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Im Jubeln sind die Füchse inzwischen geübt.

© dpa

Champions League: Tag der Superlative für die Füchse

Die Füchse müssen den Erfolg in der Champions League erst einmal verarbeiten. Dabei wurde inzwischen bereits der Viertelfinalgegner ausgelost - weiteren Prämien und noch mehr Prestige winken.

Im Moment des großen Sieges dachte Bob Hanning zuallererst an die Anhängerschaft. Freundlich, aber bestimmt schob der Manager der Füchse Berlin die Mikrofone zur Seite, die ihm nach dem 24:23-Sieg gegen den HSV Hamburg und dem damit verbundenen Einzug ins Viertelfinale der Champions League unter die Nase gehalten wurden. Hanning schritt also in Richtung Kabine, öffnete die Tür und verfügte: „Alle nochmal raus, alle nochmal zu den Fans.“ Die mitgereisten Anhänger der Berliner harrten auch 30 Minuten nach Abpfiff einer mitreißenden Partie in ihrem Block aus, der Geräuschpegel stieg merklich an, als sich die Mannschaft zum kollektiven Tanz vor ihnen aufreihte. Markus Richwien, der die Zeremonie angeführt hatte, fasste den Nachmittag passend zusammen. „Es ist der Wahnsinn, wir gehören zu den besten acht Teams Europas. Die verrückte Geschichte der Füchse geht weiter.“

Alle Berliner reihten sich in diesen Grundtenor ein. „Wir sind absolut überwältigt“ sagte Trainer Dagur Sigurdsson. „Ich bin brutal fertig. Was für ein Match“, schnaufte Silvio Heinevetter, der sein Team mit Paraden überhaupt im Spiel gehalten hatte. Schließlich kreierte Kapitän Torsten Laen die schönste Wortschöpfung des Tages: „Die Mannschaft spielt seit Wochen Über-Über-Über-Niveau. Das heute war der absolute Höhepunkt.“ Nun sind Superlative für gewöhnlich mit Vorsicht zu genießen, am Sonntag waren sie jedoch allemal angemessen.

Das Selbstverständnis, mit dem die Berliner in ihrer ersten Champions-League-Saison beim aktuellen Deutschen Meister auftraten, insbesondere in der Phase nach zwischenzeitlichem Fünf-Tore-Rückstand, beeindruckte selbst die so heimstarken Hamburger, die in der Schlussphase geradezu ängstlich agierten. „Wir haben immer an den Sieg geglaubt, auch als das Spiel zu kippen drohte“, sagte Trainer Dagur Sigurdsson. Torsten Laen pflichtete bei: „Wir sind in einer schwierigen Situation ruhig geblieben. Das zeichnet die Mannschaft aus.“ National haben die Berliner bereits den Nachweis erbracht, dass sie für jeden Gegner, selbst für die Spitzenteams aus Kiel und eben Hamburg, ein unangenehmer Gegner sein können. International ist diese Erkenntnis spätestens mit dem Einzug in die Runde der letzten Acht verbürgt.

Nicht zuletzt daraus resultierte die Frage, ob die Berliner gerade eine Wachablösung in fremder Halle vollzogen hatten. Manager Hanning wollte so weit nicht gehen. Er sprach von einer „schönen Momentaufnahme“, betonte jedoch: „Für eine Wachablösung fehlen uns die Mittel.“ Zum Vergleich: Der Etat der Hamburger wird mit etwa neun Millionen Euro angegeben, die Füchse müssen mit knapp fünf Millionen auskommen. Daran ändert auch der Viertelfinal-Einzug nicht viel. 40 000 Euro Prämie überweist die Europäische Handballföderation (EHF) nach Berlin. Unter diesem Aspekt fügte Hanning, der 2005 unehrenhaft als HSV-Trainer entlassen worden war, einen Satz hinzu, der durchaus als Seitenhieb auf den Gegner zu verstehen war, auch wenn er primär als Lob für das eigene Team gemeint war. „Wir haben nicht die besten oder teuersten Spieler, aber dafür Spieler mit Charakter und Leidenschaft.“

Diese schauten am Dienstag gebannt nach Wien, wo die Viertelfinal-Ansetzungen ausgelost wurden. In der Runde der letzten Acht treffen die Berliner auf Ademar Leon aus Spanien. Sollten die Berliner auch die nächste Runde überstehen, sind – je nach finaler Platzierung – mindestens weitere 100 000 Euro Prämie möglich, die von der EHF für das Erreichen des Final-Four-Turniers am 26. und 27. Mai in Köln ausgeschüttet werden. An diesen Gedankenspielen wollte sich aber kein Berliner beteiligen. Der Status, den sich die Berliner mit dem Erfolg von Hamburg im internationalen Handball erspielt haben, ist mit Geld ohnehin nicht aufzuwiegen.

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