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Tommy Haas blickt auf den Tennisball holt zum Schlag aus.

© afp

French Open: Thomas Haas schimpft sich in Runde drei

Thomas Haas will bei den French Open so weit kommen wie nie zuvor. Bisher war sein bestes Ergebnis in Paris das Erreichen des Achtelfinals. Auf die Weltrangliste schielt Haas nicht mehr - dabei steht er vor dem Sprung in die Top Ten.

Dann huschte doch noch ein zufriedenes Lächeln über das Gesicht von Thomas Haas, als er den warmen Applaus und die „Tommy, Tommy“-Rufe der anderthalbtausend Zuschauer auf Court zwei ausgiebig genoss. Dabei hatte es fast zweieinhalb Stunden lang so ausgesehen, als wäre dieses Tennismatch die reine Qual für ihn gewesen. „Das kennt man doch inzwischen von mir“, sagte Haas, „diese Emotionen brauche ich einfach auf dem Platz.“ Das Schimpfen, das Hadern, das ständige Zwiegespräch mit sich und seinem Anhang auf der Tribüne, all das benötigt Haas, um sich auf Betriebstemperatur zu bringen. Zumal es an diesem kühlen und trüben Tag im Südwesten von Paris darum ging, einen jungen, US-amerikanischen Ehrgeizling in die Schranken zu weisen. Es sollte gelingen. Mit 7:6, 6:2 und 7:5 zog Haas in die dritte Runde der French Open ein.

Sogar schon im Achtelfinale steht Angelique Kerber, die mühevoll die US-Amerikanerin Varvara Lepchenko 6:4, 6:7, 6:4 bezwang. Sie ist damit letzte deutsche Tennisspielerin in Paris, Sabine Lisicki schied mit 0:6, 4:6 gegen die Italienerin Sara Errani und Dinah Pfizenmaier mit 3:6, 4:6 gegen die Weltranglisten-Vierte Agnieszka Radwanska aus.

Auch Haas musste für seinen Sieg hart arbeiten. 20 Jahre ist Jack Sock erst jung, und Haas hält die Nummer 119 der Weltrangliste für den kommenden Andy Roddick. Zumindest die überrissene Vorhand hat sich Sock vom letzten amerikanischen Grand-Slam-Sieger abgeschaut. Wie eine Peitsche schnellten seine Bälle mit Spin über das Netz, es war neben dem Aufschlag seine gefährlichste Waffe, die seine Gegner daher meist meiden. Haas tat das Gegenteil. „Ich habe ihm absichtlich bei wichtigen Punkten auf die Vorhand gespielt“, sagte er, „das ist er ja nicht gewohnt.“

Dennoch hatte Haas zunächst Probleme mit Socks Spiel. Der Court Nummer zwei in Roland Garros ist seiner dichten Atmosphäre und der Steinempore über einer der Seitentribünen wegen besonders beliebt, aber auch weit enger als die großen Stadien. Haas stand schon fast an der Rückwand des Platzes, wenn er Socks knallharte Aufschläge returnierte. Doch Sock hat neben der Rückhand auch bei der Fitness noch Luft nach oben. Da konnte ihm der 15 Jahre ältere Deutsche noch etwas vormachen. „Er wirkt auf keinen Fall wie 35, er bewegt sich fantastisch und ist topfit“, sagte Sock.

Der Amerikaner hatte sich durch die Qualifikation gekämpft, so wie es Haas vor einem Jahr in Paris noch tun musste. Dass er nun die Nummer 14 der Welt ist, findet nicht nur Haas selbst bemerkenswert. Der ehemalige Weltranglistenzweite könnte sogar in die Top Ten zurückkehren. Doch Haas ist inzwischen tief im Hier und Jetzt verankert. „Für mich ist das nicht mehr so wichtig, ich bin keine 20 mehr“, sagte er. Er zähle keine Ranglistenpunkte mehr, mit guter Leistung käme sowieso alles von allein. „Ich will hier weit kommen, das ist mein einziges Ziel.“ Nie ist er in Paris über das Achtelfinale hinausgekommen, das würde er gerne noch ändern. Bereits am Samstag muss er dafür wieder ausgeruht sein, wenn mit John Isner der nächste aufschlaggewaltige Amerikaner auf ihn wartet. „Jetzt gilt’s“, sagt Haas, „wer weiß, ob ich nächstes Jahr noch spiele.“

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