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Sport: Freigeworfen

Alba Berlin besiegt den Mitteldeutschen BC mit 107:87

Berlin. Emir Mutapcic stammt aus Bosnien – dass man beim Feiern einer Hochzeit in Jugoslawien Ausdauer braucht, weiß der Trainer des deutschen Basketballmeisters Alba Berlin. Deshalb machte er sich nach dem 107:87 (53:49) gestern gegen den Mitteldeutschen BC (MBC) auch Sorgen. Albas Centerspieler Jovo Stanojevic heiratet am Mittwoch, zwei Tage später ist die Weihnachtspause seines Teams beendet. „So eine Hochzeit kann sieben bis zehn Tage dauern, hoffentlich ist Jovo am 27. Dezember zurück“, sagte Mutapcic scherzhaft. Die Erleichterung war ihm anzumerken, nach sechs Niederlagen in Folge war seiner Mannschaft trotz 15:29-Rückstand nach dem ersten Viertel endlich wieder ein Sieg gelungen. Albas Trainer hatte um die psychische Verfassung seiner Spieler gebangt, die Niederlage am Donnerstag gegen Bologna in vorletzter Sekunde „hatte uns mitten ins Herz getroffen“.

Stanojevic reiste noch gestern Abend nach Belgrad, die deutschen Nationalspieler Mithat Demirel, Marko Pesic, Stefano Garris und Henrik Rödl flogen mit einer Chartermaschine sofort nach dem Spiel von Tempelhof nach Baden-Baden zur Sportlergala. Die Bronzemedaillengewinner der WM von Indianapolis waren mit ihren Kollegen als Team des Jahres nominiert. Quadre Lollis, John Celestand und Kevin Rankin setzen sich heute ins Flugzeug in ihre Heimat USA.

„Es war wichtig, dass wir vor der Winterpause noch gewonnen haben“, sagte Demirel, der mit 27 Punkten Topscorer war und ein überragendes Spiel lieferte. Nun können die Spieler in Ruhe einige Tage abschalten und müssen unter dem Weihnachtsbaum nicht weiter grübeln über die Niederlagenserie. Dabei hatte es so ausgesehen, als sollten die Berliner, bei denen DeJuan Collins, Marko Pesic und Jörg Lütcke verletzt fehlten, erneut als Verlierer vom Feld gehen. Vier Mal trafen die Gäste in den ersten zehn Minuten aus der Distanz, bis zur Pause erzielten sie sieben Dreier – bei sieben Versuchen. Eine Quote, die in keinem Training erreicht wird.

„Einige haben den Gegner unterschätzt, die wussten nicht, wie die spielen können, wenn man sie spielen lässt“, sagte Demirel später. Er wusste es, er stand einst selbst beim MBC unter Vertrag. Gemeinsam mit Henrik Rödl trieb er sein Team vor 7094 Zuschauern, darunter rund tausend lärmenden Gästefans, nach vorn und brachte Alba mit dem 46:44 nach 18 Minuten erstmals in Führung. Allein im zweiten Viertel machte der Aufbauspieler 15 Punkte.

Schon lange vor Spielende sangen die Fans übermütig „Die Nummer eins, das sind wir“. Sie irrten, an der Tabellenspitze stehen weiterhin die Telekom Baskets Bonn. Der Stimmung freilich tat das keinen Abbruch. Es weihnachtete sehr bei Alba, wo die Cheerleader beim Tanzen rote Zipfelmützen trugen. Als Demirel unter Standing Ovations des Publikums ausgewechselt worden war, spielte der vor drei Wochen verpflichtete John Celestand die nun chancenlosen Gäste ein ums andere Mal aus. In den letzten drei Minuten erzielte er neun seiner 19 Punkte. Um die gerade gewonnene Form nicht gleich wieder zu verlieren, will Celestand über Weihnachten in New Jersey mit Kumpels trainieren und seinen alten Highschool-Trainer in die Turnhalle bitten. Zumindest Celestand wird bei keiner Feier verloren gehen, sondern pünktlich wieder in Berlin landen.

Helen Ruwald

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