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Sport: Fröhlicher Fußball

Beim Afrika-Cup spielt sich die Mannschaft Angolas für die Weltmeisterschaft ein

Eine weiche Männerstimme hallt durch die pompöse Eingangshalle aus Marmor, sie wird untermalt von Musik aus zwei großen Boxen. 25 Männer in Trainingsanzügen tanzen dazu, mit ausschweifenden Bewegungen. Es laufen deutsche und britische Urlauber vorbei – einige bleiben interessiert stehen, andere gehen kopfschüttelnd weiter. Die Aufführung will nicht so recht in das gewohnte Bild der Lobby des Fünf-Sterne-Hotels „Barcelo Golf“ in Marbella passen. Der Fußball-Nationalmannschaft Angolas und dem Musiker Derito ist das egal. Sie haben Grund zum Feiern: Das Team hat sein dreiwöchiges Trainingslager in Spanien überstanden und der Musiker ein Werk vollendet, an dem er mehrere Monate gearbeitet hatte. Derito hat zwei Songs für die kommende Weltmeisterschaft geschrieben. Die hat er der Mannschaft jetzt präsentiert.

An diesem Samstag beginnt für die Angolaner der Afrika-Cup mit einem Spiel gegen Kamerun, doch „der Fokus liegt schon jetzt auf der Weltmeisterschaft in Deutschland“, sagt Kotrainer Alvaro de Almgida. Beim Afrika-Cup wollen die „Palancas Negras“, die schwarzen Antilopen, wie die Nationalspieler genannt werden, das Halbfinale erreichen. An dem Turnier, das am Freitag mit dem Spiel des Gastgebers Ägypten gegen Libyen beginnt, nehmen 16 Mannschaften teil.

„Die Vorrunde müssen wir überstehen“, sagt Trainer Luis de Oliveira de Goncalves. Die Erwartung der Menschen in Angola ist mit der überraschenden Qualifikation des Teams für die WM rapide gestiegen. Angola hat sich erstmals in der Geschichte des Landes qualifiziert. „Jeder ist auf einmal verrückt nach uns“, sagt Goncalves. „Es tut unserem Land sehr gut, dass die Menschen etwas haben, das sie verbindet. Wir spielen fröhlichen Fußball. Ich glaube, wir haben unserem Volk ein wenig Freude bereitet.“

Angola steckte 30 Jahre lang in einem blutigen Bürgerkrieg, seit 2002 herrscht Waffenstillstand. Die angolanische Liga lief zwar auch während des Krieges weiter, „aber für die besteht lange kein so großes Interesse, wie an der Nationalmannschaft“, sagt Kotrainer Almgida. Dabei spielt ein Großteil der Mannschaft in der heimischen Liga. Der Stürmer Fabrice Akwa Meieco ist einer der wenigen, die im Ausland spielen. Der frühere Spieler von Benfica Lissabon verdient sein Geld mittlerweile in Katar. Sein Tor zum 1:0-Sieg über Ruanda hatte zur Folge, dass Gruppenfavorit Nigeria zu Hause bleiben muss. Bei der WM trifft Angola auf Portugal, Mexiko und Iran. „Vier bis fünf Millionen Menschen haben uns in Luanda gefeiert und eine Parade durch die Stadt veranstaltet“, erzählt Akwa: „Der Held ist unser Trainer.“

Der Portugiese Goncalves übernahm das erfolglose Team erst Ende 2003. Er führte den modernen Fußball ein, ließ die Mannschaft erstmals in einem 4-4-2-System spielen und hatte auf Anhieb Erfolg. Bei den Testspielen in Malaga waren die Ergebnisse seiner Mannschaft sehr durchwachsen. Gegen den deutschen Zweitligisten Wacker Burghausen verlor Angola beispielsweise 2:3, gegen den 1. FC Nürnberg 0:1, dafür wurde der FC Brügge 4:1 geschlagen. Goncalves kann diese Unbeständigkeit nicht aus der Ruhe bringen. „Wir haben viel experimentiert“, sagt er. „Meine Startelf habe ich dabei auch gefunden.“

Den großen kahlköpfigen Luis de Oliveira de Goncalves kann anscheinend sowieso nur wenig nervös machen. Als Musiker Derito ihm das Mikrofon in der Hotellobby vor den Mund hält und ihn zum Mitsingen animieren will, zeigt der Trainer keine Regung. Seine Mundwinkel bleiben starr. Derito und die Mannschaft stören sich daran nicht. Sie tanzen und feiern weiter.

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