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Nicht weit genug. Christian Reif sprang in Moskau auf 8,22 Meter. Foto: dpa

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Sport: Fünf Zentimeter fehlen

Christian Reif verpasst im Weitsprung Bronze.

Moskau - Mit einem Kopfschütteln und nachdenklichem Gesicht stieg Christian Reif aus der Sandgrube. Der zurzeit beste deutsche Weitspringer hatte bei der Leichtathletik-WM in Moskau gerade eine exzellente Leistung gezeigt, er hatte mit 8,18 Metern begonnen und schnell noch einmal vier Zentimeter draufgelegt (8,22). Zur Halbzeit sah es noch nach einer Medaille aus. Doch in der zweiten Hälfte eines starken und vor allem sehr ausgeglichenen Wettkampfs zog auf einmal ein Rivale nach dem anderen an dem Europameister von 2010 vorbei. Reif fiel innerhalb nur weniger Minuten von Platz drei auf Platz sechs zurück. Am Ende fehlten ihm nur fünf Zentimeter zu Bronze und damit zum wohl größten Erfolg seiner Karriere.

„Das war knapp, da war mehr drin. Dass da eine gewisse Enttäuschung da ist, kann wohl jeder verstehen“, sagte der 27-Jährige. „Ich möchte aber morgen nicht als enttäuschter Athlet in der Zeitung stehen, denn das würde der Sache nicht gerecht werden.“ Tatsächlich bot er mit eine gute Serie mit vier Sprüngen über 8,12 Meter. „Ich habe mir nichts vorzuwerfen“, sagte er, „mir hat nur ein Quäntchen Glück gefehlt, das war ein unglaublich hochkarätiger Wettkampf.“

Die Goldmedaille war in diesem Wettkampf schnell vergeben. Unter dem großen Jubel der Zuschauer sprang der neue Weltmeister Alexander Menkow aus Russland gleich zweimal Weltjahresbestleistungen. Am Ende siegte der Russe mit herausragenden 8,56 Metern.

Doch dahinter lagen zwischen Platz zwei und sechs nur wenige Zentimeter: Silber ging an den Niederländer Ignisious Gaisah mit 8,29 Metern, Bronze an den Mexikaner Luis Rivera mit 8,27 Metern. Eusebio Caceres aus Spanien (8,26), der Brasilianer Mauro Vinicius da Silva (8,24) und auch Reif gingen trotz starker Leistungen leer aus. Sein bester Versuch war eigentlich deutlich weiter als 8,22 Meter und hätte mindestens für Bronze gereicht, wenn der Deutsche nicht beim Absprung mehrere Zentimeter verschenkt hätte.

Europameister Sebastian Bayer wurde nur Neunter – viel mehr war angesichts seiner Verletzungsprobleme in den vergangenen Monaten aber auch nicht drin. „Ich habe schon versucht, zu trainieren und alles vorzubereiten wie sonst auch. Aber irgendwie hat es nicht so geklappt wie im letzten Jahr“, sagte er in der ARD. Dabei hatte ihm der erste Sprung noch durchaus Hoffnung auf mehr gemacht. „Die 7,98 Meter haben mir relativ viel Zuversicht gegeben, doch dann war der zweite Sprung ungültig“, sagte Bayer.

Vor fünf Wochen waren Bayer und auch der bereits in der Qualifikation ausgeschiedene Alyn Camara bei den deutschen Meisterschaften noch deutlich weiter gesprungen als Reif. Das war, wie der WM-Sechste am Freitagabend verriet, „ein Warnschuss“ und der Hauptgrund für seinen starken Wettkampf bei der WM. „Ich habe in den letzten fünf Wochen so hart trainiert wie noch nie“, sagte Reif. Er reiste auch früher als seine Rivalen in Moskau an, um die Anlage im Luschniki-Stadion zu testen. „Ich war in einer tollen Form“, sagte er. „Letztendlich hat mir nur der Ausreißer nach oben gefehlt.“ Tsp/dpa

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