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Sport: Frieren bei 30 Grad

Beim EHC Eisbären wird schon im Juli Eishockey gespielt

Berlin. Der Sporthallenkomplex in der Paul-Heyse-Straße im Bezirk Prenzlauer Berg wirkt nicht gerade einladend. Im großen, schmucklosen Bau haben zu DDR-Zeiten Boxer, Turner, Volleyballer und Leichtathleten geschwitzt. Kugelstoß-Olympiasieger Ulf Timmermann hat in dem Leistungszentrum trainiert. Ein prominentes Beispiel. Inzwischen trainieren in den Anlagen Hobbysportler oder solche Athleten, die groß rauskommen wollen. In letztere Kategorie fallen die 30 jungen Spieler vom EHC Eisbären, die seit zwei Wochen fast täglich in der Eishalle im Bezirk Prenzlauer Berg von Trainer Pierre Pagé, Kotrainer Hartmut Nickel und Manager Peter John Lee übers Eis gescheucht werden – fast zwei Monate vor Saisonbeginn in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL).

Peter John Lee kommt im T-Shirt zur Eishalle. „Drinnen muss ich eine Jacke anziehen“, sagt der Manager. „Der Temperaturunterschied ist schon heftig.“ Während die Stars des Klubs noch bis zum 4. August Urlaub haben, müssen die jungen deutschen Spieler jeden Vormittag aufs Eis. Nur Sonntag ist Ruhetag. „Wer Profi werden will, muss Opfer bringen, der kann halt nicht am Strand liegen“, sagt der ehemalige Profi Lee. Die Berliner haben fünf neue junge Deutsche im Kader, die nun unter Ferienverzicht näher an das Niveau der DEL herangeführt werden sollen. Mit ihnen trainieren noch Spieler aus dem eigenen Nachwuchs sowie ein paar Akteure aus dem DEL-Team wie Torwart Oliver Jonas und Florian Keller. „Wir wollen, dass die Jungs sehen, dass der Weg in die DEL für jeden offen ist“, sagt Lee.

Seit Pagé Trainer ist, schauen sich die Eisbären intensiver außerhalb Berlins nach jungen Spielern um. Verteidiger Tobias Draxinger ist aus Rosenheim, Stürmer Matthias Forster aus Mannheim nach Berlin gekommen. Die beiden 18-Jährigen gelten als talentiert, doch 29 Spiele in der Bayernliga wie Draxinger oder 73 Scorerpunkte wie Forster in der Deutschen Nachwuchs-Liga – das sind Referenzen, über die ein Profi nur lächelt. „Wir verlangen nicht, dass ein 18-Jähriger Topscorer bei den Profis wird“, sagt Lee. „Hier geht es um die Positionen in der vierten Sturmreihe. Wenn ich einem 24-jährigen Profi sage, er spielt vierte Reihe, dreht der durch.“ Denn diese Sturmformation kommt im Regelfall maximal sechs Minuten im Spiel zum Einsatz, zur Entlastung der ersten Reihen, die auch bei Überzahl oder Unterzahl aufs Eis dürfen.

In der Paul-Heyse-Straße wird auch das Powerplay geübt, auch es wenn die Mehrzahl der Beteiligten nur im zweiten Team des EHC, in der Regionalliga, anwenden dürfen wird. Der Frankokanadier Pagé gibt die Anweisungen auf Deutsch. Beim DEL-Team ist wegen der vielen Profis aus Nordamerika Englisch Amtssprache. „Wir wollen hier eine Wohlfühlatmosphäre kreieren, das fängt bei der Sprache an“, sagt Lee. Gibt es denn bei aller Harmonie nicht jemanden, der bei Ankündigung des Fortbildungslehrganges im Hochsommer gemurrt hat? „Nein“, sagt Lee. „Die Jungs sind heiß. Da gab es keine Beschwerden, die haben sich gefreut. Das fand ich dann allerdings fast schon komisch.“

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