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Prominente Namen wie der von Bayern-Kapitän Mark van Bommel werden in Wolfsburg heiß gehandelt.

© dpa

VfL Wolfsburg: Führungsspieler gesucht

Der VfL sucht einen Spieler, welcher der Wolfsburger Mischung aus begnadeten Individualisten und verunsicherten Mitläufern Halt gibt. Das könnte Mark van Bommel sein.

Von Christian Otto

Sie suchen immer noch. Nach einem Leitwolf. Nach einem Spieler, der im Auftrag des VfL Wolfsburg mutig und vorbildlich vorangeht. „Wir werden nicht mit dem großen Kescher vorgehen. Aber vielleicht tun wir im Winter noch etwas in Sachen Neuverpflichtungen“, sagt Dieter Hoeneß. Die sportliche Krise der Wolfsburger bringt Hoeneß allmählich unter Zugzwang. Angesichts von nur drei Punkten, die den VfL von einem Abstiegsrang trennen, möchte Hoeneß den Spielern jede nur mögliche Ausrede nehmen. „Wir haben hier genug geredet“, sagt der Vorsitzende der Wolfsburger Geschäftsführung.

Ein Sieg im letzten Heimspiel der Hinrunde, zu dem der VfL am Samstag die TSG Hoffenheim empfängt, kann die mäßige Bilanz des Klubs kaum noch schönen. „Geduld hat ihre Grenzen“, sagt Dieter Hoeneß, der dem unter Druck geratenen Trainer Steve McClaren zwar demonstrativ den Rücken stärkt, aber dafür die Spieler angesichts enttäuschender Leistungen in die Pflicht nimmt. Die Führungsetage des VfL vermisst auf dem Platz vor allem einen Führungsspieler, welcher der Wolfsburger Mischung aus begnadeten Individualisten und verunsicherten Mitläufern Halt gibt. Dass Mark van Bommel, dessen Warten auf eine Vertragsverlängerung offenbar für Handlungsdruck beim FC Bayern München sorgt, ein solcher Chef sein könnte, steht außer Frage. „Aber dieses Gerücht kommt aus München. Wir hatten nie konkreten Kontakt zu Mark van Bommel“, behauptete Hoeneß gestern und dementierte damit Medienberichte, denen zufolge der 33 Jahre alte Holländer mit der robusten Spielweise schon während der bevorstehenden Winterpause ein Thema für den VfL Wolfsburg sein könnte.

Neben den Gerüchten um van Bommel gab es für Hoeneß eine weitere unerfreuliche Nachricht. Der ehemalige Manager von Hertha BSC soll nach einem Urteil des Sportgerichtes des Deutschen Fußball-Bundes wegen seines unsportlichen Verhaltens nach dem Heimspiel gegen Schalke 04 (2:2) eine Strafe von 8000 Euro zahlen. Hoeneß hatte sich lautstark bei Schiedsrichter Wolfgang Stark beschwert, weil der ein Handspiel von Klaas-Jan Huntelaar übersehen hatte.

Wolfsburg kommt momentan einfach nicht zur Ruhe. Sportlich ruhen die Hoffnungen fast immer auf Torjäger Edin Dzeko und Spielmacher Diego. Das macht die Mannschaft ausrechenbar. „Wir brauchen Zeit, bis das hier alles zusammenwächst“, sagt McClaren. „Gegen Hoffenheim, das ist das Spiel des Jahres“, findet Diego, was nicht dafür spricht, dass McClaren noch viel Zeit hat.

Die Gerüchte um van Bommel und die Sorge, ob Edin Dzeko in seiner derzeitigen Verfassung eigentlich der richtige Mann als Kapitän ist, liegen wie ein Schatten über der verunsicherten Mannschaft. Bei Dzeko, der sich so gerne einem größeren Verein wie dem AC Mailand oder Manchester City anschließen möchte, sorgen die vielen Schlagzeilen wegen eines vorzeitigen Wechsels für ständiges Ungemach. Deshalb will Hoeneß den Bosnier spätestens im Sommer 2011 entweder noch länger als bisher an den Verein binden oder einen Verkauf einleiten. Um die langfristig gesteckten Ziele des VfL zu erreichen, muss aber kurzfristig ein weiterer Personalumbau vorgenommen werden. Hoeneß macht kein Geheimnis daraus, dass er sich von einigen unter Vertrag stehenden Spielern trennen möchte und kurzfristig durchaus noch einmal nachkaufen könnte.

Die bisherige Transferpolitik hat für eine so flache Hierarchie in der Stammelf gesorgt, dass dem Team ein führender Kopf fehlt. Hoeneß hatte vor der Saison mit Michael Ballack (Leverkusen), Anatoli Timoschtschuk (München) und Jermaine Jones (Schalke) bereits prominente Spieler mit Führungsqualitäten umworben. Aber seine Versuche, sie für Wolfsburg zu begeistern, endeten erfolglos.

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