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French Open: Andrea Petković trifft im Viertelfinale auf Sara Errani

Tennisspielerin Andrea Petković hat mit einem knappen Erfolg über die Außenseiterin Kiki Bertens zum zweiten Mal das Viertelfinale der French Open erreicht und trifft dort auf die Italienerin Sara Errani.

Andrea Petkovic hatte den Vorhandball aus dem Halbfeld mit so viel Effet nach außen gespielt, dass Kiki Bertens keine Chance mehr hatte, ihn noch irgendwie zu erreichen. Doch Petkovic schaute der gelben Filzkugel so lange gebannt nach, bis sie wirklich zum zweiten Mal auf dem roten Sand auftrumpfte. Dann fuhr sie herum und schrie so laut, dass der Court Philippe Chatrier förmlich erzitterte. Andrea Petkovic hatte sich zurückgemeldet, unüberhörbar.

Nach Jahren der Verletzungen, der Rückschläge und der nicht enden wollenden Plackerei in der Reha steht die 26 Jahre alte Darmstädterin wieder im Viertelfinale eines Grand Slams. Petkovic hatte ihre Freude, ihre Erleichterung jenen in ihrer Box entgegen geschrien, die nicht nur während der vergangenen zwei Stunden mit ihr mitgelitten hatten, sondern auch in den schweren Wochen und Monaten ihrer Karriere an ihrer Seite standen. Ihre Familie, Bundestrainerin Barbara Rittner und auch Petkovics neuer Coach Eric van Harpen, sie alle lagen sich freudetrunken in den Armen. Lange hatten sie mit ihr zittern müssen, doch Petkovic rang die 22-jährige Niederländerin doch noch mit 1:6, 6:2 und 7:5 nieder.

„Ich bin einfach erleichtert und glücklich“, sagte sie in fließendem Französisch. „Es war sehr schwer für mich, weil ich sie überhaupt nicht kannte“, fuhr Petkovic fort, „ich habe sie gestern den ganzen Tag bei Youtube gestalked.“ Dass sie als Nummer 27 der Welt die haushohe Favoritin gegen Bertens war, die inzwischen auf Rang 148 abgerutscht ist, setzte Petkovic enorm unter Druck. Die Niederländerin, die schon mal in den Top 50 stand, spielt zudem absolut unberechenbar. In der letzten Saison gewann sie ein halbes Jahr lang kein einziges Match, nun überrollte sie Petkovic im ersten Satz förmlich mit ihren wuchtigen Schlägen.

Vor einem Jahr wollte Andrea Petković schon mit dem Tennis aufhören

„Ich hatte am Ende des ersten Satzes das Gefühl, mich hätte ein Zug überfahren“, sagte Petkovic kopfschüttelnd, „aber dann sagte ich mir: ,Okay, durchatmen und jetzt nochmal ganz von vorne.“ Die Autosuggestion funktionierte, zumindest im zweiten Durchgang. Bertens' Fehlerquote schoss nach oben, Petkovic konnte in den Sätzen ausgleichen. Doch im dritten Satz kamen die Nerven zurück. Nach fünf Breaks in Folge schaffte Petkovic schließlich die 4:2-Führung, die sie jedoch erneut nicht halten konnte. Bertens spielte wieder druckvoller und aggressiver, war aber mit am Ende 49 Fehlern weit weg von Konstanz. Petkovic gelang mühevoll das Break zum 6:5, der zweite Matchball brachte schließlich die Erlösung. Nach ihrem Turniersieg in Charleston vor zwei Monaten war Petkovic nun auch auf der ganz großen Bühne zurück.

Das Gedränge im größten Pressekonferenzraum von Roland Garros war dementsprechend groß. Keine Spielerin auf der Tour ist wohl eloquenter und wickelt ihre Fragesteller dabei charmanter um den Finger als Petkovic. So plauderte sie locker darüber, warum sie gerne Nietzsche und Camus lese und dass sie sich mit doch bald schon 30 Jahren einfach zu alt fühle, um noch zum „Petko-Dance“ die Hüften zu schwingen. Doch dann wurde Petkovic ernst, erzählte, dass sie vor einem Jahr schon mit dem Tennisspielen aufhören wollte. Damals war sie nach einer Rückenverletzung auf Rang 136 abgestürzt und in der Qualifikation für die French Open gescheitert. „Das war das Schlimmste“, sagte sie, „denn ich hatte mich schon mal von Rang 200 zurückgekämpft bis auf Platz neun hoch und jetzt war ich wieder ganz auf Anfang zurückgeworfen. Ich war nicht sicher, ob ich diesen harten Weg noch mal gehen wollte.“

Doch sie hielt durch. Als Lohn wartet nun das vierte Viertelfinale ihrer Karriere gegen die Italienerin Sara Errani.

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