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French Open - Nicolas Kiefer

© dpa

French Open: Geschichte einer Hassliebe

Nicolas Kiefer macht in der zweiten Runde der French Open eines seiner besten Spiele überhaupt auf Sand – und scheitert dennoch

Dass eine Liebesbeziehung gewöhnlich mit Höhen und Tiefen einhergeht, ist auch Nicolas Kiefer vertraut. Doch neben den menschlichen Beziehungen können Tennisprofis auch zu einem Turnier eine Art Beziehung aufbauen: Kiefer und die French Open verband schon immer eine Liebe, die aber nur selten unter einem guten Stern stand.

Und obwohl auch in diesem Jahr das Aus in der zweiten Runde kam, gelang Kiefer gegen den Spanier David Ferrer eine seiner stärksten Leistungen auf einem Ascheplatz überhaupt. Der vierstündige Schlagabtausch auf höchstem Niveau kam nach nur einem Sieg in dieser Saison auf dem eher ungeliebten Belag überraschend, war aber umso beeindruckender. „Ich will hier immer gut spielen, das ist wie mein Heim-Slam. Da ist es umso bitterer, wenn man alles gibt und wieder so knapp scheitert“, sagte Kiefer nach seiner 3:6, 7:5, 4:6, 6:3 und 2:6-Niederlage.

Zehn Mal trat der inzwischen 31-jährige Hannoveraner im Stade Roland Garros in Paris zuvor an und musste sich bei fünf Versuchen bereits in der ersten Runde verabschieden. Das Achtelfinale vor fünf Jahren blieb sein bestes Resultat. Oft wurden Kiefers Auftritte für ihn zur Qual und förderten eher seine wachsende Antipathie für das wichtigste Sandplatzturnier der Welt. Vor drei Jahren folgte der Tiefpunkt für Kiefer, als er sich in der zweiten Runde eine schwere Handgelenksverletzung zuzog, wegen der er zwölf Monate pausieren musste. Erst in diesem Jahr kehrte er für seinen elften Anlauf nach Paris zurück. „Ich habe gar nicht mehr an damals gedacht“, sagte Kiefer nun rückblickend über den fatalen Sturz, „das ist abgehakt. Aber ich durfte zumindest weiter Tennis spielen.“

Kiefer vergab nun eine weitere Chance, sich mit den French Open auszusöhnen – in jener Stadt, die fast wie ein zweites Zuhause für ihn ist. Als Sohn einer französischen Mutter konnte er in Paris immer auf die Unterstützung seiner Familie bauen, besonders seine über 90-jährige Oma verfolgt als sein größter Fan jede Partie.

Doch gegen Ferrer reichte das eben nicht, zudem fehlte ein wenig Glück und die so entscheidende Frische im Kopf in der Schlussphase. „Ich hatte so viele Chancen und konnte sie nicht nutzen. Er war in den wichtigen Momenten einfach da“, sagte Kiefer nach dem Match.

Dass sich er nach sehr mäßigen Leistungen während der Sandsaison noch einmal so würde präsentieren können, kam unerwartet, doch Kiefer selbst hatte nach einer guten Vorbereitungswoche beim World Team Cup in Düsseldorf darauf gehofft. Intensive Trainingseinheiten mit Davis-Cup-Kapitän Patrik Kühnen und erfolgreiche Einsätze im Doppel sorgten dabei für neues Selbstvertrauen und sparten Kräfte.

„Die Vorbereitung war genau richtig. Ich wäre nur gerne noch länger in Paris geblieben“, sagte Kiefer, dessen Kampfgeist und Willensstärke auch im fortgeschrittenen Sportleralter noch zu seinen bestechendsten Fähigkeiten zählen und ihn so auch für einen Weltranglisten-14. weiter unberechenbar und gefährlich macht. Sein Auftritt in Paris könnte für Kiefer zudem ein wichtiges Argument werden, wenn Kühnen sich auf eine Mannschaft für das Davis-Cup-Viertelfinale gegen Spanien in sechs Wochen festlegt. „Die Entscheidung liegt bei Patrik“, erklärte Kiefer: „Aber ich arbeite weiter hart an mir und blicke nach vorn. Jammern und Hinterhertrauern bringt mich ja nicht weiter.“

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