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Sport: Freundschaft auf Eis

Pierre Pagé und Don Jackson führten die Eisbären zum Meistertitel – nun ist Jackson mit Düsseldorf Gegner von Pagé im Finale

Berlin - Die Referenzen des Mannes, der sich bei den Minnesota North Stars vorstellte, waren sehr gut – als Eishockeyspieler zumindest. Da hatte Don Jackson als Verteidiger zwei Mal mit den Edmonton Oilers um Superstar Wayne Gretzky den Stanley-Cup, den Titel in der National Hockey-League (NHL), gewonnen. Das Problem war nur: Jackson bewarb sich als Kotrainer und als Coach hatte der 1989 erst 33 Jahre alte Mann aus Minneapolis keine Erfahrung. Der Trainer der North Stars sagte ihm dann auch: „Sammele erst mal Erfahrung als Coach eines unterklassigen Teams, dann kannst du dich noch einmal in der NHL bewerben.“

Der Coach des damaligen NHL-Klubs aus Minneapolis – heute gibt es dort die Minnesota Wild – hieß Pierre Pagé. Inzwischen muss der Kanadier über jene Episode schmunzeln. „Ich würde Don nicht mehr wegschicken“, sagt Pagé. Bewerber und Entscheidungsträger von einst verbindet inzwischen eine Freundschaft, die ab Donnerstag einige tausend Kilometer von Minneapolis entfernt auf eine harte Probe gestellt wird. In der Finalserie um die deutsche Meisterschaft sind Pagé als Trainer der Berliner Eisbären und Jackson als Coach der Düsseldorfer EG Konkurrenten.

Jackson befolgte damals den Rat Pagés und sammelte Erfahrung als Trainer in der unterklassigen East Coast Hockey League. Drei Jahre später hatte er dann mit einer erneuten Bewerbung in der NHL Glück. Er wurde Kotrainer bei den Quebec Nordiques, unter dem Cheftrainer Pagé. Es war nicht ihre letzte Zusammenarbeit. 2004 wurde Ottawas Kotrainer Jackson wegen des Tarifstreits in der NHL arbeitslos. Im Frühjahr 2005 ging er in Europa auf Jobsuche. Nachdem es Absagen in Salzburg und Wolfsburg gab, war Jackson im Februar bei einem internationalen Turnier in Budapest, als er einen Anruf aus Berlin bekam. Zwei Wochentage wurde er Pagés Kotrainer bei den Eisbären. Ab da lief es wieder in der Karriere des Don Jackson: Die Eisbären wurden Meister und das Angebot kam, als Cheftrainer in Düsseldorf zu arbeiten.

Mit Jackson kam auch der Erfolg nach Düsseldorf zurück. Erstmals seit 1996 steht der Klub wieder im DEL-Finale, der Vertrag mit Jackson wurde bereits um ein Jahr verlängert. Am Sonntag, nach dem 5:3-Sieg über die Kölner Haie im fünften Halbfinalspiel, hat Jackson bei Pagé angerufen. „Don hat sich bei mir dafür bedankt, dass ich ihm die Chance in der DEL gegeben habe“, sagt Pagé. „Er hat sich das mit Düsseldorf aber selbst verdient, er ist ein sehr guter Trainer.“ Daher war wohl der Anteil von Jackson am Titelgewinn der Eisbären auch nicht unerheblich. Der 49 Jahre alte US-Amerikaner war mit seiner imposanten Erscheinung, sonoren Stimme und ruhigen Art in Berlin ein Gegengewicht zum temperamentvollen Pagé. Während der Chef schon mal die Papierkörbe durch die Kabine fliegen ließ, war der Assistent der Mann für die besonnenen Worte. Dabei ist ihre Philosophie vom Beruf des Eishockeylehrers ähnlich. Jackson sagt: „Jeder Tag ist eine Herausforderung, du musst kreativ sein, Ideen verkaufen können.“ Pagé sagt: „Wichtig ist, dass du als Trainer nie aufhörst, dazuzulernen. Sonst wirst du schlechter. Don hat immer dazulernen wollen und ist immer besser geworden.“

Trotzdem, so weit wie der 57 Jahre alte Pagé, der erfolgreichste DEL-Coach der vergangenen Jahre, ist Jackson bei aller Wertschätzung noch nicht. Der Respekt des Mannes aus Minneapolis vor der Arbeit seines Mentors ist dann auch entsprechend groß. „Ich könnte nicht das spielen lassen, was Pierre spielen lässt“, sagt er. „Wir spielen in Düsseldorf einfaches Eishockey, bei den Berlinern läuft der Puck sehr schnell. Unser erstes Auswärtsspiel im November in Berlin haben wir 1:4 verloren, und ich habe meinen Spielern gesagt: Heute konnten wir nicht gewinnen. Das war die bittere Wahrheit.“ Ihr zweites Auswärtsspiel in Berlin gewannen die Düsseldorfer am letzten Spieltag vor den Play-offs allerdings 3:1. Jackson sprach zwar vor allem von einer herausragenden Leistung seines Torwarts Andrej Trefilow, freute sich aber im Stillen ausgiebig über seine taktische Leistung. Der Lehrling hatte den Lehrmeister besiegt.

Einen Vorteil haben die Düsseldorfer in der Play-off-Serie gegen die Berliner sicher: Jackson kennt den Cheftrainer Pagé, der kennt aber nur den Kotrainer Jackson. Dafür weiß Pagé, wie er Meister mit den Eisbären werden kann. Natürlich ist es müßig zu diskutieren, wer da psychologisch im Vorteil ist, eines steht immerhin vor dem ersten Bully fest: Der Titel des deutschen Eishockeymeisters bleibt dieses Jahr unter Freunden – was die Trainer beider Teams betrifft. Allerdings ruht diese Freundschaft während der maximal fünf Spiele langen Finalserie. Pierre Pagé sagt: „Über Eishockey reden Don und ich erst wieder, wenn die Play-offs vorbei sind.“

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