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Sport: Fortsetzung folgt

Durch ein 1:0 gegen Schalke schafft Mainz auch im zweiten Jahr nach dem Aufstieg den Klassenerhalt

Von den Schmerzen sollte niemand etwas mitbekommen. Locker leicht kletterte Jürgen Klopp in dem wenige Minuten zuvor übergestreiften T-Shirt mit dem Aufdruck: „Erstklassig … Fortsetzung folgt“ über den Zaun in den Mainzer Fanblock. Die 20 300 Fans hatten vehement Klopps Namen gerufen, als dieser noch entspannt im Gras lag und in aller Stille den Klassenerhalt genießen wollte. „Doch dann musste ich zu den Jungs. Aber als ich auf dem Zaun war, bekam ich plötzlich einen Krampf im Oberschenkel. Das wollte ich mir aber nicht anmerken lassen“, sagte Klopp. Mit Erfolg. Dabei wurde es plötzlich mucksmäuschenstill im Stadion, als sich der Mainzer Trainer das Megafon schnappte, um mit den Fans zu singen. „Scheiß auf das Geld, scheiß auf alles – das ist es doch, worum es im Fußball geht“, sagte er später.

Klopp hatte erst eine Minute vor Spielende Gewissheit, dass seine Mannschaft in der Liga bleibt: „Ich habe zwar die Halbzeitergebnisse gekannt, aber sonst war ich wohl der Einzige im Stadion, der nichts wusste.“ Die restlichen Zuschauer hielten sich am Radio auf dem Laufenden, und so war für die meisten klar, dass das neunte Saisontor von Benjamin Auer in der 15. Minute gegen über weite Strecken ideenlose Schalker für den Verbleib in der Bundesliga reichen würde.

46 Tore haben die Mainzer bisher erzielt. „Das ist eine Quote wie eine Spitzenmannschaft“, sagte Klopp mit Blick auf die Schalker, die bisher nur 44 Tore geschossen haben. Den Erfolg in der Offensive verantworten vor allem die Stürmer Thurk (zwölf Tore), Auer und Zidan (beide neun) mit zusammen 30 Toren. Einen großen Anteil an der guten Defensive hatte Manuel Friedrich. Gegen Schalke gewann er 94 Prozent seiner Zweikämpfe. „Wenn man an diesem Mann in der Nationalmannschaft vorbei kommt, weiß ich auch nicht mehr“, sagte Klopp.

Dabei ist er dieses Thema etwas leid, weil ihm die Gesamtentwicklung seiner Mannschaft und von sich selbst wichtiger ist: „Auch ich habe wieder viel gelernt in dieser Saison.“ In der kommenden muss er die Mannschaft ohne zwei zentrale Akteure weiterentwickeln: Mohammed Zidan geht zurück nach Bremen und Mittelfeldregisseur Antonio da Silva wechselt nach Stuttgart. Zidan wäre gerne geblieben, aber Bremen weiß, was sie an dem talentierten und spielstarken Ägypter haben. Und Antonio da Silva kämpfte nach dem Schlusspfiff mit den Tränen. Er stieg mit Mainz auf und war in beiden Bundesligaspielzeiten einer der wichtigsten Spieler. Als letzte Aktion im Bruchwegstadion schleppte er eine Kiste Bier in die Kabine. Große Namen werden nicht nachkommen. „Dafür haben wir sehr talentierte Spieler im Auge“, sagt Manager Christian Heidel. Vielleicht blickt Klopp auch deshalb optimistisch nach vorn: „Wir wollten mit dieser Mannschaft eine Ära beginnen und sind mittendrin – man wird sich wohl an uns gewöhnen müssen.“

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