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Martin Schmidt, Trainer des Fußball-Bundesligisten FSV Mainz 05

© dpa

Bundesliga-Saisonvorschau (13): FSV Mainz 05: So weit die Füße tragen

Am 26. August startet die Fußball-Bundesliga in ihre 54. Saison. In unserer Serie testen wir Stärken, Schwächen und Vorlieben der Vereine. Folge 13: FSV Mainz 05..

Was hat sich verbessert?

Die Vorläufer der Bundesliga dürfen sich noch stärker verausgaben. Die Mainzer, die in der vergangenen Spielzeit durchschnittlich 117,63 Kilometer pro Spiel abspulten und damit zumindest in dieser Tabelle Erster waren, haben sich dank ihrer Energiereserven als Tabellensechste der Saison 2015/16 erstmals für die Gruppenphase der Europa League qualifiziert – und wollen auch auf der internationalen Ebene mit ihren physischen Pfunden wuchern. Die Dreifachbelastung in Meisterschaft, DFB-Pokal und Europapokal betrachtet der von Natur aus optimistische Martin Schmidt als willkommene Herausforderung, der er sportwissenschaftlich-akribisch begegnen will. „Die Belastungssteuerung und der Grundlagenbereich stehen noch mehr im Vordergrund“, sagt der Trainer aus der Schweiz.

Wer sind die Stars?

Das fragen sich die Fans der Rheinhessen auch Jahr für Jahr, wenn wieder einmal die besten Mainzer Spieler zu einem größeren Klub gewechselt sind. In diesem Jahr verließen Torhüter Loris Karius (für 6,2 Millionen Euro zum FC Liverpool) und der unermüdliche Kapitän und Mittelfeld-Vorarbeiter Julian Baumgartlinger (für 4 Millionen Euro zu Bayer Leverkusen) den Verein.

Den Keeper soll der – typisch für die Mainzer Transferpolitik – hierzulande recht unbekannte Däne Jonas Lössl (kam für 2,5 Millionen Euro vom französischen Ligue-1-Klub EA Guingamp) und der bei Real Madrid ausgebildete und zuletzt bei Galatasaray Istanbul spielende Spanier José Rodriguez ersetzen, der 2,15 Millionen Euro Ablöse gekostet hat. No Names? Darüber können sie in Mainz nur lächeln, da sich auch die Prominenz von Karius und Baumgartlinger in Grenzen hielt, als sie bei den 05ern anheuerten.

Wer hat das Sagen?

Da in Manager Christian Heidel der Mann den Klub verlassen hat, der den FSV Mainz 05 24 Jahre lang prägte und zu einer erstklassigen Adresse machte, ist die neue Hierarchie in diesem Klub noch nicht eindeutig absehbar. An der Spitze des eingetragenen Vereins steht seit 28 Jahren der zuletzt ob seiner großzügig bemessenen Aufwandsentschädigung kritisierte Rechtsanwalt Harald Strutz, der den Klub mit alten Weggefährten führt. Dem Bedürfnis nach strukturellen Reformen wird sich Strutz beugen, um auch in Zukunft eine gestaltende Kraft des Klubs sein zu können. Den Verlust der hohen Fußballkompetenz seines Vorgängers Heidel soll der von Werder Bremen gekommene Sportdirektor Rouven Schröder bestmöglich wettmachen. Er überzeugt bisher mit einer Transferpolitik der ruhigen Hand neben dem unbestrittenen schweizerischen Trainer Schmidt, der die Mainzer Lust auf Abenteuerfußball wieder erblühen ließ wie einst unter dem vom Trainerautodidakten zum Trainerstar aufgestiegenen Jürgen Klopp.

Was ist in dieser Saison möglich?

Ein Platz mitten in der Bundesliga-Tabelle zwischen Rang sechs und zwölf dürfte angesichts eines breit gefächerten und, bei aktuellen Transferausgaben von 21 Millionen Euro, werthaltigen Kaders drin sein. Die Mainzer werden ihrem giftigen Balleroberungsfußball treu bleiben, ihre Gegner wie gehabt mit Vehemenz und Tempo unter Druck setzen und ihr Selbstwertgefühl aus ihrer kollektiven Stärke ableiten.

Und sonst?

Wie sich der 1. FSV Mainz 05 ohne Heidel in seiner achten Bundesligasaison nacheinander zurechtfinden wird, ist diesmal die besonders spannende Frage. Sie wird aber getreu der fröhlichen Liedzeile – „Wir sind nur ein Karnevalsverein“ – nicht bang gestellt, da der Mainzer Weg, den vor allem Heidel im Verein mit tüchtigen Trainern wie Klopp, Thomas Tuchel und Schmidt mustergültig planiert hat, bestens gangbar ist für alle, die bereit sind, sich für diesen Klub die Hacken abzulaufen.

Die Mannschaft jedenfalls ist heiß auf den Startschuss am 27. August in Dortmund. Innenverteidiger Niko Bungert sagt: „Wir sind auf dem besten Weg, um im Spiel unsere berühmten 120 Kilometer laufen zu können.“ Bundesligafußball so weit die Füße tragen – damit kann man, wie das Beispiel Mainz 05 zeigt, bis nach Europa kommen.

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