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Sport: Friesinger, Pechstein und keine Fans

Die Eisschnelllauf-Meisterschaften in Berlin finden kaum Interesse

Berlin - Die Wettkämpfe waren gut, die Zuschauerränge leer. Trotz der Teilnahme der mehrfachen Olympiasiegerinnen und laut einer aktuellen Umfrage beliebtesten Wintersportlerinnen Claudia Pechstein und Anni Friesinger kamen an den beiden Tagen der Deutschen Eisschnelllauf-Meisterschaften im Mehrkampf und Sprint-Vierkampf nur rund 150 Zuschauer in die Eisschnelllaufhalle im Sportforum Hohenschönhausen.

Joachim Franke, der Trainer von Claudia Pechstein, hatte schon vor Beginn der Veranstaltung die mangelnde Attraktivität der Wettbewerbe für die Zuschauer beklagt. Franke sagte: „In den Mehrkampf muss mehr Dramatik rein. Zum Beispiel mit einem Massenstart auf der letzten Langstrecke. Aber man kann leider frühestens in zwei Jahren die Wettkampfform verändern, denn bis dahin ist schon alles festgelegt.“

Gianni Romme, der Trainer von Anni Friesinger, sieht es anders: „Der Sport muss nicht verändert werden. In Holland ist der Mehrkampf sehr beliebt, aber da sind auch mehr Teilnehmer am Start. Man muss die Sportart für die Jugend wieder attraktiver machen und für mehr Nachwuchs sorgen“, sagte der Niederländer. Claudia Pechstein nahm die geringe Zuschauerresonanz gelassen hin: „Es ist ja ‚nur‘ eine deutsche Meisterschaft. Es ist zwar schade, aber ich kann damit leben. Zumindest meine Familie war da.“

Auch Bundestrainer Bart Schouten ist mit dem Verlauf der Meisterschaft zufrieden. Ein deutscher Rekord, mehrere Meisterschaftsrekorde und viele persönliche Bestleistungen waren nach zwei Wettkampftagen zu verzeichnen. Ähnlich äußerte sich Franke: „Das Niveau der ersten drei war in allen Wettbewerben sehr gut. Wie die Leistungen auf internationaler Ebene einzustufen sind, wird man bei der Europameisterschaft in 14 Tagen sehen.“

Die Entscheidung im Mehrkampf war sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern eine klare Sache. Anni Friesinger schaffte vier Siege in vier Rennen. Titelverteidigerin Claudia Pechstein kam vor Daniela Anschütz-Thoms auf den zweiten Platz. Im Mehrkampf der Männer siegte der Berliner Tobias Schneider überlegen und mit neuem deutschen Rekord, auch ihm gelangen vier Siege in vier Läufen. Auch Jenny Wolf aus Berlin siegte in allen ihren Läufen und wurde souverän Deutsche Meisterin im Sprint-Vierkampf. Samuel Schwarz sicherte sich den Titel im Sprint-Vierkampf der Männer.

„Ich bin zurzeit supergut drauf und sehr zufrieden. Es waren ja meine ersten 3000 Meter und 5000 Meter in dieser Saison“, sagte Anni Friesinger. Dann gab sie noch bekannt, dass sie nicht bei der EM in Klobenstein starten wird, sondern bei der Sprint-Weltmeisterschaft im norwegischen Hamar. „Der Sprint-Titel fehlt mir noch“, sagte Friesinger. „Ich hatte zwar überlegt, bei beiden Veranstaltungen zu starten, aber das Risiko ist mir dann doch zu groß. Es liegt ja nur eine Woche zwischen den Wettkämpfen.“ Claudia Pechstein wird dagegen bei der EM antreten. „Mit meiner Leistung an diesem Wochenende bin ich zufrieden. Es war aber sehr hart“, sagte die Berlinerin.

Insgesamt fällt die Bilanz der Meisterschaft positiv aus, zumindest aus Sicht der sportlichen Leitung. Die Leistungen der besten Läuferinnen und Läufer waren auf einem hohen, international konkurrenzfähigen Niveau. Das scheint für alle direkt Beteiligten das Wichtigste zu sein – aber darüber hinaus nur für sehr wenige Berliner Zuschauer.

Hannes Maurer

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