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Sport: Francisco Copado telefoniert sich aus der Elf von Tennis Borussia

Einer spürte den Drang, Konfetti zu werfen. Zwar nicht im Saal des Logenhauses in der Emser Straße, aber im Mommsenstadion bei den Spielen von Tennis Borussia.

Einer spürte den Drang, Konfetti zu werfen. Zwar nicht im Saal des Logenhauses in der Emser Straße, aber im Mommsenstadion bei den Spielen von Tennis Borussia. Warum das nicht erlaubt sei, wollte er wissen. Ein anderer trat ans Saalmikrofon und erregte oben auf dem Podium sofort Argwohn. Erwin Zacharias schaute einmal, schaute zweimal, dann unterbreitete er dem Mann da unten spontan ein Angebot. "Kommen sie doch nachher mal zu mir, dann kriegen Sie ein anderes T-Shirt", erklärte der Vorstandsvorsitzende des Fußball-Zweitligisten. Die joviale Tour verfing nicht. Der Mann, dessen weißes Hemd ein klodeckel-großer, blauer, kreisrunder Aufdruck des in Konkurs gegangenen Ex-Bundesligisten Blau-Weiß 90 zierte, blieb unbestechlich. Er erklärte forsch: "Das Hemd soll auch eine Mahnung an Sie sein, wie weit manchmal Anspruch und Wirklichkeit auseinander liegen." Das saß. Zacharias schwieg.

Zwischen Kleiderordnung und Konfetti-Verbot behandelte TeBe auf der Mitgliederversammlung am Donnerstagabend auch ernstere Dinge. So wetterte Zacharias mächtig über die Berliner Presse, als stünde nur das geschriebene Wort dem Aufstieg im Wege und nicht, wie es TeBe-Profi Ansgar Brinkmann mal wenig charmant formuliert hat, Trainer Winfried Schäfer. Mit derlei Populismus löste Zacharias Jubel aus im Auditorium. Die Stimmung schlug bei manchem jedoch in Trübsal um, als Zacharias den befürchteten Treueschwur ablegte. "Solange ich Vorstandsvorsitzender bin, wird Herr Schäfer seinen Vertrag bei uns erfüllen." Noch bis Juni 2002 mit Schäfer und Zacharias - das nahm der nachdenkliche Teil der Mitglieder eher mit Sorge zur Kenntnis.

TeBe wirtschaftet in dieser Saison mit über 20 Millionen Mark. Dass dieser Batzen Geld so mir nichts, dir nichts in den Sand gesetzt wurde, übergingen die Versammelten fast stillschweigend. Stattdessen wurden Pläne geschmiedet. Nächste Saison machen TeBe und Schäfer ja alles anders und, logisch, auch besser. "Wir wollen die Zusammensetzung der Mannschaft etwas pointierter vornehmen", kündigte Zacharias an. Das heißt: TeBe setzt mehr auf junge, hungrige - und damit auch, was unausgesprochen blieb, auf billigere - Spieler, "aber nicht nur", so Zacharias.

Mit Ehrenpräsident Heinz Pietzsch wurde immerhin ein Mann in den Aufsichtsrat gewählt, der die zurzeit katastrophale Außendarstellung des Vereins Schritt für Schritt verbessern möchte. Eine harte Aufgabe. Mit 100 Prozent wurde Pietzsch gewählt: Er bekam 364 von 366 Stimmen (zwei Enthaltungen). Aber nur 149 Mitglieder waren im Logenhaus anwesend. Wahlbetrug? Keineswegs. 217 Stimmen kamen aus dem Off, denn laut Satzung dürfen nicht anwesende Mitglieder ihr Stimmrecht delegieren. So sichert sich der TeBe-Sponsor Göttinger Gruppe "seine" Mehrheiten.

TeBe spielt heute (15.30 Uhr, Mommsenstadion) im "Vor-Abstiegskampf" der Zweiten Liga gegen Waldhof Mannheim. Francisco Copado wird fehlen. Er ist - nach alter Schäfer-Sitte - suspendiert. Copado war wie der Rest der Mannschaft auf der Versammlung erschienen. Als zu Sitzungsbeginn die Toten geehrt wurden und sich die Anwesenden zum Gedenken an sie von ihren Plätzen erhoben, blieb Copado einfach sitzen. Er hatte Wichtigeres zu tun, führte halt gerade mal per Handy ein Telefongespräch. "Was soll man dazu noch sagen?", fragte Schäfer. Ja, was wohl? Außer: "Du bist suspendiert."

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