übernehmen. Jetzt ist er endgültig in der bitteren Realität angekommen. In einer Realität, in der man versuchen muss, jedes bisschen PR mitzunehmen, das man kriegen kann. Wahrscheinlich steckt Lotus auch hinter den durch die Boxengasse wabernden Gerüchten: etwa, dass der Rivale Ferrari verantwortlich ist für Räikkönens Entschluss, sich noch vor den letzten beiden Rennen am Rücken operieren zu lassen. Angeblich hat Ferrari ja auch Hülkenberg auf einmal das ganze restliche noch ausstehende Gehalt gezahlt, nur damit der nicht die zwei letzten Rennen für Lotus fährt und Ferrari im Kampf um Platz zwei in der Konstrukteurs-WM noch gefährlich werden könnte.

Die Wahrheit ist aber eine andere: Aus sehr verlässlichen Quellen ist zu erfahren, dass das Geld für Hülkenberg nicht aus Italien, sondern sehr wohl direkt von Sauber Motorsport kam. Für Sauber ist das ein gewaltiger Kraftakt, aber der musste sein, um den Punktgaranten Hülkenberg zu halten und ihm eine glaubhafte Perspektive zu geben. Trotz aller Differenzen, die in der ersten Saisonhälfte zutage traten.

Der Pilot aus Emmerich hat sich immer noch nicht entschieden, ob er bei Sauber bleibt oder zur kommenden Saison in ein anderes Cockpit steigt. Und doch hat sich bei ihm und seinem Management wahrscheinlich eine Erkenntnis durchgesetzt: Das Risiko, ganz auf ein Engagement bei Sauber zu setzen, ist zu hoch. Aber es ist eine vergleichsweise seriöse Perspektive, auch wenn es bei Sauber gerade in diesem Jahr große finanzielle Probleme gab und immer noch viel über die angekündigten Russland-Deals und deren Zustandekommen spekuliert wird. An Ende sollte sich niemand wundern, wenn der gerade 18 Jahre alte Russe Sergej Sirotkin in der kommenden Saison doch nicht in einem Sauber-Cockpit sitzt und dennoch so viel Geld aus Russland fließt, dass das Team vernünftig und solide arbeiten kann.

Über all das wird in Austin nur gemunkelt, offizielle Stellungnahmen sind von Sauber einstweilen nicht zu erhalten. Die Verhandlungen und Verträge mit unterschiedlichen Partnern in Russland, auch auf obersten politischen Ebenen, sind sehr komplex. Eben deswegen besteht bei Sauber die durchaus ernst zu nehmende Sorge, durch die Preisgabe von zu viel Information Schaden anzurichten.

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