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Auf dem Weg nach vorn. Dominic Thiem traut sich durchaus auch ans Netz. Der 23-Jährige ist zwar Sandplatzspezialist, gewann 2016 in Stuttgart allerdings auch ein Turnier auf Rasen – als erster Österreicher überhaupt.

© Pascal Rossignol/Reuters

French Open: Dominic Thiem fordert Rafael Nadal

Der Österreicher Dominic Thiem ist der einzige Spieler, der Rafael Nadal in diesem Jahr auf Sand besiegen konnte. Nun kommt es im Halbfinale von Paris zum großen Duell.

In der Wiener Stadthalle gab es im Oktober 2011 ein ungewöhnliches Tennismatch. Auf der einen Seite des Platzes stand der 44-jährige Thomas Muster, auf der anderer der erst 18-jährige Dominic Thiem. Für den Youngster war es das erste Spiel überhaupt auf der ATP-Tour, er gewann es 6:2, 6:3 und schickte damit den größten österreichischen Tennisspieler endgültig in den Ruhestand.

Sechs Jahre später ist Thiem längst der legitime Nachfolger Musters. Am Freitag spielt er in Paris im Halbfinale gegen Rafael Nadal. Thiem ist Außenseiter, aber das war er auch schon in der Runde zuvor gegen Novak Djokovic. Am Ende hieß es 7:6, 6:3 und 6:0 für den Österreicher. „Das war definitiv mein größter Sieg, weil es war der erste über einen Top- Ten-Spieler bei einem Grand Slam“, sagte Thiem nach seinem beeindruckenden Erfolg.

Wirklich überraschend kam er allerdings nicht, Thiem ist in diesem Jahr auf Sand nach Nadal klar der beste Spieler. Nicht nur deshalb trauen ihm viele Experten zu, die French Open zu gewinnen – wenn nicht in diesem Jahr, dann in einem der folgenden. 1995 war dies Thomas Muster als bisher einzigem Österreicher gelungen, wie der frühere Weltranglistenerste ist Thiem ein Spezialist für die langsameren Aschenplätze. Er spielt die Bälle mit viel Topspin, bewegt sich herausragend und verfügt über krachende Grundschläge. Anders als Muster kann Thiem auch richtig gut aufschlagen, sein Netzspiel ist brauchbar – im vergangenen Jahr gewann er als erster Spieler aus Österreich ein Turnier auf Rasen. In Stuttgart schlug er dabei sogar Roger Federer.

Schon länger gilt Thiem als einer der Stars der Zukunft, er hat sich in jedem Jahr auf der Tour verbessert und gehört nun schon seit einiger Zeit konstant zu den Top Ten der Welt. Seit seinem zwölften Lebensjahr arbeitet Thiem mit Günter Bresnik. Der hatte einst auch Boris Becker für ein paar Monate trainiert, doch es passte nicht, weil er das Spiel des Deutschen zu stark umstellen wollte.

Unter Trainer Günter Bresnik musste Thiem seinen Spielstil komplett umstellen

Beim jungen Dominic Thiem konnte er seine radikalen Ideen dann jedoch durchsetzen. Mit anfangs fatalen Folgen für seinen Schützling. Thiem war in Österreich der beste Nachwuchsspieler, als die Zusammenarbeit mit Bresnik begann. Doch er spielte seinem neuen Coach zu defensiv. Unter Bresnik wurde Thiems Stil aggressiver, er musste seine Rückhand statt wie zuvor mit zwei Händen nur noch mit einer Hand spielen.

„Er muss lernen, gewinnen zu wollen, statt nicht verlieren zu wollen“, erklärte Bresnik seine Maßnahmen, über die er später im Buch „Die Dominic-Thiem-Methode“ berichtete. Zunächst musste Thiem allerdings lernen, mit Niederlagen umzugehen. Denn die Stilumstellung führte erst einmal dazu, dass er reihenweise Matches verlor. Das große Talent schien in eine Sackgasse zu steuern. In einer solchen Phase sind es oft die Eltern, die Angst um die Zukunft ihres talentierten Kindes bekommen. Die Thiems vertrauten allerdings den Methoden Bresniks – was sich nun auszahlt.

Dominic Thiem hat inzwischen acht Turniere gewinnen können, er steht zum zweiten Mal in Folge in Paris im Halbfinale. In dieser Saison ist er der einzige Spieler, der Rafael Nadal auf Sand besiegen konnte. Nach seinem Viertelfinalsieg in Rom folgte direkt danach allerdings eine ernüchternde Klatsche gegen Novak Djokovic. „Bisher habe ich im Match nach einem Sieg über einen Topspieler immer viel schlechter gespielt. Also ich hoffe, dass ich das verbessern kann“, sagte Thiem im Hinblick auf sein Duell mit Nadal. Der Spanier hat großen Respekt vor seinem österreichischen Herausforderer: „Thiem ist ein schwieriger Gegner. Ich hoffe, dass ich nicht verliere“, sagte der neunfache Paris-Sieger.

Am Freitag bestreiten die beiden ihr siebtes Duell gegeneinander, alle fanden auf Sand statt. Nadal führt 4:2, in dieser Saison steht es 2:1. In Paris trafen die beiden vor drei Jahren bereits einmal aufeinander, damals siegte Nadal klar. Danach prophezeite er seinem Gegner aber eine große Karriere. „Ich glaube, er hat ein riesiges Potenzial. Sein Tennisstil ist wirklich gut. Er spielt mit viel Tempo und hat gute Richtungswechsel. Vor ihm liegt eine strahlende Zukunft.“

In dieser Zukunft ist Thiem inzwischen angekommen. Mit seinem Spiel auf Sand hat er gute Chancen, nicht nur seinem Landsmann Thomas Muster nachzufolgen, sondern Rafael Nadal als König von Paris zu beerben. Das Duell am Freitag auf dem Court Philippe Chatrier wird Aufschluss darüber geben, ob es vielleicht sogar schon 2017 zur Wachablösung bei den French Open kommt.

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