zum Hauptinhalt
Wenn's löwt, dann löwt's. Oder auch nicht.

© dpa

Frank Lüdecke zur WM 2014: Jogi Löw, dieser Loser!

Am Montagabend startet die deutsche Nationalmannschaft gegen Portugal in die WM. Unser Kolumnist äußert noch einmal letzte Zweifel an Bundestrainer Joachim Löw.

Am Montagabend ist es endlich so weit! Aber – kann das nun etwas werden, mit unserer Mannschaft? Und vor allem mit Jogi Löw? Ich lese überall: Löw hat bislang nichts erreicht! Ein Loser-Typ! Nur zweite und dritte Plätze! Die Mannschaft spielt schön, aber nicht effektiv. Seit neun Jahren kein Titel! Nichts. Und die falsche Taktik im Halbfinale gegen Italien vor zwei Jahren! Aber jetzt gelte es! Jetzt müsse der Bundestrainer endlich beweisen, dass er ein großer Trainer ist.

Also, ich habe auch Bedenken gegen Jogi Löw. Zum Beispiel, wenn er in der TV-Werbung diese hölzernen Sätze spricht. Wenn ich das höre, denke ich, wir holen nicht mal einen Punkt gegen Ghana.

Aber lassen Sie mich mal etwas zur glorreichen Vergangenheit sagen. So toll war das nun auch nicht. Ich gehöre ja der „Generation Briegel“ an. Und ich kann mich erinnern, wir hatten da Spielertypen dabei, da kam einem doch das Grausen.

Tagesspiegel-Kolumnist Frank Lüdecke.
Tagesspiegel-Kolumnist Frank Lüdecke.

© Kleist-Heinrich

Erinnert sich noch jemand an die Spieleröffnung von „Katsche“ Schwarzenbeck? Die Eleganz Hans-Peter Briegels? Die filigranen Kunststücke des „Diego“ Buchwald? Und mal unter uns: Zwei unserer WM-Titel wurden durch Schwalben begünstigt, 1974 (Hölzenbein), 1990 (Völler). Ich hatte mal Gelegenheit, Rudi Völler darauf anzusprechen. Seine Antwort: „Elfmeter ist, wenn der Schiedsrichter pfeift.“

Die Konkurrenz war früher viel geringer

Außerdem war die Konkurrenz früher viel geringer. Inzwischen trainieren alle Mannschaften Taktik, sie können alle 90 Minuten rennen und sie können alle Fußball spielen und Elfmeter schießen, außer England. Heute kann im Grunde jeder jeden schlagen. Das war vor 30, 40 Jahren anders. Noch bis 1982 durfte überhaupt nur eine Mannschaft aus Afrika und Asien teilnehmen. Aber nicht aus sportlichen Gründen, sondern wegen der Folklore. Noch vor 20 Jahren war es doch undenkbar, dass Spanien ein Turnier gewinnen könnte!

Ich hab’ mich trotzdem gefreut, wenn Deutschland gewonnen hat. Auch wenn es manchmal nicht schön anzusehen war. Fußball-Analytiker beweisen heute, dass Schönspielen keine erfolgreiche Strategie ist. Hier könnte man einwenden, was denn eigentlich unter Erfolg zu verstehen ist.

Mir gefällt die Spielweise der deutschen Mannschaft unter Löw außerordentlich gut. Und ich lehne mich mal aus dem Fenster: Das 4:1 gegen England und das 4:0 gegen Argentinien bei der letzten WM waren das Beste, was man je von einem deutschen Team gesehen hat. Noch vor der legendären 72er Mannschaft. Vor der 74er sowieso. Insofern bewerte ich die Tatsache, dass „wir“ in den letzten vier großen Turnieren jeweils mindestens das Halbfinale erreichten, als Erfolg.

Sollte Deutschland allerdings im Achtelfinale ausscheiden, werde ich mich an diese Zeilen nicht mehr erinnern. Dann mache ich den Löw fertig, diesen Loser.

Frank Lüdecke

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false